Anhang III – Handzettel zum Erlass Nr. 227
Lies den Befehl Nr. 227 unten. Der Befehl wurde am 28. Juli 1942 von Josef Stalin in seiner Eigenschaft als Volkskommissar für Verteidigung erlassen. Er ist bekannt für seinen berühmten Satz „Keinen Schritt zurück!“. Diskutiert in Gruppen, welche Gründe Stalin haben könnte, einen solchen Befehl zu erlassen und welche Folgen dieser Befehl haben könnte. Bitte macht euch Notizen, da diese in einer späteren Klassendiskussion verwendet werden.
„Der Feind schickt ohne Rücksicht auf Verluste neue Kräfte an die Front und dringt tief in die Sowjetunion ein, erobert neue Gebiete, zerstört unsere Städte und Dörfer und schändet, plündert und tötet das sowjetische Volk. Die deutschen Invasoren dringen in Richtung Stalingrad und zur Wolga vor und wollen um jeden Preis den Kuban und den Nordkaukasus mit ihrem Öl und Getreide einnehmen. [...] Ein Teil der sowjetischen Truppen an der Südfront hat, den Panikmachern folgend, viele Städte ohne Widerstand und ohne Befehl aus Moskau verlassen und ihre Fahnen mit Schande bedeckt. Das Volk unseres Landes, das die Rote Armee liebt und achtet, wird allmählich entmutigt und verliert den Glauben an die Rote Armee und viele verfluchen die Rote Armee, weil sie unser Volk unter dem Joch der deutschen Unterdrücker zurückgelassen hat und selbst nach Osten flieht.
Einige Leute an der Front reden sich ein, dass wir uns weiter nach Osten zurückziehen können, da wir viel Territorium, viel Boden und eine große Bevölkerung haben und dass es immer viel Brot für uns geben wird. Damit wollen sie die Angst an der Front rechtfertigen. Aber solches Gerede ist lügnerisch und hilft lediglich unseren Feinden. Jeder Kommandeur, jeder Soldat der Roten Armee und jeder politische Kommissarsollte verstehen, dass unsere Mittel nicht unbegrenzt sind. Das Territorium des Sowjetstaates ist keine Wüste, sondern besteht aus Menschen - Arbeiter*innen, Landarbeiter*innen, unseren Vätern, Müttern, Ehefrauen, Brüdern, Kindern. [...] Wir haben mehr als 70 Millionen Menschen, mehr als 800 Millionen Pfund Brot jährlich und mehr als 10 Millionen Tonnen Metall jährlich verloren. Jetzt haben wir keine Vorherrschaft über die Deutschen an menschlichen Reserven, an Brotreserven. Dies führt zu der Schlussfolgerung, dass es an der Zeit ist den Rückzug zu beenden. Keinen Schritt zurück! Das sollte jetzt unsere Hauptdevise sein.
Diesem Befehl gemäß sollen die Militärräte der Fronten und die Frontkommandanten: [...]
a) innerhalb jeder Front ein bis drei (je nach Lage) Strafbataillone (800 Personen) bilden, in die Kommandeure und Oberbefehlshaber und entsprechende Kommissare aller Waffengattungen, die sich durch Feigheit oder Verwirrung eines Disziplinverstoßes schuldig gemacht haben, entsandt werden, und sie in schwierigere Abschnitte der Front versetzen, um ihnen Gelegenheit zu geben, ihre Verbrechen gegen das Vaterland mit ihrem Blut zu sühnen. [...]
b) innerhalb der Reihen jeder Armee 3 bis 5 gut bewaffnete Sperreinheiten (bis zu 200 Personen in jedem) zu bilden und sie direkt hinter instabile Divisionen zu stellen und sie im Falle von Panik und verstreuten Rückzügen von Teilen der Divisionen dazu zu verpflichten, Panikmacher und Feiglinge an Ort und Stelle zu erschießen und so den ehrlichen Soldat*innen der Division zu helfen und ihre Pflicht gegenüber dem Vaterland zu erfüllen; [...]
c) den Verteidigungskräften der Armee jede Hilfe und Unterstützung bei ihrer Aufgabe gewähren und die Ordnung und Disziplin in den Einheiten stärken.“
Der Volkskommissar für Verteidigung
Josef Stalin
Quelle: Befehl des Volkskommissars für Verteidigung der UdSSR. Moskau, Nr. 227, 28. Juli 1942, letzter Zugriff: 18. Januar 2023.