Verschiedene Kriege

Nationale Geschichtslehrbücher über den Zweiten Weltkrieg

Die Ausstellung „Verschiedene Kriege“ zeigt die Unterschiede in den Erzählungen und der Wahrnehmung der Geschichte des Zweiten Weltkriegs in aktuellen Geschichtsbüchern weiterführender Schulen Tschechiens, Deutschlands, Italiens, Polens, Litauens und Russlands.

Die Ausstellung „Verschiedene Kriege“

Dauer 2:10

Warum dieses Thema? Der Zweite Weltkrieg bleibt eines der schmerzlichsten und konfliktreichsten Kapitel in der Erinnerung der europäischen Nationen. In Russland ist der Sieg im Großen Vaterländischen Krieg eines der bedeutendsten Ereignisse der nationalen Geschichte.

Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt

Moskau, 23. August 1939

In Deutschland ist der Vertrag auch bekannt als Hitler-Stalin-Pakt, in anderen Ländern als Molotow-Ribbentrop-Pakt.

Unterzeichnung des Pakts, August 1939.
© Bundesarchiv, Bild 183-S52480 / CC-BY-SA 3.0

Italien: Erstaunen und Empörung

Die Welt begegnete der Bekanntgabe des Vertrags zwi- schen zwei Regimen, die ideologisch gesehen auf verschie- denen Seiten standen, mit einer Mischung aus Erstaunen und Empörung (Giardina, S. 351).

Banti zeigt die Zusammenhänge zwischen dem Vertrag und der allgemeinen diplomatischen Situation auf: Im April 1939 garantierten Frankreich und Großbritannien der polni- schen Regierung ihre Hilfsbereitschaft im Falle eines deutschen Angriffs. Deutschland reagiert mit mehreren Gegenzügen. Im Mai 1939 unterzeichnen Deutschland und Italien den „Stahlpakt“ [...], was die Deutschen nur unzu- reichend beruhigt. [...] Auf die Spannungen zwischen der UdSSR und den Westmächten zählend (letztere hatten den sowjetischen Vorschlag für einen gemeinsamen Kampf in einem möglichen Krieg gegen die Nationalsozialisten abgelehnt), begannen deutsche und sowjetische Diploma- ten mit Verhandlungen, die am 23. August 1939 – zu aller Überraschung – zur Unterzeichnung eines „Nichtangriffs- pakts“ zwischen der UdSSR und Deutschland führten (S. 439).

Es muss hervorgehoben werden, dass beide Lehrbücher den Gründen, die die UdSSR zur Unterzeichnung eines Vertrags mit Deutschland brachten, sehr wenig Aufmerksamkeit schen- ken. Einzig Giardina spricht über die Überraschung der Sow- jets, als die „Operation Barbarossa“ 1941 begann.

Russland: „Ein erzwungener Schritt“

Stalin und Ribbentrop nach der Unterzeichnung des Vertrags, August 1939.
© Bundesarchiv, Bild 183-H27337 / CC-BY-SA 3.0

Alle russischen Lehrbücher interpretieren den Molotow-Ribbentrop-Pakt als einen Stalin aufgezwungenen Schritt, der aus der Angst vor internationaler Isolation heraus geschah. Um seinen Angriff auf Polen ungehindert beginnen zu können, beschloss Hitler, die UdSSR zu neutralisieren. Stalin, der die Hoffnung aufgegeben hatte, einen Vertrag mit Großbritannien und Frankreich abschließen zu können, aber überzeugt davon, dass ein imperialistischer Krieg bevorstand, riskierte eine geheime Absprache mit Hitler (Volobuyev, S. 78).

Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt war ein der UdSSR aufgezwungener Schritt, nachdem all ihre Initiativen, der [deutschen] Aggression gemeinsam die Stirn zu bieten, auf die massive Opposition der damaligen westlichen Politiker gestoßen waren (Plenkov, S. 92).

Only two modern textbooks mention the fact that the Soviet party concealed the ‘secret protocols’: Soviet authorities blankly denied the fact of making a secret agreement with Germany, although its text was available for foreign scholars (Zagladin, Kozlenko, p. 209). None of the authors mentions the fact that the Soviet Union gave economic and military aid to Germany (although this information was present in the textbooks published in the 1990s)

Nur zwei moderne Schulbücher erwähnen die Tatsache, dass die sowjetische Seite das geheime Zusatzprotokoll verschwieg: Sowjetische Autoritäten leugneten rundweg das Aufsetzen eines geheimen Vertrags mit Deutschland, obwohl der Text ausländischen Wissenschaftlern zur Verfügung stand (Zagladin, Kozlenko, S. 209). Keiner der Auto- ren führt an, dass die Sowjetunion gegenüber Deutschland wirtschaftliche und militärische Hilfe leistete (obwohl diese Information in den Schulbüchern der 1990er Jahre vorhanden war).

Die Unterzeichnung des geheimen Zusatzprotokolls entschied sowohl über das Schicksal der baltischen Staaten [...] als auch Polens, Finnlands und Bessarabiens. Offiziellen Äußerungen zufolge wurde diese [die polnische] Bevölkerung von der Roten Armee „beschützt“. Zehntausende pol- nische Offiziere wurden gefangen genommen. Im Frühjahr 1940 wurden ungefähr 22 000 von ihnen in Katyn (bei Smolensk), in der Nähe von Charkiw und Ostaschkow (bei Twer) auf Anweisung des Politbüros von NKWD-Truppen [Angehörigen der sowjetischen Geheimpolizei] hingerichtet (Izmozik, Rudnik, S. 192-193).

Traditionell zerstreuen die Lehrbücher den Mythos, dass Stalin beabsichtigte, Hitler zuerst anzugreifen. Die Tatsache, dass die Unterzeichnung der Verträge schließlich zum Krieg führte, ist einer der schmerzhaftesten Punkte im „offiziellen“ russischen Gedächtnis. Charakteristisch ist, dass sich der Erzählstil in den meisten Schulbüchern an dieser Stelle verändert. Anstelle einer trockenen und prägnanten Darstellung von Fakten erge- hen sich die Autoren in langen Spekulationen, die Stalins Logik nachzuvollziehen versuchen.

Das geheime Zusatzprotokoll zum Molotow-Ribbentrop-Pakt, das die deutschen und sowjetischen Interessensphären absteckte. Das Dokument wurde vom sowjetischen Außenminister Wjatscheslaw Molotow und dem deutschen Außenminister Joachim von Ribbentrop unterzeichnet. Aus: Wikimedia

Deutschland: Bewertung aus verschiedenen Perspektiven

„Der Nationalsozialismus kehrt den Russen seinen Rücken zu ... auf diese Weise!“ Karikatur aus der französischen Satirezeitschrift Marianne zum Nichtangriffsvertrag vom August 1939. Aus: Klett, S. 246 © akg-images

In den Autorentexten werden die Fakten dargestellt und die Absichten der beiden Diktatoren interpretiert: Adolf Hitler wollte einen Zweifrontenkrieg abwenden und mit Hilfe Josef Stalins den polnischen Staat auflösen.

Stalin verdächtigte die Westmächte, Hitlers Expansionsstreben mit Absicht gegen die Sowjetunion zu wenden. Stalin forderte nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei, dass alle osteuropäischen Staaten über Polen hinaus gegenüber Deutschland geschützt werden müssten. Die Westmächte sahen in dieser Forderung sowjetisches Hegemonialstreben und lehnten ab. Stalin schloss darauf den Pakt mit Hitler, um Zeit für die eigene Rüstung zu finden (Klett, S. 248).

In Kletts Lehrbuch ist der Text des Vertrags mit dem geheimen Zusatzprotokoll abgedruckt (Klett, S. 245-246). Die Schülerinnen und Schüler sind aufgefordert, ihn aus der Perspektive Hitlers, Stalins, des polnischen Volks sowie der Westmächte zu beurteilen und in diesem Kontext auch die Karikatur zu erläutern.

Polen: Die vierte polnische Teilung

„Der preußische Tribut in Moskau“. Satire zum Molotow-Ribbentrop-Pakt. Karikatur, abgedruckt am 8. September 1939 in der Warschauer Wochenzeitung „Mucha“. Aus: Wikimedia

In polnischen Schulbüchern wird dem geheimen Zusatzprotokoll, das dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt beigefügt war, besondere Aufmerksamkeit gezollt. In einigen wird sein Text vollständig als Quellenmaterial zitiert. Es sah vor, das polnische Staatsgebiet zwischen den zwei Ländern „aufzuteilen“. Das geheime Zusatzprotokoll wird als ein Schlüsseldokument angesehen, mit dessen Hilfe sich der Kriegsverlauf besser verstehen lässt. Es dient außerdem als Beweis für das zynische Spiel der UdSSR, das in der ersten Phase des Kriegs dem des Dritten Reichs als Gegner und Aggressor in Nichts nachstand.

Der deutsch-sowjetische Pakt signalisierte noch eine weitere Teilung Polens. [...] Die Sowjets führten eine Annexion Polens durch, wenn auch unter dem Vorwand, dass dies auf „Wunsch“ der Bewohner der eroberten Gebiete geschah. [...] Umfassende, aggressive Propaganda stellte die Besatzung als einen freundlichen Akt dar, Versklavung als Befreiung und Verbrechen als die Verbreitung von Recht (Stola, S. 50).

Auf der Karte aus dem geheimen Zusatzprotokoll zum Molotow-Ribbentrop-Pakt ist die neue deutsch-sowjetische Grenze zu sehen. Aus: Wikimedia

Der Holocaust

Manche Lehrbücher behandeln den Holocaust als Hauptthema, wohingegen für andere die Bedeutung der jüdischen Opfer eine geringere Rolle spielt.

Auschwitz I – Hauptlager © U.S. National Archives and Records Administration

Deutschland: Ein nie dagewesenes Verbrechen in der Weltgeschichte

Der Holocaust [...] kennzeichnet den singulären Charakter der Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes in der Weltgeschichte (Schöningh 1, S. 398).

Selektion ungarischer Juden auf dem Bahnsteig des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, 1944. In der Regel wurden 70-75% eines Transports direkt zur Tötung in die Gaskammern geführt. © akg-images

Der Holocaust ist ein zentrales Thema in allen Lehrbüchern. Dargestellt und analysiert werden die ideologischen Ursachen des Genozids, das System der Vernichtungslager, die Massenerschießungen, der bürokratisch geplante und industriell durchgeführte Mord.

Die zahlreichen Täterkreise, die außer der SS an der Organisation des Genozids beteiligt waren, werden beschrieben. Die Indifferenz der Mehrheit der deutschen Bevölkerung wird kritisch dargestellt.

Das System der Konzentrationslager. Die Karte bildet die Konzentrations-Hauptlager und die Vernichtungslager ab. Nicht verzeichnet sind die meisten der vielen Hundert Nebenlager, die den Haupt- und Vernichtungslagern angegliedert waren. © Klett Verlag

Die Materialien vermitteln die konkrete Ordnung des Terrors in den Vernichtungslagern: Machthierarchien, Arbeitseinsätze, Gewalt und Tod, Terrorstrafen und Exzesse der Gewalt, Selektionen, Massenvernichtung. (Schöningh)

Der Bericht einer Überlebenden des Massakers von Babi Yar wird konfrontiert mit den Erinnerungen des Kommandanten von Auschwitz, Rudolf Höß, einer emotionslosen Beschreibung der Ermordung der Juden in den Gaskammern. (Klett)

Texte von Historikern und Soziologen zu den Ursachen des Holocaust fordern zu Analyse und Stellungnahme auf.

Litauen: Die Frage nach der Beteiligung

Aushebung eines Massengrabs vor einer Erschießungsaktion durch eine deutsche Einsatzgruppe im Wald von Kuziai, Litauen. Aus: Schulbuch 12. Klasse von Navickas, Svarauskas, S. 104

Litauische Schulbücher widmen der Judenverfolgung und dem Holocaust einen großen Abschnitt. Tamošaitis’ Schulbuch für die 12. Klasse nennt detailliert die Gründe für die Verfolgung der litauischen Juden während der deutschen Besatzung: a) Vorhandensein eines kriminellen Elements; b) Rache für einige in den ersten Jahren der sowjetischen Besatzung begangene Verbrechen; c) unvereinbare geopolitische Interessen von jüdischen und nichtjüdischen Litauern (die entweder die Sowjetunion oder Deutschland unterstützten); d) ein durch günstige Kriegsentwicklung und die NS-Besatzung stärker gewordener Antisemitismus; e) faschistische und nationalsozialistische Ideen, die vor dem Krieg besonders starken Zuspruch gefunden hatten. Es ist wichtig zu betonen, dass nicht lokale Akteure über das tragische Schicksal der Juden bestimmten. Nazideutschland war schuld am Krieg (S. 188).

Die Hauptverantwortlichen für den Holocaust werden namentlich genannt. Für Litauen war das Joachim Hamann, der ein deutsches „Rollkommando“ leitete. Beachtenswert ist auch, dass nur ein litauischer „Judenmörder“ im Schulbuch von Baltos Lankos erwähnt wird. In Litauen ist dies noch immer ein sehr heikles Thema, und Namen von litauischen Mittätern werden in Geschichtslehrbüchern selten genannt.

Tschechien: Der Holocaust findet woanders statt

Eingang zum Gefängnisblock A in Terezín / Theresienstadt. © Archiv Antikomplex

Die tschechischen Schulbücher beschreiben den Holocaust als ein entsetzliches Novum und zitieren oft Zygmunt Baumans „Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust“. Sie erzählen die Geschichte der Marginalisierung empathischer Instinkte – und erklären sie als einen der Effekte der Bürokratisierung der Gesellschaft, der industriellen Entwicklung und der modernen Technologien. In den Lehrbüchern findet der Holocaust irgendwo anders statt, vornehmlich in Polen. Die einzige Verbindung zu Tschechien ist das KZ in Theresienstadt (Nordböhmen), einer Station, von der aus die tschechischen Juden weiter nach Osten transportiert wurden (Kuklíkovi, S. 109). So wird die Geschichte des Holocaust in den Lehrbüchern nicht als eine Angelegenheit angesehen, die das Gedächtnis und die politische Kultur Tschechiens betrifft.

Italien: Kollektive Verantwortung

Insassen des KZ Buchenwald kurz nach ihrer Befreiung. Aus: Wikimedia

Die Schulbücher zeigen, wie die SS-Führer die „Endlösung der Judenfrage“ vorantrieben, beschreiben die Deportationen und das tägliche Leben in den Lagern, und schließen mit einer Beschreibung der Gaskammern und Krematorien.

Darüber hinaus nimmt Banti eine Tiefenanalyse des Holocaust vor. Er untersucht kritisch die Gründe für die Tragödie und erörtert die Begrifflichkeiten, die zur Beschreibung dieses Ereignisses verwendet werden: Holocaust, Shoah, Genozid.

Die entscheidenden Seiten konzentrieren sich auf die „normalen Männer“, die am Genozid beteiligt waren. Sie zeigen, dass der Hauptgrund für die Vernichtung nicht der Wunsch nach einem „Lebensraum im Osten“ für die „germanische Rasse“ war, sondern die Realisierung einer völligen Auslöschung der Juden.

Polen: Opfer, Verräter und Täter

Der polnische Historiker, gesellschaftliche Aktivist und spätere politische Oppositionelle Wladyslaw Bartoszewski auf einem Foto aus Auschwitz, 1940. Bartoszewski wurde 1940 auf der Straße in Warschau verhaftet und ins KZ Auschwitz geschickt. Nach der Befreiung war er ein aktives Mitglied im christlich-jüdischen Widerstand. Er nahm 1944 am Warschauer Aufstand teil. © Archiv des KARTA Zentrums

Der systematische Ausschluss von Juden aus dem öffentlichen Leben wird detailliert beschrieben: vom Entzug von Bürgerrechten über die Tragödie der Ghettos bis hin zur „Endlösung“ in Vernichtungslagern wie Auschwitz-Birkenau, Sobibor oder Treblinka.

Die Vernichtung wird in einem breiteren Kontext analysiert, als Ergebnis der „Ideologie Hitlers“. Polens Rolle wird als besonders angesehen – hinsichtlich der Zahl der Juden, die hier vor dem Zweiten Weltkrieg lebten und in Bezug auf die Zahl der ermordeten polnischen Juden. Es war Polen, auf dessen Gebiet die Deutschen 400 Ghettos und Vernichtungslager errichteten. Die Vernichtung traf zwischen 5,5 und 6 Millionen Menschen, das heißt zwei Drittel der europäischen Juden, von denen 3 Millionen polnische Juden waren.

Die geringste Hilfe für Juden konnte zur Todesstrafe oder zu Kollektivstrafen führen. Die Schulbücher beschreiben auch „szmalcownictwo“ – die Erpressung von sich versteckenden Juden und ihren Verrat an die Deutschen. Es bedurfte der Hilfe vieler Menschen – in der Regel Dutzender –, damit ein einzelner Jude die deutsche Besatzungszeit überlebte. Nur ein einziger „szmalcownik“ konnte jedoch den Tod vieler Juden verursachen (Stola, S. 45).

Die Beteiligung von Polen am Pogrom in Jedwabne, die in Polen noch immer kontrovers diskutiert wird, wird ebenfalls erwähnt, allerdings als ein Einzelfall dargestellt.

Im Warschauer Ghetto. Aus: Schulbuch 10. Klasse von Tamošaitis, S. 180

Russland: Juden oder „sowjetische Bürger“?

Der Holocaust wird in russischen Schulbüchern selten beschrieben oder auch nur genannt. In ihren Darstellungen über das Besatzungsregime betonen die Autoren einstimmig, dass ethnische Säuberungen in Osteuropa Juden und Slawen gleichermaßen betrafen. Nur selten werden Juden als eine besondere Opfergruppe hervorgehoben.

Danilov, Bersenkov u.a. erwähnen Juden als eine Gruppe unter den Opfern der Besatzungspolitik: Insgesamt wurden 13,5 Millionen sowjetische Bürger (Kriegsgefangene ausgeschlossen) absichtlich von den Nazis und deren Komplizen in den besetzten Gebieten ermordet. [...] Unter diesen befanden sich 3 Millionen Juden, die Opfer des Holocaust wurden (S. 391).

Plenkov beschreibt die nationalsozialistische Verfolgung folgendermaßen: Die Naziverbrecher entwarfen und installierten eine bürokratische Maschinerie, um Menschen aufgrund ihrer Rasse zu vernichten, ein nie dagewesenes Ereignis in der menschlichen Geschichte. [...] Antisemitismus war ein Grundpfeiler der nationalsozialistischen Weltanschauung. Die Verfolgung der Juden begann mit dem Ausruf eines Boykotts am 1. April 1933. Eine systematische Vernichtung dieses Volks fand zwischen 1939 und 1945 statt (S. 77-78).

Opfer des Kriegs

Alle Schulbücher widmen (bestimmten) Opfern des Kriegs besondere Aufmerksamkeit und untermauern so ihre unterschiedlichen nationalen Narrative.

Opfer des Zweiten Weltkriegs.
© Schöningh 1, S. 394

Deutschland: „Untermenschen“ und politische Gegner

Opfer des Zweiten Weltkrieges

Gefallene deutsche Soldaten 3000000
Vermisste deutsche Soldaten 1300000
Deutsche Zivilbevölkerung 500000
Deutsche Verluste durch Vertreibung und Verschleppung 2250000
Japanische Soldaten 1200000
Japanische Zivilisten 600000
Chinesische und südostasiatische Streitkräfte und Zivilisten unbekannt
Soldaten der USA 229000
Westliche Alliierte 610000
Zivilbevölkerung der westlichen Alliierten 690000
Soldaten der ost- und südosteuropäischen Länder 1000000
Zivilbevölkerung der ost- und südosteuropäischen Länder 8000000
Sowjetische Soldaten 13000000
Sowjetische Zivilbevölkerung 6700000
Opfer insgesamt etwa 55000000

(Schöningh 1, S. 394)

Weitere Opfer des NS-Regimes heißt ein Abschnitt im Kapitel Der Völkermord an den europäischen Juden (Klett, S. 264).

Zu den Opfern der Nationalsozialisten zählten neben den Juden auch bis zu 500 000 Roma sowie Angehörige slawischer Völker, vor allem Polen, Tschechen und Russen, die in der NS-Klassifikation alle als „Untermenschen“ galten (Klett, S. 264-265).

Etwa eine Million Russen und Polen wurden von sogenannten Einsatzgruppen der SS erschossen (Schöningh 1, S. 398). In Kriegsgefangenenlagern der Wehrmacht sind mehr als drei Millionen Rotarmisten verhungert und verdurstet, erfroren oder an Seuchen gestorben (Klett, S. 257).

Als weitere Opfergruppen werden Homosexuelle und Angehö- rige der „Zeugen Jehovas“ genannt. Diese wurden in Konzen- trationslager gebracht, da sie den Kriegsdienst konsequent ver- weigerten (Klett, S. 264-265).

Als Folge des Krieges wurden auch Angehörige anderer europäischer Länder in die KZs deportiert. Sie gehörten in der Regel, wie auch viele Deutsche, zu der großen Gruppe der politischen Häftlinge (Klett, S. 265).

Italien: Der Krieg gegen die Zivilbevölkerung

Atombombenangriff auf Japan. Aus: Wikimedia

Giardina claims that the main victims of the Second World War were the civilian population and the Jews: The most horrible and cruellest persecution was against Jews. [...] They were deported to prison camps (German: Lager) often located in Poland and Germany, whose names have become infa- mous (Auschwitz, Buchenwald, Dachau and many oth- ers) (p. 361).

Laut Banti war das am stärksten betroffene Opfer die Zivilbevölkerung in allen Ländern: Die Zahlen [...] legen nahe, dass dies ein Krieg gegen Zivilisten war und nicht nur ein Krieg zwischen Armeen (S. 456). Banti erwähnt außerdem die Unterdrückung des polnischen Volks durch die sowjetische Armee und die Nationalsozialisten. Er verweist auf die Zwangsverschickungen aus Osteuropa: Während des Kriegs wurden aus diesen Gebieten [...] 13,5 Millionen Menschen als Zwangsarbeiter rekrutiert oder deportiert (8 Millionen Zivilisten, 4 Millionen Kriegsgefangene, 1,5 Millionen Juden) (S. 457). Banti widmet den Racheaktionen der direkten Nachkriegszeit große Aufmerksamkeit, mit besonderem Augenmerk auf Taten an Frauen.

Eine andere interessante Tatsache ist, wie die zwei Schulbücher mit dem Krieg im Pazifik umgehen: Banti hebt die grausame Besatzung durch die japanische Armee hervor: Die Bevölkerung der besetzten Gebiete wird brutaler ausgebeutet als unter der westlichen Kolonialherrschaft (S. 449). Giardina veranschaulicht den Einsatz der ersten Atombomben mit dem Zeitzeugenbericht eines japanischen Hiroshima-Überlebenden.

Tschechien: Opfer zweier Besatzungen

Opfer des Bombenkriegs.
© Bundesarchiv, Bild 146-1981-055-34 / CC-BY-SA 3.0
Im Warschauer Ghetto. Aus: Schulbuch 10. Klasse von Tamošaitis, S. 180

Tschechische Lehrbücher beschreiben nicht nur Juden und Roma als Opfer des Kriegsgenozids, sondern auch die Bewohner der baltischen Staaten. Nach der Annexion Litauens, Lettlands und Estlands durch die UdSSR 1940 begann dort eine Verfolgung, deren Fokus sich auf eine Säuberung der antisowjetischen Kräfte richtete, die nicht nur Mitglieder demokratischer Parteien betraf, sondern auch deren Familienmitglieder, Kinder eingeschlossen. Das war keine politische Unterdrückung, sondern die Vernichtung eines Volkes (Válková, S. 41). Die sowjetische Besatzung war ein Schock für die dort Ansässigen; deshalb wird diese Erfahrung als ein Grund dafür genannt, dass sich die baltischen Länder Deutschland anschlossen. Nach der zweiten Besatzung durch die UdSSR 1944 waren die Verfolgungen noch schwerer.

Daneben werden auch andere Opfergruppen genannt, vor allem unter Zivilisten. Die längsten Absätze sind der Bombardierung Dresdens gewidmet. Opfer aus Nagasaki und Hiroshima werden mit der Anmerkung genannt, dass die Verwendung von Atombomben mit der Beschleunigung des Kriegs und der sich bietenden Möglichkeit, eine neue Waffe zu testen, zusammenhing.

Sinti und Roma kurz vor ihrer Deportation durch die Nationalsozialisten.
© Bundesarchiv, R 165 Bild-244-52 / CC-BY-SA
Dresden nach der Bombardierung, Februar 1945.
© Bundesarchiv, Bild 183-08778-0001 / Hahn / CC-BY-SA 3.0

Russland: Tragödie als „Preis des Sieges“

Sowjetische Kampfverluste

Lehrbuch Absolute Verluste Kampfverluste
Izmozik, Rudnik 27 000 000 115 00 000
Kiselyov, Popov 27 000 000 9 200 000
Levandovsky, Shchetinov 27 000 000 11 400 000
Zagladin, Kozlenko 27 000 000 12 000 000
Danilov, Barsenkov u.a. 27 000 000 86 49 500
Im Rahmen der Schilderung der gezielten Feindeshandlungen wird besonders eindringlich die Geschichte der Belagerung Leningrads erzählt, während der ungefähr eine Million Zivilisten starben. © IIA Russia today

Fast alle nationalen Schulbücher, die vom russischen Bildungsministerium empfohlen werden, ordnen die Informationen über Verluste dem Kapitel „Der Preis des Sieges“ zu. Dies macht das Aufwerfen der Frage nach der Verantwortung für die erhebliche Todesrate unter Zivilisten, Soldaten und Kriegsgefangenen teilweise überflüssig.

Die Abwesenheit von verlässlichem offiziellen Datenmaterial hinsichtlich menschlicher Verluste während des Kriegs oder seiner Konsequenzen führt zu Diskrepanzen bei den Zahlen (die Schulbuchautoren verwenden Berechnungen verschiedener Historiker).

Alle Schulbücher erwähnen die deutsche Politik gegenüber Juden (von einem Satz bis hin zu zwei Absätzen) und nennen die absolute Zahl an Holocaustopfern, Sinti und Roma (in der Regel als einfache Aufzählung) sowie Slawen (unter Zitierung von Details aus dem „Generalplan Ost“). Opfer innerhalb der Bevölkerung der durch die Wehrmacht besetzten Gebiete werden meist nur nebenbei aufgeführt. Die Erwähnung der Opfer von Zwangsarbeit wird auf einen Satz beschränkt.

Die Bevölkerung war Einschränkungen ausgesetzt, vieler Rechte beraubt, zur Arbeit in Deutschland gezwungen, wurde oft Opfer ethnischer Verfolgung. Alle Versuche, Widerstand zu leisten, wurden unterdrückt (Plenkov, S. 111).

Alle russischen Geschichtslehrbücher erwähnen die Opfer sowjetischer Repressionen: sowjetische Bürger, deportierte ethnische Gruppen. Viele Schulbücher nennen auch Opfer in den Republiken und den zwischen 1939 und 1941 annektierten Gebieten.

Vertreibungen und Deportationen

Verschiedene Gruppen von Migranten, Vertriebenen und Deportierten werden aufgezeigt – abhängig von den jeweiligen Ereignissen und Erfahrungen in den Ländern und ihrer Interpretation der Geschichte.

Die Vertreibungen aus tschechischen Gebieten fanden in zwei Phasen statt – 800 000 Menschen wurden während der „wilden“ Vertreibungen umgesiedelt (Mai- August 1945), während derer ca. 15 000-20 000 Menschen Opfer von Gewalttaten wurden. Nach dem Potsdamer Abkommen ging die Zwangsmigration in organisierter Form vonstatten. Aus: Wikimedia

Deutschland: Flucht, Vertreibung, Integration

Flüchtlingstreck auf dem Eis des Frischen Haffs, Februar 1945. Der gefährliche Weg über das zugefrorene Ostseehaff war zu diesem Zeitpunkt der einzige Landweg von Ostpreußen in Richtung Westen, der noch nicht von der Roten Armee abgeschnitten worden war. © ullstein bild

Das Thema „Flucht und Vertreibung“ wird in den Lehrbüchern nicht vertieft. Die Autoren fassen die wichtigsten Fakten zusammen: Bis 1948 mussten zwischen 12 und 15 Millionen Deutsche ihre Heimat in den deutschen Ostgebieten verlassen. Dabei handelte es sich um Flüchtlinge, die 1944/45 vor der anrückenden Roten Armee oder vor polnischen und tschechoslowakischen Verbänden flohen, und Menschen, die nach Artikel 13 des Potsdamer Abkommens „umgesiedelt“ wurden. In die ehemals deutschen Gebiete kehrten die von den Deutschen vertriebenen Polen zurück. Dort wurden auch die Polen angesiedelt, die ihre ostpolnische Heimat an die Sowjetunion verloren hatten. Die Bewältigung der Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen wird als eine der größten Nachkriegsleistungen der deutschen Gesellschaft bezeichnet. (Schöningh 2, S. 86)

Zwischen 12 und 15 Millionen Deutsche mussten ihre Heimat in den deutschen Ostgebieten und den angrenzenden Siedlungsräumen verlassen.

Karte: Flucht und Vertreibung (Schöningh 2, S. 85-86)

Russland: Verbrechen des Stalinismus

Russische Schulbücher enthalten selten Bilder zum Thema Vertreibung. Die Verbringung landwirtschaftlicher Güter in den Osten, 1942. Aus: Kiselyov, Popov, S. 165

Russische Geschichtslehrbücher erwähnen ethnische Deportationen in die UdSSR und in besetzte Gebiete meist in Verbindung mit der Politik des stalinistischen Regimes. Unter den gewaltsam umgesiedelten Völkern nennen sie die Polen, die Deutschen, die Tschetschenen, die Inguschen, die Balkaren, die Kalmücken, die Karatschaier, die Krimtataren, die Kurden, die Mescheten und die Griechen.

Es ist eine weithin bekannte Tatsache, dass manche der „kleinen“ Völker „bestraft“ wurden, weil einige ihrer Vertreter mit den deutschen Besatzern kollaboriert hatten. 1943 und 1944 wurde den Kalmücken, den Karatschaiern, den Tschetschenen, den Inguschen, den Balkaren und den Krimtataren ihr Nationenstatus entzogen und sie wurden aus ihren angestammten Gebieten vertrieben. Im August 1941 traf das gleiche Schicksal die Wolgadeutschen (Levandovsky, Shchetinov, S. 216).

Die meisten Schulbücher bezeichnen die Deportationen als ein Verbrechen des stalinistischen Regimes. Manche Lehrbücher jedoch erwähnen die Vertreibungen, die Millionen von Menschen im ganzen Land betrafen, überhaupt nicht.

Tschechien: „Kein Platz in unserem Land“

Sudetendeutsche entfernen den tschechischen Namen der Stadt Šumperk vom Ortsschild, Oktober 1938. Aus: Wikimedia

Am Ende des Kriegs wurden deutschsprachige Einwohner unorganisiert und gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben. Diese Aktionen waren nicht nur eine unmittelbare Reaktion auf die sechsjährige Besatzung und die Berichte über die nationalsozialistischen Gräueltaten, die durch KZ-Rückkehrer verbreitet wurden, sondern auch persönliche Racheakte und Bestrebungen, sich durch Diebstahl von Privatbesitz zu bereichern (Válková, S. 47).

Nichtsdestotrotz wird die Vertreibung wie selbstverständlich als ein Teil der Kriegsgeschehnisse präsentiert. Den Schülerinnen und Schülern wird der Eindruck vermittelt, dass nach der nationalsozialistischen Besatzung eine friedliche Koexistenz zwischen Tschechen und Deutschen in einem Staat nicht mehr möglich war. Die Kollaboration mancher Sudetendeutscher (K.H. Frank, K. Henlein) mit Hitler diente als Argument für die Anwendung des Kollektivschuld-Prinzips. Nur eines der Schulbücher beschreibt den „Todesmarsch“ von 25 000 deutschsprachigen Bürgern von Brünn bis zur österreichischen Grenze.

Gleich nach 1945 startete eine Phase „wilder Vertreibungen“. Willkür und Massengewalt waren eine Vergeltung für den deutschen Hass gegen andere Völker. Diese Reaktion (die verständlich war, wenn man die besondere tschechische Erfahrung in Betracht zieht) hatte jedoch einen deutlich negativen Einfluss auf die tschechische politische Kultur und zeigte die dunkle Seite der tschechischen Demokratie (Kuklíkovi, S. 127).

Polen: Massendeportationen unter unmenschlichen Bedingungen

Deportierte in Sibirien – Frauen während Abholzungsarbeiten bei Swerdlowsk (heute Jekaterinburg) im Ural, November 1940. © Archiv des KARTA Zentrums
Die Bewohner Warschaus mussten nach dem Fall der Stadt zu Fuß zum Lager in Pruszkow laufen. Aus: Wikimedia

Am 28. September 1939, während die deutschen und sowjetischen Angreifer noch gegen die verbliebenen polnischen Truppen kämpften, unterzeichneten das Dritte Reich und die UdSSR einen Grenz- und Freundschaftsvertrag. Der Vertrag führte neue Grenzen ein und teilte damit Polen.

In den Gebieten, die dem Dritten Reich direkt angeschlossen wurden, begannen die Deutschen, ihre systematische ethnische Politik zu realisieren. In dieser Zeit wurden ca. 900 000 Polen deportiert. Die meisten von ihnen wurden dem Gebiet des deutschen Generalgouvernements zugewiesen, während andere als Zwangsarbeiter weit hinein ins Dritte Reich geschickt wurden. [...] Die Ansiedlung von etwa 360 000 deutschen Kolonisten aus den Gebieten der UdSSR, den baltischen Staaten und Rumänien sollte eine rasche Germanisierung dieser polnischen Gebiete gewährleisten (Roszak, Kłaczkow, S. 182).

Massenvertreibung von Polen 1939 als Teil der deutschen ethnischen Säuberungen Westpolens, das dem Deutschen Reich einverleibt wurde. Polnische Einwohner werden unter Aufsicht der deutschen Wehrmacht zu den Zügen eskortiert. Aus: Wikimedia

Die Gefängnisse füllten sich mit Massen von Verdächtigen und zufälligen Opfern – insgesamt wurden mehr als 100 000 Menschen festgenommen. Und noch mehr – über 320 000 – wurden Opfer von Massendeportationen, die sie tief hinein in die UdSSR führten. [...] Tausende Deportierte, vor allem Kinder und geschwächte Menschen, überlebten die vielen Tage der langen Reise unter unmenschlichen Bedingungen nicht (Stola, S. 51).

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Stalin und die kommunistischen Autoritäten in Polen fest entschlossen, einen ethnisch homogenen Staat zu errichten. Annähernd 3 Millionen Deutsche wurden aus den „wiedergewonnenen Gebieten“ vertrieben, während 300 000 Ukrainer, 36 000 Weißrussen und mehrere Tausend Litauer aus den östlichen Grenzgebieten in die UdSSR deportiert wurden (Roszak, Kłaczkow, S. 230).

Konsequenzen

Die Konferenz von Jalta hatte die politische Teilung Europas zur Folge und markierte den Beginn des Kalten Kriegs. Die Kontroversen um dieses Ereignis werden quer durch Europa unterschiedlich dargestellt.

Churchill, Roosevelt und Stalin auf dem Gipfel in Jalta, 1945. Aus: Wikimedia

Deutschland: Im Zentrum des alliierten Konflikts

„Von dem Onkel dürft ihr nichts annehmen!“ Karikatur zum Marshall-Plan, gezeichnet von Mirko Szewczuk 1947. © Ilona Szewczuk-Zimmer
Errichtung von Volksdemokratien in Europa. In den sogenannten Satellitenstaaten in Osteuropa bestanden formal zwar unterschiedliche Parteien. Diese wurden aber unter sowjetischem Druck zu Wahlbündnissen unter Führung der kommunistischen Partei zusammengeschlossen – dies unterschied die Volksdemokratien wesentlich von den Demokratien westlicher Prägung. © Klett Verlag

Die Konferenz von Jalta wird in den Lehrbüchern als Kompromiss gewertet. Die Interessengegensätze zwischen den westlichen Alliierten und der UdSSR wurden zunächst verdeckt. Nach Kriegsende führten sie jedoch zur Teilung Europas. Konfliktpotenzial bestand vor allem in Bezug auf die territoriale Neuordnung Deutschlands und Polens. Mit der Vertreibung der polnischen Bevölkerung aus Ostpolen hatte die UdSSR bereits vor der Konferenz von Potsdam Fakten geschaffen.

In den Interpretationen der Ursachen des Konflikts zeigen die Autoren sowohl die Perspektive der USA als auch der UdSSR: Die militärisch und ökonomisch dominierenden USA waren an der Herstellung eines freien Weltmarktes interessiert sowie an der Durchsetzung eines globalen Friedens- und Sicherheitssystems. Die Sowjetunion war durch den Krieg stark geschwächt und teilweise zerstört worden. Sie wollte ihre Einflussgebiete durch von ihr dominierte Satellitenstaaten absichern und zugleich ihre ökonomischen Verluste durch Demontagen ausgleichen (Klett, S. 408).

Als Ergebnis der Neuordnung nach dem Krieg wird festgehalten: Die USA und die UdSSR waren zu führenden Weltmächten aufgestiegen. Die alten europäischen Großmächte Frankreich und England [...] konnten keine Weltmachtpolitik mehr betreiben (Schöningh 2, S. 12).

Polen: Alliierter ohne Stimmrecht

Der Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher. Angeklagte auf der Anklagebank: in der ersten Reihe Hermann Göring, Rudolf Heß, Joachim von Ribbentrop und Wilhelm Keitel. © U.S. National Archives and Records Administration

Während der Kriegsjahre stand Polen auf der Seite der Alliierten und wurde doch, als es um die Schaffung einer Nachkriegsordnung ging, von den Entscheidungen ausgeschlossen, die sein Schicksal betrafen. Grenzverschiebungen in Polen wurden zur Währung in den Verhandlungen mit Stalin.

Als sich die sowjetischen Erfolge mehrten und die Deutschen 1944 aus Ost- und Zentraleuropa zurückgedrängt wurden, gewann die UdSSR in den internationalen Beziehungen an Gewicht, während sich dasjenige der Republik Polen verringerte. [...] Roosevelt und Churchill hatten sich bereits darauf verständigt, dass die UdSSR für ihren gewaltigen Beitrag zum Krieg gegen Hitler belohnt werden müsse, und Stalin machte keinen Hehl aus seinem Appetit auf die Gebiete, die er 1939 besetzt hatte. [...] Im Austausch für die von der UdSSR besetzten Gebiete sollte Polen die ehemaligen deutschen Gebiete erhalten, die östlich der Oder und Neiße lagen. Die polnische [Exil-]Regierung in London wurde über diese Entscheidung nicht einmal informiert (Stola, S. 67).

Polnische Schulbücher stellen das Drama heraus, das Polen nach dem Krieg erlebte: Obwohl siegreich, wurde es vom Westen fallen gelassen und geriet in Abhängigkeit von der UdSSR. Die östlichen Grenzgebiete mit Vilnius und Lwow (Lemberg), für die polnische Kultur wichtige Regionen, waren verloren.

Tschechien: Wie das Land zum Osten wurde

Edvard Beneš, der Exilpräsident der Tschechoslowakei, mit Angehörigen der tschechoslowakischen Luftwaffe und des Eastern Command, einem britischen Truppenteil, der gerade aus dem Mittleren Osten nach Großbritannien zurückgekehrt war. Aus: Wikimedia

Als wichtigste geopolitische Folge des Kriegs wird die Veränderung der politischen Karte Europas präsentiert. Diese Veränderung betrifft hauptsächlich Osteuropa und wird als aufgezwungene Festsetzung beschrieben, wenn auch der „Mythos von Jalta“ bestritten wird, der besagt, dass die Teilung Europas im Vorhinein ausgehandelt worden war. Die Schulbücher konzentrieren sich hauptsächlich auf die Schilderung, wer bei welchem Treffen zugegen war, und betonen den letzten Gipfel in Potsdam, wo die Alliierten die Vertreibung der Sudetendeutschen aus den östlichen Gebieten billigten.

Der Zweite Weltkrieg wird als der Beginn der Teilung Europas durch den Eisernen Vorhang dargestellt. Von da an fiel Tschechien unter die östliche Einflusssphäre; deshalb sollten wir uns alle darüber im Klaren sein, wie dies passiert ist (Válková, S. 33). Die Besetzung der tschechischen Gebiete bildet die Basis für den Erinnerungsnarrativ, der sich auf die Opferrolle konzentriert.

Litauen: Triumph des „sowjetischen Diktators“

Workuta war eines der vom NKWD gegründeten Haupt-Arbeitslager im sowjetischen GULAG-System. Aus: Schulbuch 10. Klasse von Tamošaitis, S. 177

Das von Baltos Lankos herausgegebene Schulbuch für die 12. Klasse beschreibt die Konsequenzen des Zweiten Weltkriegs unter Hervorhebung der aggressiven Politik der Sowjetunion: Was sind die wichtigsten Folgen dieses Kriegs? Erstens wurden Nazideutschland, das faschistische Italien und Japan zerstört. [...] Das mag wie ein Sieg demokratischer Mächte über diktatorische Aggressoren wirken. Aber die Bedingungen des Siegs wurden durch die stalinistische Sowjetunion bestimmt, die vor und zu Beginn des Kriegs ebenso viele räuberische Ziele hatte wie Hitlerdeutschland (Tamošaitis, S. 205-206).

Das von Briedis herausgegebene Lehrbuch für die 12. Klasse betont die von der kommunistischen UdSSR begangenen Verbrechen.

1940 tötete der NKWD [die sowjetische Geheimpolizei] ungefähr 26 000 polnische Bürger in Katyn und anderen Städten der UdSSR aufgrund eines Sonderbeschlusses des Politbüros. [...] Etwa 1,5 Millionen Polen und Balten wurden im Sommer 1941 nach Sibirien verbannt. Während des Kriegs zwischen der UdSSR und Deutschland wurden ganze Nationen fälschlicherweise der Kollaboration mit den Nationalsozialisten beschuldigt und vertrieben [...]. Nachdem die Rote Armee die Grenzen der UdSSR überschritten hatte, verhielt sie sich oft nicht wie ein Befreier, sondern wie ein Besatzer, der dazu neigte, Zivilisten auszurauben und zu missbrauchen (Kapleris u.a., S. 147).

Italien: Ende einer alten Ordnung

Giardina betont die Tatsache, dass das Ende des Zweiten Weltkriegs auch das Ende der europäischen Vormachtstellung bedeutete, welche nun durch zwei Supermächte ersetzt wurde, die USA und die UdSSR. Eine neue bipolare internationale Machtbalance wurde geschaffen. Die Gründung der Vereinten Nationen (1945) war das wichtigste Ergebnis des Versuchs, eine neue internationale Ordnung herzustellen, die in der Lage war, erneute Konflikte zu vermeiden (S. 398).

In Europa und Asien hörten die Spannungen nicht auf, und die entgegengesetzten Vorstellungen der zwei Siegermächte hinsichtlich einer Friedenslösung zeichneten sich bereits ab. Die Vereinigten Staaten, die eine dominierende ökonomische Vormachtstellung einnahmen und weniger Kriegsverluste erlitten hatten, konzentrierten sich mehr auf die Wiederherstellung und Schaffung einer stabilen Weltordnung als auf die Bestrafung der Verlierer. Die UdSSR, die enorme Verluste und Verwüstungen hatte hinnehmen müssen, erwog hingegen den Preis des Sieges im Hinblick auf seine politischen, wirtschaftlichen und verteidigungstechnischen Bedingungen (Giardina, S. 381).

Wie allgemein bekannt ist, könnte ein weiterer Krieg, ein „Atomkrieg“, wie man nach Hiroshima und Nagasaki sagt, der letzte Krieg für alle sein. [...] Während des Jahres 1946 beschuldigten sich die Führer der beiden Bündnisse öffentlich jeweils gegenseitig, die während des Kriegs geschlossenen Verträge nicht einzuhalten und eigene Einflusssphären zu schaffen (Banti, S. 490).

Russland: Überleben inmitten der Verluste

Nach der Siegesparade der Roten Armee in Moskau: ein hochdekorierter Kriegsveteran mit amputiertem Bein, 1945. © TASS, Jewgeni Chaldei

Russische Schulbücher bezeichnen den Zusammenbruch des Hitlerregimes und die Entstehung einer bipolaren Welt als die wichtigsten politischen Kriegsfolgen. Sie erwähnen die Gründung der UN und die Entwicklung eines Völkerrechtssystems, den Nürnberger und Tokioter Prozess. Als gesellschaftliche Auswirkungen nennen sie die enormen Opferzahlen in den europäischen Ländern, in erster Linie die der UdSSR, und die damit zusammenhängenden demografischen Folgen. Außerdem führen sie die allumfassende Zerstörung als weiteres gewichtiges Resultat des Kriegs an.

Die verheerenden Verluste der Sowjetunion sind Folge der absichtsvollen Politik der Nationalsozialisten, die darauf abzielte, die russische Souveränität und das russische Volk vollkommen zu zerstören. Ein trauriger Fakt ist, dass sowjetische politische und militärische Führer die Leben ihrer Genossen oft unnötig vergeudeten (Levandovsky, Shchetinov, S. 224).

Der Sieg im Großen Patriotischen Krieg bewies, dass das von den Bolschewiken entworfene Staats- und Gesellschaftsmodell trotz allem existenzfähig war, und ein gut koordinierter Mechanismus, der – auf Kosten enormer Verluste – in der Lage war, sich selbst zu verteidigen (Izmozik, Rudnik, S. 239).

Erinnerung

Sowohl die Opfer als auch der Versöhnungsprozess nach dem Krieg werden hervorgehoben. Teilweise sind sie aber überlagert von Narrativen über nationale Helden und Triumphe.

Weißrussland, Denkmal von Katyn. © Yaroshev Yuryy

Deutschland: Erinnerungskultur und Verantwortung

Der als Gedenkraum genutzte Luftschutzbunker auf dem Schulgelände des Gymnasiums Schwertstraße (Errichtung 1943/44).
Gedenktafel am Luftschutzbunker (Anbringung 1979 nach längerem Disput auf Initiative des Lehrerkollegiums).

Die Diskussion über den beispiellosen Zivilisationsbruch durch das nationalsozialistische Deutschland ist ein fundamentales Thema in allen Lehrbüchern, nicht nur im Fach Geschichte. Die Leitfrage: Welche Rolle spielt die nationalsozialistische Vergangenheit heute? In einem Tafelbild fasst Klett die wichtigsten Antworten zusammen (S. 409):

Klett reflektiert Gedenk-und Erinnerungsarbeit und präsentiert ein konkretes Projekt von Schülerinnen, Schülern und Lehrern in ihrem realen Lebensumfeld:

Ein „Stolperstein“ vor dem Hauptportal der Schule (verlegt am 26. August 2005 auf Initiative einer Schüler-AG).

Schule als Erinnerungsort: Lokale NS-Gedenkstätten am Gymnasium Schwertstraße in Solingen. Aus: Klett, S. 26

Litauen: Aufgerieben zwischen sowjetischer und deutscher Repression

Pirčiupiai: „Die Mutter“, ein Denkmal in Erinnerung an das von den Nationalsozialisten niedergebrannte Dorf (Bildhauer: G. Jokūbonis). Aus: Lithuanian Central State Archive

Geschichten über die sowjetischen Deportationen von Litauern 1941 und das Niederbrennen ganzer Dörfer während der nationalsozialistischen Besatzungszeit nehmen einen besonderen Stellenwert in den Lehrbüchern und im öffentlichen Gedächtnis ein. In den Schulbüchern werden Beispiele genannt, wie die Bestrafung der Taten sowjetischer Partisanen 1944, als die Nationalsozialisten das Dorf Pirčiupiai mitsamt seinen 119 Einwohnern niederbrannten – Säuglinge und alte Menschen eingeschlossen.

Die Schulbücher berichten auch von Menschen, die versuchten, nationalsozialistisch Verfolgte zu retten.

Ein Bild in Bakonis’ Schulbuch für die 10. Klasse beschäftigt sich mit dem Erinnerungsprozess: Es zeigt den deutschen Kanzler Willy Brandt, der vor dem Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettoaufstands kniet. Die Schülerinnen und Schüler sollen Brandts Geste bewerten; auch im Hinblick auf die Entwicklung ihres eigenen Wertesystems (S. 108).

An der letzten Haltestelle, von der aus Litauer nach Sibirien transportiert wurden, wurde eine Lokomotive aufgestellt.

Italien: Erinnerung ist kein Thema

In den Schulbüchern werden Gedenktage und Denkmäler für die Opfer des Kriegs nicht erwähnt. Der offizielle Gedenktag in Italien ist der 25. April: An diesem Tag verkündete das Nationale Befreiungskomitee (CLN) den Generalaufstand gegen die Nationalsozialisten. Nichtsdestotrotz wird in den Schulbüchern nirgends erwähnt, dass Italien diesen Tag zum Gedenktag an die Befreiung ernannt hat, weder in Text noch Bild.

Die Lehrbücher behandeln das Thema Entnazifizierung in Deutschland nicht. Ebenso wird nichts darüber berichtet, wie die neue demokratische Republik Italien mit dem schwierigen faschistischen Erbe umging. Die Frage danach, wie die Nachkriegsdebatten zwischen den antifaschistischen Gruppierungen die Erinnerungskultur beeinflussten, fehlt ebenfalls.

Tschechien: „Tapferer Widerstand und erfinderische Sabotage“

Der deutsche Bundeskanzler Brandt kniet vor dem Denkmal, das an die Toten des Warschauer Ghettoaufstands erinnert, 7. Dezember 1970. © ullstein bild

Die Besetzung tschechischer Gebiete bildet die Grundlage für das nationale Gedächtnis, das sich auf die Prämisse eines tschechischen Opferstatus stützt. In diesem Sinne handeln die für die Erinnerung wichtigsten Themen, Ereignisse und Figuren, die in den Schulbüchern präsentiert werden, vom Widerstand und den niedergebrannten Dörfern.

Der tschechische Widerstand wird den Schülerinnen und Schülern als Vorbild präsentiert, etwas, worauf sie stolz sein können – ein „Lichtblick“ in der „Finsternis des Kriegs“. Deshalb werden sowohl Witze über die Besatzungszeit abgedruckt als auch Geschichten über die erfinderischen Tschechen, die Sabotageakte organisierten. Die Autoren erwähnen auch den beliebten Ausspruch „PP – pracuj pomalu!“, was „arbeite langsam!“ bedeutet und die Effizienz des deutschen Regimes untergraben sollte.

Die Auslöschung von Lidice und Ležáky ist das in Tschechien wahrscheinlich am meisten erinnerte Ereignis des Zweiten Weltkriegs, oft im Kino und in der Literatur verarbeitet. Problematische Themen wie die Kollaboration werden nicht direkt genannt oder erinnert. Das Münchner Abkommen dient als eine generelle Entschuldigung: Das Gefühl der Unterlegenheit schwächte die liberalen und demokratischen Elemente innerhalb der tschechischen Gesellschaft und verhinderte ein anderes, mutigeres oder weniger kooperatives Verhalten.

Denkmal für die Kinder von Lidice – jedes einzelne der ermordeten Kinder hat sein eigenes Porträt in dieser Bronzestatue von Marie Uchytilová. © Archiv Antikomplex

Russland: Ungenannt, aber nicht vergessen

Eines der ikonischsten Denkmäler der Nachkriegszeit – der Sarg des unbekannten Soldaten in Moskau. Aus: Wikimedia

Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg wird in den Geschichtslehrbüchern kaum behandelt. Eine seltene Ausnahme ist die Erwähnung des „Volksgedächtnisses“, das die Namen von Kommandanten und Kriegshelden enthält (Kiselyov, Popov, S. 143). Gleichzeitig spielen Abbildungen eine wichtige Rolle. In allen Schulbüchern finden sich die ikonischen Bilder der bekanntesten sowjetischen Denkmäler und Gemälde über den Krieg. Durch sie sollen Schülerinnen und Schüler von den bedeutsamsten Symbolen des Kriegs und des sowjetischen Sieges Kenntnis erhalten.

Polen: Heldentum in der nationalen Tragödie

Das Zeichen des polnischen Untergrundstaats: Der Buchstabe P stand für Polen und das W für Walka – Kampf; beide wurden zum Symbol eines „Ankers“ zusammengefügt. © Archiv des KARTA Zentrums

Im polnischen nationalen Gedächtnis ist der Kriegsbeginn historisch verknüpft mit den Teilungen Polens im 18. Jahrhundert. Der deutsche und sowjetische Angriff führte zur „Vierten Teilung“ des Landes: Dies ermöglichte das Aufrechterhalten der Idee eines „einsamen Polens“, die aus der oft beklagten militärischen Passivität der westlichen Alliierten resultierte.

Das Heldentum des polnischen Soldaten während des Polenfeldzugs wird besonders im Licht der technologischen Unterlegenheit der polnischen Armee glorifiziert. Es nimmt einen vergleichbaren Rang ein wie spätere militärische Aktionen: der Warschauer Aufstand und der Dienst polnischer Soldaten in der britischen Armee, vor allem in der Royal Air Force. Der Kampf um die Westerplatte, mit dem der Kriegsbeginn verbunden wird, und das Zeichen des Ankers – Polen kämpft –, das auf den polnischen Untergrundstaat und seinen Kampf verweist, sind ebenso Symbole des Heldentums. Das Konzentrationslager in Auschwitz und das Massaker von Katyn stehen für die tragische Vernichtung der polnischen Elite und sind Gedenkstätten, die in allen Schulbüchern erwähnt werden.

Tschechien

Das Münchner Abkommen – ein Trauma für die tschechische Gesellschaft

Besetzung des Sudetenlandes, 1938: Das Sudetenland war strategisch enorm wichtig für die Tschechoslowakei, da sich ein Großteil der Grenzverteidigung und auch die Schwerindustrie hier befanden. © Bundesarchiv_Bild-183-58507-003

Laut der Schulbücher begann der Zweite Weltkrieg für die Tschechen schon in München. Das Münchner Abkommen wurde am 30. September von Vertretern Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und Deutschlands unterzeichnet. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass die Tschechoslowakei Teile ihres Territoriums, die in Grenznähe lagen und von Deutschen besiedelt wurden, an Deutschland abtreten müsse. Vertreter der Tschechoslowakei waren zwar in München anwesend, wurden aber nicht zu den Verhandlungen eingeladen. So wird das Münchner Diktat den Schülerinnen und Schülern präsentiert, ein Ereignis, das für das Verständnis der Kriegsgeschehnisse auf tschechischem Boden essenziell ist. Das „Münchner Diktat“, oft auch nur „der Verrat“ genannt, wird benutzt, um die Apathie der Tschechen während des Zweiten Weltkriegs zu erklären: die Tatsache, dass sich die Bevölkerung mit der Gründung des „Protektorats Böhmen und Mähren“ abfand und arrangierte, die tschechische Kollaboration, sowie die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Krieg.

Flugblatt nach dem Münchner Abkommen, 1938. Nach der Annexion der tschechoslowakischen Grenzgebiete wurde das Territorium, nun umbenannt in „Sudetenland“, zu einem Teil des Dritten Reichs. Aus: Wikimedia

Der Anschlag auf Heydrich – eine heldenhafte Leistung mit schwerwiegenden Konsequenzen

Reinhard Heydrich am Schreibtisch. © Bundesarchiv, Bild 152-50-10/ Friedrich Franz Bauer/ CC-BY-SA 3.0
Die Fallschirmjäger Jozef Gabčík und Jan Kubiš. Die Ermordung Heydrichs trug dazu bei, dass die tschechoslowakische Exilregierung von den Alliierten anerkannt wurde. Sie bewegte Großbritannien und Frankreich zur Aufhebung des Münchner Abkommens. Aus: Wikimedia
Heydrichs Auto nach dem Anschlag in Prag. Er starb später an seinen Verletzungen. Aus: Wikimedia

Reinhard Heydrich, der „Architekt“ der „Endlösung der Judenfrage“ und ab 1941 Stellvertretender Reichsprotektor in Prag, gilt in der tschechischen Bevölkerung als der größte Nazi-Dämon – gleich neben Adolf Hitler. Im Mai 1942 wurde er durch tschechische Fallschirmjäger ermordet – eine der größten Leistungen des europäischen Widerstands (Válková, S. 77).

Auf die Aktion folgten jedoch grausame deutsche „Vergeltungsmaßnahmen“: Die Rache der Nazis traf alle, die auch nur im Mindesten verdächtigt wurden, mit dem Anschlag auf Heydrichs Leben in Verbindung zu stehen. Ein Dorf mit 500 Bewohnern – Lidice bei Kladno – wurde in der Nacht des 10. Juni 1942 auf Befehl von K.H. Frank [Heydrichs Stellvertreter] aufgrund des Verdachts, den Fallschirmjägern geholfen zu haben, umzingelt. Obwohl dort keine Beweise gefunden werden konnten, wurden alle Männer, die älter als 15 Jahre alt waren, hingerichtet, die Frauen in Konzentrationslager gebracht und die Kinder, ausgenommen derer, die zur Umerziehung ausgewählt wurden, in Gaskammern in Polen ermordet (Čurda, S. 82).

Anschlag auf Heydrich – Sonderausgabe einer Zeitung. Aus: Wikimedia

Die Einschätzung Josef Stalins in den tschechischen Schulbüchern ist sehr widersprüchlich: Er wird nicht als Kriegsheld dargestellt, obwohl er während des Kriegs auf der Seite der „Guten“, der Alliierten, stand. Seine Person ist die einzige, die hinsichtlich ihrer Bewertung eine tiefgreifende Entwicklung durchläuft – zuerst verurteilt wegen der Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts, dann verspottet wegen seiner Naivität gegenüber Hitler, gerügt für das Nicht-Eingreifen der Roten Armee während des Warschauer Aufstands 1944, und schließlich zähneknirschend beschrieben als „Mitglied der siegreichen Anti-Hitler-Koalition“ und „der Befreier von Zentral- und Osteuropa“. Aus: Kuklíkovi, S. 110, Wikimedia

Winston Churchill, der britische Premier, ist überraschenderweise eine dominante Figur in tschechischen Schulgeschichtsbüchern. Er wird als „stolzer und kompromissloser Politiker“ beschrieben, der „das Schicksal des gesamten zivilisierten Europa in Händen hielt“. Alle Schulbücher zitieren seine Prophezeiung von „nichts als Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß“ und heben sein Misstrauen gegenüber Stalin hervor. Aus: Kuklíkovi, S. 66, Wikimedia

Im Protektorat war die Grenze zwischen Kollaboration und Widerstand hauchdünn

Unter einem Regime von Angst und Terror, mit welchem die Nazis die besetzten Gebiete regierten, war eine gewisse Kooperation und Anpassung lebensnotwendig (Čurda, S. 79).

Das Münchner Abkommen – der Ort der Verhandlungen. © Bundesarchiv_Bild_183-H12988

Neben den Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung identifizieren die Schulbuchautoren drei Gruppen von Akteuren im Protektorat: Eine kleine Minderheit waren Informanten und Kollaborateure, motiviert durch Feigheit, Opportunismus und Überzeugung. Die meisten Leute allerdings versuchten, die Besatzung durch passiven Widerstand zu überleben. Daneben existierte die aktive Widerstandsbewegung. Die Entwaffnung des Militärs und die geografischen Umstände machten einen Guerillakrieg unmöglich. Folglich war das tschechische Volk auf seinen Einfallsreichtum und geschickt ausgeführte kleine Sabotageakte angewiesen, die nur schwer zu bestrafen waren (Kuklíkovi, S. 85).

Die Grenze zwischen Widerstand und Kollaboration war schmal. Dies verdeutlicht beispielsweise die Person von General Alois Eliáš, dem ersten Ministerpräsidenten des Protektorats, der mit den Nationalsozialisten kollaborierte, gleichzeitig aber Kontakte zur tschechischen Widerstandsbewegung und zur Exilregierung in London unterhielt. Er wurde schließlich 1942 von den Nationalsozialisten hingerichtet. Aus: Wikimedia

Das Schicksal des Landes wurde am Ende des Kriegs entschieden

Während des Kriegs wurde Europa durch den Eisernen Vorhang getrennt, und da wir unter die östliche Einflusssphäre fielen, sollten wir verstehen, wie es dazu kam (Válková, S. 33).

Zu Kriegsbeginn standen sich als Gegner die demokratischen Alliierten und Hitlerdeutschland gegenüber. Vor allem Frankreich und Großbritannien werden zunächst wenig schmeichelhaft beschrieben, als zögerliche, abwartende Demokratien, die aufgrund einer fehlenden moralischen Entschlossenheit bevorzugten, nicht einzugreifen, und so Zentraleuropa dem Aggressor auslieferten (Kvaček, S. 159).

Der Krieg, den das nationalsozialistische Deutschland und seine Verbündeten führten, war eindeutig auf Terror und Vernichtung aus. Diese Absicht machte deshalb den Krieg gegen sie zu einem Kampf für die Menschlichkeit und Zivilisation, um bürgerliche und demokratische Werte zu schützen. Auch die Tatsache, dass die Sowjetunion, ein Land, das unter Stalins Diktatur litt, einer der Hauptakteure in der Anti-Hitler-Koalition war, ändert nichts an dieser Einschätzung (Kuklíkovi, S. 110).

Dies zeigt deutlich die problematische Darstellung Stalins in den tendenziell antikommunistischen Schulbüchern und die negative Grundeinstellung hinsichtlich seiner Person, die ihren Ursprung in der Nachkriegsentwicklung Zentraleuropas hat.

Deutschland

In den Autorentexten werden die Fakten des Kriegsverlaufs kurz und sachlich dargestellt. Eine besonders intensive Analyse ist dem Thema Holocaust gewidmet. Darüber hinaus werden folgende Themenschwerpunkte dargestellt, analysiert und diskutiert:

Die zentrale Frage in allen deutschen Schulbüchern

Ein Erschießungskommando, der Wehrmacht exekutiert sowjetische Zivilisten. Wenn deutsche Soldaten bei Anschlägen starben, wurde ein Mehrfaches an Zivilisten zur Abschreckung hingerichtet. Aus: Klett, S. 250 © bpk

Das nationalsozialistische Deutschland steht für das Grauen, das eine moderne Industriegesellschaft hervorzubringen vermag. Der systematisch betriebene Völkermord an den europäischen Juden und der zielstrebig in Gang gesetzte Zweite Weltkrieg brachten über 50 Millionen Menschen den Tod. Wie war das möglich? (Schöningh 1, S. 370)

Der ideologisch geprägte Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion und die Kriegsverbrechen

Die Autorentexte beschreiben die rücksichtslose Ausplünderung und die Rassenpolitik in den besetzten Gebieten: Alle Juden sollten ermordet, die slawische Bevölkerung versklavt und vertrieben werden. Ungefähr eine Million Russen und Polen wurden von sogenannten Einsatzgruppen der SS erschossen (Schöningh 1, S. 398).

Nach dem Prinzip des exemplarischen Lernens wird eine Hinrichtung sowjetischer Zivilisten genauer untersucht. Die Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, die Voraussetzungen für die Massaker und deren Auswirkungen auf die Menschen in der Sowjetunion zu analysieren und zu bewerten. Materialien sind interne Anweisungen der Nationalsozialisten, ein Erlass zur Kriegsgerichtsbarkeit und eine Rede Hitlers, die den ideologisch-rassistischen Hintergrund für das brutale Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung lieferte. (Klett, S. 250-251)

Deutschland nach dem Krieg:
Zusammenbruch und Neubeginn

In Nürnberg tagte zwischen November 1945 und Oktober 1946 der Internationale Militärgerichtshof. Blick auf die Anklagebank beim Hauptkriegsverbrecherprozess 1946 © Bundesarchiv_Bild_183-V01032-3
Entrümpelungsarbeiten vor dem Reichstag in Berlin, 14. Januar 1946. Vor Beginn des Wiederaufbaus mussten die zerstörten Städte von Trümmern befreit werden. Die Entrümpelung erfolgte überwiegend in Handarbeit, zu der viele Frauen durch ein Gesetz des Alliierten Kontrollrats dienstverpflichtet wurden. Aus: Klett, S. 294 © akg-images

War das Kriegsende ein Strukturbruch in der deutschen Geschichte – eine „Stunde Null“ –, war es nur ein kurzfristiger Einbruch in die langen Zyklen deutscher Geschichte oder fing am 8. Mai eine jahrelange Rekonstruktionsperiode des am Boden liegenden Deutschland an? (Klett, S. 300)

Die Schulbuchautoren beschreiben den staatlichen und den moralischen Zusammenbruch Deutschlands wie auch die Zerstörung und Not, die der Krieg verursacht hatte. Zentrale Themen sind die Entscheidungen der Alliierten auf den Konferenzen von Jalta und Potsdam und deren Umsetzung ebenso wie die Nürnberger Prozesse und die Entnazifizierung.

Die alliierten Pläne für Deutschland im Zeichen der „vier Ds“ werden als eine Chance für einen Neubeginn, aber auch als Weg in die Teilung Deutschlands dargestellt.

Die Potsdamer Konferenz (1945) proklamierte vier Leitprinzipien: Denazifizierung, Demilitarisierung, Demokratisierung und Dezentralisierung; [...]. Allerdings gab es zwischen den westlichen Besatzungsmächten und der Sowjetunion keinen Konsens über die inhaltliche Ausgestaltung dieser Grundprinzipien (Klett, S. 410).

The textbooks mention the principal defendants and the num ber of convictions in the war crimes trial of Nuremberg and other subsequent trials. They are evaluated as an important contribution to informing the German society about the Nazi crimes and to democratization. The success of the denazification measures is critically reviewed.

Die Lehrbücher nennen die Hauptkriegsverbrecher und die Zahl der Verurteilungen im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess und den Nachfolgeprozessen. Die Prozesse werden als ein wichtiger Beitrag zur Konfrontation der deutschen Gesellschaft mit den nationalsozialistischen Verbrechen betrachtet. Der Erfolg der Entnazifizierungsmaßnahmen wird kritisch dargestellt.

Die Wehrmacht im Vernichtungskrieg

Hinrichtung. Ukraine, 1942. © ullstein bild

Nach dem Krieg wurde die Legende einer „sauberen“ Wehrmacht gepflegt. Für die systematischen Kriegsverbrechen machte man die Waffen-SS verantwortlich. Dieser Mythos wurde durch die Wanderausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht“ 1995-1999 widerlegt. Dass die Wehrmacht nicht „sauber“ war, wird in Kletts Lehrbuch an Beispielen belegt: Ein am 6. Juni 1941 ausgearbeiteter Truppenbefehl sah etwa vor, politische Kommissare der Roten Armee völkerrechtswidrig sofort mit der Waffe zu erledigen (Klett, S. 257).

Schöninghs Autoren stellen die Besatzungspolitik in Osteuropa dar. Sie konstatieren, dass im Prozess der schonungslosen Unterdrückungspolitik auch Wehrmachtssoldaten nicht unschuldig bleiben konnten. Das Ausmaß der Beteiligung der Wehrmacht an den deutschen Besatzungsverbrechen ist allerdings bis heute umstritten (Schöningh 1, S. 398).

Die Schlacht von Stalingrad -
Wendepunkt des Kriegs

Soldaten der 6. deutschen Armee gehen nach der Niederlage in sowjetische Gefangenschaft. Von den 110 000 deutschen Kriegsgefangenen kehrten rund 5 000 nach Hause zurück. Die NS-Führung verschwieg die Gefangenen und verbreitete die Legende von der heldenhaften Armee, die sich in Stalingrad geopfert habe. Foto von 1943, Fotograf unbekannt. Aus: Klett, S. 252 © Picture alliance

Die Oberhand gewannen die Alliierten endgültig mit der Niederlage des deutschen Afrikakorps in Ägypten im November 1942 und der Niederlage der 6. Armee im russischen Stalingrad Anfang Februar 1943 (Klett, S. 257).

Die Schlacht von Stalingrad wird in den Lehrbüchern als Kriegswende dargestellt. Klett präsentiert Materialien zur Analyse: Hitlers Durchhaltebefehl an Generaloberst Paulus („Kapitulation ausgeschlossen“) wird konfrontiert mit dem Brief eines Wehrmachtssoldaten aus dem Kessel von Stalingrad im Januar 1943. Es ist ein Abschiedsbrief: Der Großkampf wird nicht stattfinden [...]: Sucht nicht nach Erklärungen für die Situation bei uns, sondern bei euch und bei dem, der dies zu verantworten hat. (Klett, S. 251)

Widerstand im nationalsozialistischen Deutschland

Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“: Hans und Sophie Scholl, Christoph Probst. Aus: Schöningh 1, S. 401 © akg-images
Territoriale Bestimmungen nach dem Potsdamer Abkommen. Im Rahmen der Potsdamer Konferenz wurde die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen abschließend geregelt (Potsdamer Protokoll, Abs. IX.B). Aus: Klett, S. 293

Der deutsche Widerstand war ein Widerstand ohne Volk, der letztlich erfolglos blieb. Gerade im mutigen und rückhaltlosen Eintreten für Freiheit und Menschenrechte unter gefährlichsten Bedingungen liegt die historische Bedeutung des deutschen Widerstands (Schöningh 1, S. 400).

Die Autoren beschreiben die bekanntesten Widerstandsgruppen:

Communist and Socialists parties and the labour movement.

Military conspiracy: the failed attempt to assassinate Hitler on 20 July 1944, by Stauffenberg became a symbol of the German resistance (Schöningh 1, p. 403).

The student resistance group “White Rose”: in leaflets they denounced the crimes of the Nazis.

The textbooks present and discuss the forms of resistance (Schöningh). They discuss the motivation for resistance and the problem of different resistance concepts (Klett).

Italien

„Faschismus in Italien – von der Kollaboration zum Widerstand“.

Bei Kriegsausbruch bezog Italien eine neutrale Position, hatte aber heimlich bereits ein Bündnis mit Deutschland geschlossen. Mussolini trat im Juni 1940 in den Zweiten Weltkrieg ein. Im Juli 1943 kollabierte das faschistische Regime und Mussolini wurde verhaftet. Am 3. September 1943 kapitulierte die italienische Regierung. In Süditalien verbündeten sich der König und die antifaschistischen Parteien mit den Alliierten; im Norden wurde die faschistische Repubblica di Salò (Italienische Sozialrepublik) ein deutscher Satellitenstaat unter Führung des durch ein deutsches Kommando-Unternehmen befreiten Benito Mussolini. Gegen Kriegsende war Italien ein Nebenkriegsschauplatz. Am 25. April 1945 ordnete das Nationale Befreiungskomitee (Comitato di Liberazione Nazionale, CLN) eine Generaloffensive gegen den sich zurückziehenden Feind an. Mussolini wurde erneut gefangen genommen und von Partisanen erschossen.

Die Strategie eines „Parallelkriegs“ scheiterte

Nach der Kriegserklärung versuchte Mussolini in der Hoffnung, einigermaßen unabhängig von Deutschland zu bleiben, eine eigenständige Strategie zu entwickeln (die sogenannte „Guerra parallela“). Die katastrophalen Resultate dieser Vorgehensweise (Italien konnte die Griechen nicht bezwingen und musste seine ostlybischen Kolonien 1940-1941 aufgeben) verdeutlichten Italiens Schwäche.

Ab 1941 musste Italien den „Parallelkrieg“ aufgeben. Im Frühjahr 1941 griff Italien gemeinsam mit Deutschland Jugoslawien an. Bewaffnete deutsche Kräfte wurden zum Rückgrat der Armee der Achsenmächte in Nordafrika. Mussolini musste Hilfe von der deutschen Wehrmacht akzeptieren [...]. Das Scheitern der italienischen Unternehmungen auf dem Balkan begünstigte auch das massive deutsche Eingreifen in das dortige Geschehen (Giardina, S. 357).

Die italienische Armee wurde nach Russland gesandt, um das militärische Ansehen des Landes aufrechtzuerhalten, erlitt aber große Verluste (1942-1943). Da die russische „Episode“ im kollektiven Gedächtnis Italiens eine wichtige Rolle spielte, ist ihre Abwesenheit in den Lehrbüchern besonders bemerkenswert.

Italienische Kriegsverbrechen werden teilweise ignoriert

Im April 1941 besetzte Italien den mittleren Süden Sloweniens, die Küste Dalmatiens und Montenegro. Seit 1941 hatten italienische Polizei- und Militärkräfte griechisches und jugoslawisches Gebiet durchkämmt und Zivilisten hingerichtet, die verdächtigt wurden, Partisanen zu unterstützen. Sie führten aggressive Feldzüge durch und bombardierten ganze Dörfer, die in der Folge unwiederbringlich zerstört waren (Banti, S. 455).

Die italienische Öffentlichkeit ist sich dieser Fakten kaum bewusst. Dementgegen haben die Foiben – Karsthöhlen, in denen jugoslawische kommunistische Partisanen gegen Kriegsende Faschisten, Kollaborateure und Gegner der neuen titoistischen Führung töteten – in den vergangenen Jahren große Aufmerksamkeit erfahren.

Mario Roatta, der italienische General, der für grausame und repressive Aktionen in Jugoslawien verantwortlich war. Aus: Wikimedia

Die Bedeutung der Widerstandsbewegung ist umstritten

Die 43 Märtyrer von Fondotoce. Seeufer in Verbania, 20. Juni 1944. Aus: Wikimedia

Der Einfluss des Widerstands wird in der italienischen Geschichtswissenschaft immer noch kontrovers diskutiert. Manche Historikerinnen und Historiker empfehlen, im Hinblick auf die Widerstandsaktivitäten von „Bürgerkrieg“, „patriotischem Krieg“ oder „Klassenkrieg“ zu sprechen, da italienische Partisanen gegen italienische Faschisten kämpften.

Die Bedeutung der Widerstandsbewegung wird je nach der politischen Sichtweise hinsichtlich einer bestimmten Zeitperiode hervorgehoben oder heruntergespielt; folglich auch mit der Tendenz, bestimmte Fakten zu unterstreichen oder auszulassen:

Aus militärischer Sicht war der Einfluss durch Partisanen-Aktionen nicht entscheidend, zweifellos stellten sie jedoch einen Störfaktor für die nationalsozialistischfaschistischen Truppen dar. Bedeutsamer war aber, dass sie ein wichtiges Element für die politische Legitimierung des CLN und seiner Führung waren. Die Aktivitäten konnten als die politische Projektion eines Volksaufstands gedeutet werden, auch wenn klar war, dass ein Großteil der Bevölkerung in Zentral- und Norditalien eine Haltung des ängstlichen Abwartens bewahren würde, ohne sich offen auf die Seite der Partisanen oder Faschisten zu stellen (Banti, S. 464).

Rassismus war ein Teil der
faschistischen Ideologie

Benito Mussolini und Adolf Hitler.
© USHMM Photograph #89908

Im kollektiven Gedächtnis Italiens existierte stets der Mythos des „guten italienischen Volkes“ („Italiani brava gente“). Dies steht in auffälligem Kontrast zur Gewalt und den Massakern, die von der italienischen Armee in den Kolonien verübt wurden, und zum aggressiven Verhalten des faschistischen Regimes gegenüber nationalen und anderen Minderheiten in der Zwischenkriegszeit. In den italienischen Lehrbüchern wird dies allerdings höchst selten erwähnt, wenn auch manche von ihnen in Ansätzen darüber informieren.

Banti beschreibt, wie sehr die gängige Symbolik der italienischen Propaganda mit sexuellen Anspielungen aufgeladen war: Beweise dafür finden sich in dem Lied „Faccetta nera“ (Kleines schwarzes Gesicht), einem sehr bekannten Lied zu dieser Zeit, dass die äthiopischen Mädchen dazu einlud, auf die Ankunft der weißen „Befreier“ zu warten (S. 417).

1938 schloss sich Italien Deutschland auch insofern an, als es eigene antijüdische Gesetze verabschiedete. Am 13. Juli 1938 wurde das „Manifesto della razza“ veröffentlicht, ein Grundlagenpapier genehmigt vom Ministerium für Volkskultur und unterzeichnet von faschistischen Gelehrten und Professoren italienischer Universitäten [...]. Es verkündete offen, dass Juden nicht zur italienischen Rasse gehörten (Banti, S. 417).

Das Ende des Faschismus:
Italien entzweit

Die alliierte Landung in der Normandie, Juni 1944. Aus: Wikimedia

Die alliierte Landung auf Sizilien markierte das Ende der faschistischen Herrschaft. Die Nachricht über den Zusammenbruch des Regimes wird mit Enthusiasmus aufgenommen: Viele Männer und Frauen denken, dass dies der Auftakt für das Ende des Kriegs ist. [...] Badoglios Regierung erklärt einerseits ihre Verpflichtung gegenüber Mussolinis Idealen, beginnt andererseits aber heimliche Verhandlungen mit den US-Amerikanern und Briten [...]. Die Verhandlungen führen zu einem Waffenstillstand, unterzeichnet am 3. September 1943, der jedoch erst fünf Tage später, am 8. September, verkündet wird (Banti, S. 458).

Währenddessen besetzten deutsche Truppen Mittel- und Norditalien. Der König und die Regierung flüchteten aus Rom und entkamen in den Süden; die italienische Armee, führungslos zurückgelassen, löste sich auf.

Das Oberkommando des Freiwilligen Freiheitskorps (Corpo Volontari della Libertà, CVL) marschiert in Mailand, 6. Mai 1945. © INSMLI, Fondo Venanzi, serie 26, doc 39

Litauen

Gefangen zwischen scheiternden westlichen Demokratien und kommunistischer Expansion

Litauische Geschichtslehrbücher setzen unterschiedliche Schwerpunkte, wenn es darum geht, den Beginn des Zweiten Weltkriegs zu erklären. Verschiedene Ursachen werden festgestellt: die Verschlechterung der internationalen Beziehungen in den 1930er Jahren, aggressive politische Strategien, ausgelöst durch das Anwachsen faschistischer Bewegungen, und die Expansionsabsichten der Sowjetunion. In manchen Schulbüchern werden nicht nur die „Aggressoren“ für den Krieg verantwortlich gemacht, sondern auch die westlichen Staaten.

In der zweiten Hälfte des vierten Jahrzehnts [1930er Jahre] hielten die westlichen Demokratien an einer Einstellung fest, die als „Beschwichtigungspolitik“ bekannt ist. Ihr Wesen liegt in einer Nachsicht gegenüber Hitlerdeutschland in der Hoffnung, dass dies die weitere Verbreitung des Kommunismus in Europa stoppen und ein Gegengewicht gegenüber der Sowjetunion bilden würde. Für die westlichen Staaten erschien der Kommunismus im Vergleich zum Nationalsozialismus als ein größeres Übel (Schulbuch 12. Klasse von Navickas, Svaraukas, S. 79).

Litauens Reaktion auf die Besetzung 1940 – Feigheit, Hilflosigkeit oder Pragmatismus?

Titelbild eines sowjetisch-litauischen Satiremagazins: Nach dem 15. Juni – eine Straßenfegerin fegt litauische Patrioten hinfort. Aus: Schulbuch 10. Klasse von Tamošaitis, S. 60

Präsident Smetonas Verhalten im Gefolge der sowjetischen Besatzung wird kritisch dargestellt.

Ohne sein Volk vor der drohenden Gefahr gewarnt zu haben, floh Präsident Smetona am 15. Juni mit seiner Familie nach Deutschland, nachdem er die Macht vorläufig auf Premierminister Merkys übertragen hatte. Am selben Abend überquerten sowjetische Truppen die litauische Grenze und rissen bald die Kontrolle über das gesamte Staatsgebiet an sich (Schulbuch 10. Klasse von Tamošaitis, S. 154).

Das Schulbuch von Bakonis druckt ein Gedicht über die Enttäuschung des litauischen Volkes ab, das sich von seinem ehemaligen Präsidenten und den Sowjets verraten fühlte: Obwohl wir alle versprochen haben, für unser Vaterland zu sterben, sind unsere Versprechen gebrochen worden (S. 81).

Auf derselben Seite reflektieren die Autoren darüber, dass die vorher durch die Regierung praktizierte Politik des Nachgebens unter den Bedingungen, unter denen sich Litauen 1939/40 befand, als vernünftig angesehen werden kann. Schülerinnen und Schüler werden schließlich dazu aufgefordert, beide Interpretationen zu erörtern.

Kollaboration – nur die Hälfte der Geschichte

Der amtierende Präsident Justas Paleckis, oft auch als die „sowjetische Puppe“ bezeichnet (links) und Vladimir Dekanazov in Moskau, 3. August 1940. Aus: Schulbuch 10. Klasse von Tamošaitis, S. 159
Litauer sprechen auf der Straße der Freiheit mit Wehrmachtssoldaten. Aus: Schulbuch 10. Klasse von Kapleris u.a., S. 111

Litauer, die mit den Sowjets kooperierten, werden offen Kollaborateure genannt. Die Geschichtslehrbücher zeigen viele Abbildungen und nennen auch die Namen der „Verräter“. Die Marionettenregierung, geführt vom Journalisten Justas Paleckis, ist zur Totengräberin des Staats geworden (Schulbuch 10. Klasse von Kapleris u.a., S. 109).

Die Kollaboration mit den Nationalsozialisten wird zurückhaltender, indirekter oder sogar entschuldigend dargestellt. Auch wenn die [provisorische litauische] Regierung manche diskriminierenden Erlasse übernommen hatte, so war sie trotzdem kein deutscher Kollaborateur. In erster Linie schützte sie litauische Interessen (Schulbuch 12. Klasse von Navickas, Svarauskas, S. 101).

Während der nationalsozialistischen Besatzung unterzeichnete der „Erste Generalrat“ General Petras Kubiliūnas [der Leiter der litauischen Selbstverwaltung] etliche Anordnungen zur Zwangsmobilisierung von Männern für die deutsche Wehrmacht. Sein Name wird allerdings nur in den Lehrbüchern von Tamošaitis und Navickas erwähnt.

Antisemitismus – noch immer ein heikles Thema

Der Pfarrer Bronius Paukštys, ein „Gerechter unter den Völkern“. Während des Kriegs rettete er 150 Gefangene aus dem Ghetto von Kaunas. Später wurde er von den Sowjets, die Litauen besetzt hatten, verhaftet und in ein Lager nach Sibirien geschickt. © Yad Vashem
In dieser Grube in Paneriai nahe Vilnius wurden Gefangene dazu gezwungen, litauische und polnische Juden, die von den Nationalsozialisten ermordet worden waren, zu verbrennen und Gräber für sie zu graben. Aus: Schulbuch 12. Klasse von Tamošaitis, S. 189

Die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung wird oft ausweichend als „die jüdische Tragödie“ bezeichnet. Obwohl die litauische Aktivistenfront (Lietuvos Akyvistų Frontas, LAF) ein explizites antisemitisches Programm hatte, wird sie nur in Tamošaitis’ Schulbuch als antisemitisch bezeichnet. Um eine Textpassage zu zitieren: So müssen also die litauischen Juden Verantwortung tragen für ihre Versuche, die Kultur des litauischen Volkes zu zerstören. [...] bis über ihr Schicksal endgültig entschieden wird, sollten sie in Arbeitslager gebracht werden, sodass sie nicht unser Brot essen, sondern wenigstens irgendwie dazu beitragen, das wieder aufzubauen, was die Väter des roten Geistes zerstört haben, indem sie sie als ihre Werkzeuge gebrauchten (S. 187, Ausschnitt aus „Die litauische Nation vom Pilz befreien“, herausgegeben von der LAF in Kanaus, 5. Juli 1941). Demgegenüber betonen die Schulbücher auch, dass es Menschen gab, die Juden retteten.

Eine „Gerechte unter den Völkern“: Ona Šimaitė organisierte Hilfe für die Kinder aus dem Ghetto von Vilnius; sie versorgte sie mit Essen, Medikamenten und gefälschten Dokumenten (Schulbuch 10. Klasse von Kapleris u.a., S. 118). © Martynas Mažvydas National Library of Lithuania

Der Zweite Weltkrieg in globaler Sicht

Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt, in Litauen bekannt als Molotow-Ribbentrop-Pakt, aus Sicht eines Karikaturisten, 1939. Aus: Schulbuch 12. Klasse von Tamošaitis, S. 8

In den litauischen Schulbüchern wird sowohl dem deutschsowjetischen Nichtangriffspakt als auch den sowjetischen Expansionszielen Aufmerksamkeit geschenkt. In diesem Zusammenhang werden das nationalsozialistische Deutschland und die kommunistische Sowjetunion als die Länder identifiziert, die den Zweiten Weltkrieg begannen, wohingegen Japan und seine aggressive Politik gar nicht oder nur sehr kurz erwähnt werden.

Verschiedene antinazistische Widerstandsorganisationen

In den Geschichtslehrbüchern wird den verschiedenen antinazistischen Widerstandsorganisationen unterschiedlich viel Gewicht zugeteilt. Nur Tamošaitis’ Schulbuch für die 12. Klasse gibt eine detaillierte Beschreibung der litauischen Freiheitsarmee. Im Gegensatz dazu beschreiben alle Schulbücher die drei Hauptorganisationen, die auf litauischem Gebiet agierten – und die teilweise diametral entgegengesetzte Ziele und Vorgehensweisen verfolgten.

Nur das Lehrbuch von Kapleris u.a. für die 10. Klasse beschreibt den litauisch-polnischen Konflikt detaillierter. Bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen der Armia Krajowa auf der einen und litauischen Polizeibataillonen und dem lokalen Geschwader auf der anderen Seite hatten begonnen, was hauptsächlich die friedliche Bevölkerung traf. Indem sie die Taktik des „Teilens und Herrschens“ verwendeten, spielten die Nazis Nationen gegeneinander aus und hetzten Litauer und Polen zum gegenseitigen Kampf auf (S. 114).

Polen

Am 31. August überfielen Angehörige des deutschen Sicherheitsdienstes (SD), verkleidet in polnischen Uniformen, eine Radiostation und sendeten eine Rede mit dem Aufruf zu einer antideutschen Revolte [...]. Dieses Ereignis wurde als „Provokation von Gleiwitz [Gliwice]“ bekannt und lieferte Hitler einen Vorwand für militärische Aktionen (Roszak, Kłaczkow, S. 124).

Der Polenfeldzug 1939 – allein gegen zwei Invasoren

Ein Schlagbaum wird am 1. September 1939 von Wehrmachtssoldaten beseitigt. Gestelltes deutsches Propagandabild. Aus: Wikimedia

Deutschland griff Polen am 1. September ohne vorherige Kriegserklärung an. Polens Verbündete – Frankreich und Großbritannien – erklärten Deutschland am 3. September den Krieg, starteten aber keine sofortigen militärischen Aktionen. Am 17. September überschritt die sowjetische Armee Polens Ostgrenze und vollzog so die im deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt getroffenen Vereinbarungen. In den Schulbüchern finden sich nur indirekte Verweise auf Polens verzweifelte Situation – den Schock über den Verrat und das Gefühl der Isolation.

Am 31. August überfielen Angehörige des deutschen Sicherheitsdienstes (SD), verkleidet in polnischen Uniformen, eine Radiostation und sendeten eine Rede mit dem Aufruf zu einer antideutschen Revolte [...]. Dieses Ereignis wurde als „Provokation von Gleiwitz [Gliwice]“ bekannt und lieferte Hitler einen Vorwand für militärische Aktionen (Roszak, Kłaczkow, S. 124).

Der Angriff durch die Sowjetunion kam für die zivilen und militärischen Autoritäten Polens überraschend. Der Oberbefehlshaber erließ eine Richtlinie, die es verbot, Sowjets anzugreifen, sofern diese nicht versuchten, polnische Einheiten zu entwaffnen. Diese Entscheidung, wie auch der Fehler, die UdSSR nicht als Aggressor anzuerkennen, stellte sich als großer politischer Irrtum heraus. [...] General Władysław Langner, der die Verteidigung Lwows [Lembergs] gegen die Deutschen leitete, kapitulierte vor den Sowjets, die garantierten, dass das Kriegsgefangenenrecht respektiert würde, und gab so die Stadt in „slawische“ Hände. [...] Sobald die Stadt eingenommen war, wurden eine große Zahl von Polizisten ermordet und Militärangehörige in Kriegsgefangenenlager geschickt (Roszak, Kłaczkow, S. 127).

Polnisches Propagandaposter – Aufruf zum Kampf gegen den deutschen Aggressor. „Wara!“ bedeutet ein drohendes „Weg!“ © Archiv des KARTA Zentrums
Sowjetisches Propagandaposter. Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Polen am 17. September 1939 wurde die Propaganda für die Befreiung der unterdrückten ukrainischen und weißrussischen Bauern verstärkt: „Unsere Armee ist eine Armee, die Arbeiter befreit“, unterzeichnet mit „J. Stalin“. © Archiv des KARTA Zentrums

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen deutschen und sowjetischen Repressionstaktiken

Katyn, 1943: Exhumierung eines Massengrabs polnischer Offiziere, die im April 1940 von Sowjets ermordet worden waren. Aus: Wikimedia

Die vielfältigen Beschreibungen der Unterdrückungsmethoden gegen polnische Bürger in den von Hitler und Stalin besetzten Gebieten erscheinen häufig unter dem gemeinsamen Titel „Polnische Gebiete unter zwei Besatzern“. Es finden sich zahlreiche Beschreibungen ähnlicher Methoden, die von beiden Besatzungsmächten angewandt wurden. Gleichzeitig werden Unterschiede aufgezeigt – zum einen hinsichtlich der Intensität der Repressionen, zum anderen in Bezug auf die ihnen zugrundeliegenden Ideologien und Ziele.

Die sowjetischen Besatzer wandten Methoden an, die sich schon während der Revolution als erfolgreich erwiesen hatten. Sie schürten die uralten Klassen- und ethnischen Konflikte und benutzten sie, um die bestehende Ordnung zu zerstören. Sie förderten Plünderungen und Racheaktionen, stachelten die Armen gegen die Reichen auf, die Kleinbauern gegen die Landbesitzer, und Ukrainer, Weißrussen und Juden gegen die Polen (Stola, S. 51).

Für alle Versuche, Juden, Kriegsgefangenen, aus Konzentrationslagern und Gefängnissen Geflüchteten und Mitgliedern des Widerstands zu helfen, führten die Deutschen die Todesstrafe ein. [...] In Gebieten, die durch die UdSSR besetzt waren, agierten NKWD-Funktionäre [Mitglieder der sowjetischen Geheimpolizei] ebenso brutal wie die Gestapo. Im Herbst 1939 gab es eine Verhaftungswelle. Die verhafteten Polen wurden in Zwangsarbeitslager transportiert, in Gefängnissen inhaftiert oder ermordet (Roszak, Kłaczkow, S. 194).

Der polnische Untergrundstaat – eine einzigartige Widerstandsbewegung

Die deutsche Besatzung Polens. Deutsche Soldaten unterziehen eine Gruppe Männer einer Leibesvisitation. © Polish Institute and Museum of General Sikorski in London
Warschauer Einwohner verlassen die Stadt nach dem Warschauer Aufstand, Oktober 1944. © Archiv des KARTA Zentrums

Polen war besiegt, aber hörte, trotz der anderslautenden Erklärungen seiner Besatzungsmächte, nicht auf zu existieren. Zum 30. September 1939 hatte sich eine Exilregierung konstituiert. Arbeiten zum Aufbau polnischer Streitkräfte wurden in Gang gesetzt. Die Einzigartigkeit des polnischen Untergrundstaats lag jedoch vor allem in seinen militärischen, politischen und bürokratischen Strukturen.

Im Untergrund wurden Regierungsabteilungen aufgebaut, die den Ministerien der Vorkriegszeit entsprachen. Ihre Bevollmächtigten unterstanden wiederum dem Regierungsbeauftragten für Polen. Die Untergrundarmee, bekannt als Armia Krajowa (polnische Heimatarmee, auch bezeichnet als „AK Untergrund- armee“), war die größte Untergrundorganisation der Welt. Bei Kriegsende gehörten ihr mehr als 400 000 vereidigte Mitglieder an.

Die Widerstandsbewegung, die vom polnischen Volk gegründet wurde und der [polnischen] Exilregierung in London unterstand, war für fast alle Aspekte des öffentlichen Lebens verantwortlich. Abgesehen vom Kampf gegen die Besatzungsmächte und der Umsetzung von Sabotageaktionen, Propaganda und Spionageplänen, gab es auch Untergrundgerichte, die Verräter oder deutsche Funktionäre verurteilen konnten. Gerichtsbeschlüsse wurden in der Untergrundpresse veröffentlicht und Strafen wurden von Spezialkräften der Untergrundarmee vollzogen. Vollkommen einzigartig in Europa war die Untergrundpresse, die nicht nur politische Magazine, sondern auch militärische Zeitschriften, Frauenmagazine, literarische und satirische Publikationen umfasste. Auf dem Gebiet des „Generalgouvernements“ gab es über 2 000 verborgene weiterführende Schulen, sowie auch Institutionen der höheren Bildung, die während des Kriegs ungefähr 10 000 geheime Studierende ausbildeten (Roszak, Kłaczkow, S. 190).

Der ukrainisch-polnische „Krieg im Krieg“

Polnische Familien suchen unter den zivilen Opfern, die von der UPA und ukrainischen Bauern ermordet wurden, nach den Leichen ihrer Verwandten, Lipniki, März 1943. Aus: Wikimedia

Nach der Niederlage der Zweiten Polnischen Republik sahen die Ukrainer ihre Chance gekommen, einen eigenen unabhängigen Staat zu gründen – ohne nationale Minderheiten. Der größte Stolperstein auf dem Weg zur Realisierung der ukrainischen nationalen Ziele waren die in der heutigen Westukraine lebenden Polen.

1943 startete die UPA (Ukrainische Aufständische Armee) eine „antipolnische“ Aktion mit dem Ziel, die umkämpften Gebiete Wolhynien und Ostgalizien von Polen zu säubern. Dies war ein Völkermord: Ukrainische Einheiten überfielen polnische Dörfer, steckten sie in Brand und ermordeten erbarmungslos Männer, Frauen und Kinder. Ungefähr 100 000 Polen verloren ihr Leben, weitere 300 000 flohen aus den Gebieten. Der Kampfeinsatz der UPA löste einen Bürgerkrieg aus – einen polnisch-ukrainischen „Krieg im Krieg“: Racheaktionen von bewaffneten polnischen Einheiten trafen auch unschuldige ukrainische Bürger (Stola, S. 70).

Polnische Selbstverteidigungs- und Racheaktionen der AK Untergrundarmee trugen zum Tod von mehreren tausend Ukrainern bei. Manche von ihnen starben allerdings durch die Hand von UPA-Angehörigen, meistens als Strafe, weil sie ihren polnischen Nachbarn Unterschlupf gewährt hatten (Roszak, Kłaczkow, S. 199).

Russland

Zeithistoriker glauben, dass der Vertrag vom 23. August 1939 leicht zu verstehen ist, wenn wir erst die Annahme akzeptieren, dass Stalin eine Situation wie in München 1938 vermeiden wollte, als die UdSSR aus der Weltpolitik ausgeschlossen wurde (Kiselyov, Popov, S. 126).

Die Unterzeichnung des in Russland nach den beiden Außenministern benannten Molotow-Ribbentrop-Pakts. Aus: Schulbuch 12. Klasse von Tamošaitis, S. 137

Der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt – die Meinungen gehen auseinander

Die Schulbücher verwenden das Wort „angeschlossen“ für die Gebiete, die zwischen 1939 und 1941 Teil der UdSSR wurden (für andere Länder werden die Worte „besetzt“ oder „annektiert“ verwendet). Die Worte „Aggression“ oder „Annexion“ gelten nicht für die Aktionen der UdSSR. Aus: Danilov, Barsenkov, S. 328-329

Die sowjetische Politik im Frühjahr und Sommer 1939 bleibt weiterhin ein Gegenstand intensiver Debatten unter russischen Historikern, die sich noch immer nicht auf eine einheitliche Position zu diesem Thema einigen können (Zagladin, Kozlenko, S. 210-211).

Der Kreml-Diktator gab sich alle Mühe, die NS-Führung dessen [dass deren Ostgrenze sicher war] zu versichern. Der deutsch-sowjetische Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 sowie mehrere Handelsverträge dienten dem gleichen Zweck: Sie sicherten große Lieferungen an strategisch wichtigem Rohmaterial und Vorräten an Deutschland und ermöglichten Marineoperationen unter dem Deckmantel der Neutralität (Levandovsky, Schetinov, S. 182).

Leben in den besetzten Gebieten – Konfrontation von Kollaborateuren und Partisanen

Das Leben in den besetzten Gebieten wird als eine ständige Konfrontation zwischen Kollaborateuren und Partisanen dargestellt. Eine Gruppe von Partisanen. Aus: Izmozik, Rudnik, S. 222
Ehemalige Sowjetbürger tragen Wehrmachtsuniformen. Aus: Kiselyov, Popov, S. 156

In den besetzten Gebieten wurde eine Politik wirtschaftlicher Ausplünderung und gnadenlosen Terrors umgesetzt. Personen, die als kräftig genug zum Arbeiten galten, wurden unter Zwang nach Deutschland gebracht (insgesamt ca. 5 Millionen Menschen). Die Arbeitsbedingungen in Fabriken, Minen und im Eisenbahnwesen waren mörderisch (Levandovsky, Schetinov, S. 207).

Das Ausmaß an Kollaboration und der Einfluss der Partisa- nenbewegung sind noch immer strittig.

Anzahl der Kollaborateure

Kiselyov, Popov 550000
Izmozik, Rudnik bis zu 1 Mio.
Danilov, Barsenkov 1.5 Mio.

Anzahl der Partisanen

Izmozik, Rudnik 250000
Levandovsky, Shetinov 1 Mio.
Kiselyov, Popov 1.3 Mio.

Repressionen und Deportationen unter Stalin

Diese werden manchmal kritisiert, manchmal verschwiegen oder vorsichtig rechtfertigt.

In Tschetscheno-Inguschetien brachen zahlreiche Aufstände aus, als deutsche Truppen den Nordkaukasus erreichten. Auf der Krim schlossen sich mehr als 20 000 Krimtataren freiwillig Anti-Partisanen-Schwadronen an, um diejenigen niederzumetzeln, die gegen die Nazis kämpften. Diese Aktionen wurden als Vorwand für Massendeportationen derjenigen Volksgruppen genommen, die der Hilfe und Unterstützung des Feindes beschuldigt wurden (Danilov, Barsenkov, S. 393).

Die verwerfliche Methode, kleine Nationen zu „bestrafen“, weil einige wenige Einzelpersonen mit den faschistischen Besatzern kollaborierten, ist weithin bekannt. Zwischen 1943 und 1944 wurden die Kalmücken, Karatschaier, Tschetschenen, Inguschen, Balkaren und Krimtataren ihrer nationalen Identitäten beraubt und aus ihrer Heimat deportiert. Schon zuvor, im August 1941, passierte dasselbe mit den Wolgadeutschen (Levandovsky, Shetinov, S. 216).

Die Erzählung von der heldenhaften Heimatfront hat sich seit der Sowjetzeit kaum verändert

Pferdewagen mit Lebensmitteln. „Für den Siegesfonds“, 1944. © TASS

Die neueren russischen, post-sowjetischen Lehrbücher messen der Rolle der Kirche inzwischen eine größere Bedeutung zu, und es gibt detailliertere Berichte über Deportationen und repressive Gesetze. Abgesehen davon hält die Erzählung am Bild der unbeugsamen sowjetischen Heimatfront fest.

Die Erzählung von der Roten Armee, die Osteuropa befreit, gerät beim Warschauer Aufstand fast immer ins Stolpern

Güterlieferung der Firma Studebaker. Aus: Kiselyov, Popov, S. 163

Warum gab es keine Unterstützung für die in der polnischen Hauptstadt rebellierende Bevölkerung? Eine Antwort:

Der Aufstand war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, vor allem, weil seine Anführer die sowjetische Führung nicht um Einverständnis hinsichtlich seiner Terminierung und seiner Umstände ersucht hatten. Die Rote Armee, die gerade erst den Feind aus Weißrussland vertrieben hatte, benötigte eine Pause. [...] Während des Kalten Kriegs kam eine andere Theorie auf: Angeblich habe die sowjetische Militärführung eine Offensive unterbrochen, um [polnische] Unterstützer der „Londoner“ [Exil-]Regierung daran zu hindern, die Kontrolle in Warschau zu übernehmen. Diese Sichtweise ist allerdings nicht mit Fakten untermauert“ (Zagladin, Kozlenko, S. 251).

Verschiedene Berechnungsmethoden betreffend die westlichen Sachlieferungen entscheiden über die Beurteilung des alliierten Beitrags

Die antifaschistische Koalition war während des gesamten Zweiten Weltkriegs ungleich gewichtet. Menschen aus einem der Koalitionsstaaten – der Sowjetunion – bluteten auf den Schlachtfeldern, während sich die Anstrengungen anderer Koalitionsmitglieder (Großbritanniens und vor allem der USA) bis zum Wendepunkt des Kriegsverlaufs darauf beschränkten, die UdSSR mit Waffen, Proviant und Ausrüstung zu versorgen. Nachdem der Krieg vorüber war, versuchten sie jedoch, Vorteile aus dem Sieg zu ziehen und nicht einmal Separatverträge mit dem Feind waren unter ihrer Würde (Danilov, Barsenkov, S. 424).

Das Bündnis zwischen der UdSSR, Großbritannien und den USA war ein wichtiger Faktor im Krieg gegen die deutschfaschistischen Aggressoren. Die Leih-Pacht-Gaben an Kriegsmaterial, Autos, Munition und Ausrüstung an die UdSSR stellten sich als ein wesentlicher Beitrag heraus. Sie beliefen sich auf ungefähr 10% aller sowjetischen Flugzeuge, 12% der Panzer und 70% der Autos (Zagladin, Koz- lenko, S. 260).

Hinrichtungen in Katyn

Dieses Bild wird oft verwendet, um die Erschießung von russischen Partisanen zu illustrieren. Eigentlich sind die Opfer aber polnische Zivilisten, 1939. © IIA Russia today

Die Mehrheit der Schulbücher berichtet über die Exekution der Polen. Eines von ihnen (Danilov, Barsenkov) erklärt sie als Vergeltungsmaßnahme für die Geschehnisse im polnischsowjetischen Krieg.

Das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in der UdSSR – wird selten erörtert

Für solche, die einmal umzingelt, aus der Gefangenschaft ausgebrochen oder einfach hinter ihre Einheit zurückgefallen waren, gab es keine Gnade. Die meisten Offiziere, denen es gelungen war, aus einer Umzingelung auszubrechen, wurden von Kriegsgerichten verurteilt. Ein Soldat, der auf der Suche nach seiner Einheit aus Gefangenschaft oder Umzingelung ausgebrochen war, konnte wegen des Verdachts auf Spionage, Desertion oder Ähnliches zum Tode verurteilt werden. Ehemalige Kriegsgefangene und „Umzingelte“ wurden in Speziallager gebracht, wo sie gezwungen wurden, in Minen, Gruben, der Metallindustrie oder als Holzfäller zu arbeiten (Kiselyov, Popov, S. 155-156).

Über die Ausstellung

Autorinnen und Autoren:

Algis Bitautas Litauische Universität für Erziehungswissenschaft,
Vilnius, Litauen

Štefan Čok Unabhängiger Historiker,
Triest, Italien

Giulia De Florio Memorial Italien,
Mailand, Italien

Alicja Wancerz-Gluza KARTA Zentrum,
Warschau, Polen

Friedrich Huneke Leibniz Universität,
Hannover, Deutschland

Nikita Lomakin Memorial International,
Moskau, Russland

Kristina Smolijaninovaitė CSF e.V., Berlin, Deutschland

Terezie Vávrová Antikomplex, z.s.,
Prag, Tschechien

Gudrun Wolff Gesellschaft zur Förderung der deutsch-russischen Beziehungen,
Münster/Münsterland e.V., Münster, Deutschland

Lektorat der englischen Version:

Robert Maier Georg Eckert Institut,
Braunschweig, Deutschland

Julia Volmer-Naumann Geschichtsort Villa ten Hompel,
Münster, Deutschland

Übersetzung der russischen Version:

Natalia Smirnova

Design:

Mark Kalinin Taiga Creative Cluster,
St. Petersburg, Russland

Laura Klimaitė
Berlin, Deutschland

Beraterinnen und Berater:

Sylwia Bobryk Universität von Portsmouth, Portsmouth,
Großbritannien

Kamil Činátl Institut zur Erforschung totalitärer Regime,
Prag, Tschechien

Andrea Gullotta Memorial Italien,
Mailand, Italien

Jerzy Kochanowski Historisches Institut der Universität Warschau,
Warschau, Polen

Antonella Musumeci Garibaldi Hochschule für Geisteswissenschaften,
Palermo, Italien

Anna Sevortian EU-Russland Zivilgesellschaftsforum Sekretariat,
Berlin, Deutschland

Susanne Sternthal King’s College London,
London, Großbritannien

Michaela Stoilová Gulag.cz,
Prag, Tschechien

Bibliografie

Tschechien

Čurda, Jan u.a. Moderní dějiny pro střední školy. Světové a české dějiny 20. století a prvního desetiletí 21. století.
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Kuklíkovi, Jan u. Jan. Dějiny 20. století. Učebnice pro střední školy.
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Kvaček, Robert České dějiny II. Učebnice pro střední školy.
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Deutschland

Geschichte und Geschehen Qualifikationsphase Oberstufe. Stuttgart-Leipzig
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Zeiten und Menschen 1 und 2, Geschichte Kursstufe.
Paderborn: Schöningh Verlag, 2010. (zitiert als Schöningh 1 und Schöningh 2)

Italien

Giardina, Andrea u.a. Il mosaico e gli specchi. Percorsi di storia dal medioevo a oggi.
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Banti, Mario Alberto. Il senso del tempo. Manuale di storia 1870-oggi.
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Roszak, Stanisław u. Kłaczkow, Jarosław. Poznać przeszłość. Wiek XX. Podręcznik do historii dla szkół ponadgimnazjalnych.
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Stola, Dariusz. Podręcznik klasa III. Szkoły ponadgimnazjalne. Zakres podstawowy.
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Bakonis, Evaldas. Tėvynėje ir pasaulyje: istorijos vadovėlis 10 klasei.
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Jokimaitis u.a. Naujausiųjų laikų istorija: vadovėlis 10 klasei.
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Navickas, Virginijus u. Svarauskas, Artūras: Istorija: vadovėlis 12. IV gimnazijos klasei.
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Zagladin, Nikita, Kozlenko, Sergej u.a. Istorija Rossii. XX – načalo XXI veka.
Moskau: Russkoje slovo, 2007.

Die Mitwirkenden dieses Projekts haben sich bemüht, alle Autoren und Rechteinhaber von Illustrationen ausfindig zu machen und zu kennzeichnen. Leider ist uns dies nicht für alle Abbildungen, die in den Schulbüchern verwendet werden, gelungen. Wir respektieren Bildrechte und deren Inhaber vollstens und werden für alle Rechte aufkommen, sollten weitere Rechteinhaber identifiziert werden. Wir sind dankbar für jegliche Hinweise und Informationen diesbezüglich.

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