Das Projekt "Stolpersteine" als Beispiel für das Gedenken an die Opfer

Christoph Meißner Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Germany

15+ Jahre

45 Minuten

3082 Wörter

Zusammenfassung: Am Beispiel der Stolpersteine lernen die Schüler*innen das Gedenken an verschiedene Opfergruppen kennen und diskutieren auch darüber, an welche Gruppen heute nicht erinnert wird und welche Gruppen ihrer Meinung nach in Zukunft erinnert werden sollten. Die Lernaktivität ist in erster Linie für den Unterricht im Klassenzimmer gedacht, gleichzeitig kann sie leicht für einen Gedenkstättenbesuch angepasst werden.

Schlüsselfrage
:
Was können uns Stolpersteine über das Gedenken an Repressionen und ihre Opfer in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vermitteln?

Kompetenzerwerb

Die Schüler*innen werden:
  • Toleranz und Empathie für die Opfer des Holocausts im Zweiten Weltkrieg üben sowie eine höhere Sensibilität für kulturelle Vielfalt entwickeln.
  • Kritisch über die Darstellung der Vergangenheit in Gedenkstätten nachdenken, die von lokalen Initiativen stammen.
  • Ihre analytische und kritische Denkfähigkeit schulen.
  • Ihr Einfühlungsvermögen nutzen, um die Vergangenheit und die Art und Weise, wie sie in der Gegenwart betrachtet wird, zu verstehen.
  • Die Vergangenheit und die Gegenwart zunutze machen, um sich eine Meinung über die Zukunft zu bilden.

Pädagogische Empfehlungen

Die Stolpersteine sind ein zivilgesellschaftliches Projekt, das an die Opfer des Massenmordes durch das nationalsozialistische Regime erinnern soll. Auf kleinen, in den Gehweg eingelassenen Steinen wird ein Gedenkort für die Opfer im Stadtbild geschaffen. Diese Gedenkorte und ihre komplexe Geschichte bilden die Grundlage für diese Lernaktivität. 
Um diese Lernaktivität durchführen zu können, ist es wichtig, dass die Schüler*innen ein Grundwissen über den Nationalsozialismus, seine Ideologie und seine Verbrechen haben; vor allem das Wissen über den Holocaust ist eine grundlegende Voraussetzung. Nur auf der Grundlage dieses Wissens können die Schüler*innen die komplexen Zusammenhänge verstehen und über die Frage nachdenken, an welche Opfergruppen zu erinnern ist. Die Durchführung einer solchen Lernaktivität ohne diese Vorkenntnisse sollte vermieden werden, da dies zu einer Überforderung der Schüler*innen führen könnte und das Ziel der Lernaktivität dann nicht erreicht wird.

Aktivitäten

Zur Vorbereitung der Unterrichtsstunde wählt die Lehrkraft 5-6 Stolpersteine aus, wozu sie die Website der Stolpersteine oder natürlich selbstgewähltes Unterrichtsmaterial verwenden kann. Wichtig ist, dass die ausgesuchten Stolpersteine die Vielfalt der verschiedenen Opfergruppen abdecken. Eine Exkursion zu nahegelegenen Stolpersteinen ist ebenfalls eine Möglichkeit.
Als anbahnende Hausaufgabe zur Vorbereitung auf die Lernaktivität erhalten die Schüler*innen: einen Text mit Hintergrundwissen zu den Stolpersteinen (s. Anhang I) sowie ein Interview mit Gunter Demnig, dem Initiator des Projekts, in dem er seine Beweggründe darlegt (s. Anhang II). Mithilfe der Materialien sollen die Schüler*innen die ursprünglichen Ideen des Gründers der Stolpersteine, Gunter Demnig, kennenlernen und darüber nachdenken, ob sie für die heutige Holocaust-Erinnerung noch relevant sind.

Phase 1: Diskussion über die Hausaufgaben. 5 Minuten
In 3er-Gruppen diskutieren die Schüler*innen über die Hausaufgabe und die Motivation des Gründers der Initiative, das Projekt Stolpersteine auszuweiten - von seinem ersten Stein, der an ein bestimmtes Datum erinnerte, zu Opfern des Holocaust und später zu verschiedene Opfergruppen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.

Phase 2: Diskussion und Vergleich von Stolpersteinen. 20 Minuten
Nachdem die Motive besprochen wurden, stehen die Objekte selbst im Fokus. 
In 3er-Gruppen vergleichen und besprechen die Schüler*innen zwei ihnen ausgehändigte Stolpersteine hinsichtlich der Gestaltung und der Informationen auf den Steinen (s. Anhang III). Dabei diskutieren die Schüler*innen auch darüber, ob die Stolpersteine eine geeignete Form des Gedächtnisses sind. Grundlage dafür ist das in der Hausaufgabe erworbene Wissen und die Diskussion anhand zweier Zitate. 
Dies führt zu einer Reflexion in den Schülergruppen darüber, ob diese Form des Erinnerns heute noch aktuell und wirksam ist.

Phase 3: Diskussion über die Zukunft. 10 Minuten
Ausgehend von den Überlegungen am Ende von Phase 2 blicken die Schüler*innen in der nächsten Sitzung als Klasse in die Zukunft und besprechen ihre Gedanken darüber, an welche Opfergruppen in Zukunft erinnert werden sollte und welche bereits heute vergessen sind.

Phase 4: Abschließende Reflexion. 10 Minuten
Abschließend bespricht die Klasse unter Anleitung der Lehrkraft, inwieweit die Lernziele während der Stunde erreicht wurden und was sie persönlich gelernt haben. Ein Ausgangspunkt für die Diskussion könnte die Schlüsselfrage sein: Was können uns die Stolpersteine über das Gedenken an Repressionen und ihre Opfer in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft lehren?

Bewertung

Im Folgenden finden Sie einige Punkte, die als Anregung dienen können, wie die Lehrkraft die Lernaktivität während der Unterrichtsstunde bewerten kann:
  • Auf welchem Niveau nutzen einzelne Schüler*innen ihre Beobachtungs- und Analysefähigkeiten? Wie gut können sie zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen unterscheiden? 
  • Wie durchdacht ist der Beitrag der einzelnen Schüler*innen zur Besprechung der Hausaufgaben? Wird deutlich, dass zu Hause über das Thema nachgedacht wurde? 
  • Wie viel tragen einzelne Schüler*innen bei?
  • Wie gut sind die Schüler*innen in der Lage, als Gruppe zu kooperieren und zusammen zu arbeiten?
  • Wie gehen die Schüler*innen mit den Zitaten um und reflektieren sie kritisch? 
  • Waren Schüler*innen bereit, sich an der Diskussion zu beteiligen, und in der Lage, das erworbene Wissen für eine imaginäre Zukunft zu nutzen?

Glossar

Hier finden Sie Definitionen für die unten fett gedruckten Wörter.
  • Auschwitz-Erlass - ein von Heinrich Himmler am 16. Dezember 1942 unterzeichneter Erlass, mit dem die Deportation aller im Deutschen Reich lebenden Sinti und Roma angeordnet wurde, um sie vollständig zu vernichten.
  • Gedenktafel - eine dekorative Tafel, in der Regel aus Metall oder Holz, die zum Gedenken an eine Person oder ein Ereignis an einer Wand oder einer anderen Fläche angebracht wird.
  • Reichspogromnacht - ein Pogrom (Ausschreitungen gegen nationale, religiöse oder ethnische Minderheiten) gegen Juden, das am 9./10. November 1938 sowohl von der SA (paramilitärische Truppen der Nazis) als auch von Zivilisten durchgeführt wurde. Die Fenster von Geschäften, Gebäuden und Synagogen in jüdischem Besitz wurden eingeschlagen, weshalb die Reichspogromnacht auch als „Kristallnacht“ (dieser Begriff sollte jedoch nicht verwendet werden, da er verharmlosend ist) bezeichnet wird.
  • Yad Vashem - die offizielle Gedenkstätte für die Opfer des Holocausts in Israel.

Anhang I – Handzettel für Schüler*innen: Hintergrundwissen zum Stolpersteine-Projekt

Das Projekt „Stolpersteine“ wurde 1992 von dem Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen. Kleine Gedenktafeln, die im Boden verlegt werden, sollen an das Schicksal von Menschen erinnern, die während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben worden sind. Am 16. Dezember 1992, dem 50. Jahrestag des Deportationsbefehls von Heinrich Himmler für „Zigeuner“ (Auschwitz-Erlass), setzte Demnig den ersten Stein in das Pflaster vor dem historischen Rathaus in Köln. In den folgenden Jahren entwickelte Demnig das Projekt weiter, um alle verfolgten Gruppen einzubeziehen. Am 4. Januar 1995 wurden in Köln probeweise und ohne Genehmigung der Behörden weitere Steine verlegt. Später wurde die Verlegung offiziell genehmigt und erhielt damit einen offiziellen Charakter. In der Folge entwickelte sich daraus die weltweit größte „dezentrale Gedenkstätte“. Die Inschriften auf den goldenen Steinen beginnen in der Regel mit „Hier wohnte …“, gefolgt vom Namen des Opfers und dem Geburtsjahr, oft auch mit dem Jahr der Deportation und dem Todesort. Die Stolpersteine werden direkt vor dem letzten bekannten Wohnort des Opfers in den Gehweg eingelassen. Zu Beginn des Jahres 2020 waren es über 75.000 Steine. Neben Deutschland wurden bisher in 26 weiteren Ländern Stolpersteine verlegt, darunter in den Niederlanden, Österreich, Tschechien, der Slowakei und Ungarn. Auch in Russland, der Ukraine, Frankreich und Rumänien gibt es vereinzelte Stolpersteine, die jedoch der Dimension der Opfer in diesen Ländern in keiner Weise gerecht werden. Gepflegt und gereinigt werden die Stolpersteine in der Regel von lokalen Initiativen, die auch an Gedenktagen wie dem 9. November Blumen niederlegen und Kerzen anzünden.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Projekts.

Quelle: Adaptiert von "Stolpersteine", Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Stolpersteine, und offizielle Stolpersteine-Website , https://www.stolpersteine.eu/en/home/, letzter Zugriff: 17. Februar 2023.

Anhang II – Interview mit Gunter Demnig

Herr Demnig, wie kamen Sie auf die Idee, Stolpersteine für Opfer aus der NS-Zeit zu verlegen?
Es gab im Mai 1990 eine Vorarbeit in Köln, und zwar eine Schriftspur auf der Straße: Mai 1940, 1000 Roma und Sinti. Im Mai 1940 sind aus mehreren westdeutschen Großstädten 1000 Roma und Sinti deportiert worden. Man kann sagen, diese Deportationen waren so etwas wie die Generalprobe, um später die Juden zu deportieren. Das war der Auslöser, die Namen dort zurückzubringen, wo das Grauen begann, wo die Menschen ihre Heimat hatten und abgeholt worden sind.

Daraus ist dann die Idee entstanden, Stolpersteine zu verlegen?
Die Grundidee war, die Namen zurückzubringen. Der erste Gedanke war, klassisch eine Tafel an die Wand zu schrauben. Für das Projekt in Köln hatte ich das große Glück, einen Leipziger Juden kennenzulernen, der beim WDR gearbeitet hat. Der hat zu mir gesagt, Gunter, Gedenktafeln für jüdische Opfer an Hauswände schrauben, vergiss es. 80, wenn nicht sogar 90 Prozent der Hausbesitzer würden dem niemals zustimmen.

Welchen Schluss haben Sie dann daraus gezogen?
Ich habe mich an Rom und den Petersdom erinnert. Da läuft man gedankenlos über die Grabplatten, wo wirklich die Gebeine drunter liegen. Daraufhin habe ich mich im Museum für Sepulkralkultur kundig gemacht. Dort hat man mir gesagt, wenn Menschen über Grabplatten laufen, erhöht das die Ehre desjenigen, der dort begraben liegt. Ich muss zugeben, zunächst hatte ich ein wenig Bedenken. Deshalb habe ich die jüdische Gemeinde in Köln angeschrieben und um Rat gefragt. Ein dreiviertel Jahr später hat der Rabbiner mich eingeladen und gesagt, das könnt ihr machen. Das sind ja keine Grabsteine, sondern lediglich Gedenksteine. Zudem sagte er mir: Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist.

Haben Stolpersteine gegenüber Gedenktafeln einen weiteren Vorteil?
Nachdem die ersten Steine in Köln verlegt waren, bin ich zu meinem Auto gegangen. Als ich mich noch mal umdrehte, sah ich, wie die ersten Passanten stehen geblieben sind. Wer den Stein sieht und den Text darauf lesen will, muss eine Verbeugung vor dem Opfer machen. Dieser Aspekt war mir am Anfang auch nicht klar.

Warum ist es Ihnen wichtig, an die Opfer der NS-Zeit zu erinnern?
Ich denke, dass gerade die junge Generation, ich merke das, weil wir viel mit Schülern zusammenarbeiten, dass die über die Stolpersteine einen anderen Geschichtsunterricht erfahren. Wenn die Schüler ein Buch aufschlagen und lesen: Sechs Millionen ermordete Juden allein in Europa. Wenn sie nachhaken, erfahren sie, es waren noch mal sechs Millionen, vielleicht sogar acht, die aus anderen Gründen von den Nazis ermordet worden sind. Das ist eine abstrakte Größe. Das bleibt unvorstellbar. Wenn die Schüler dann aber ein Familienschicksal in der eigenen Umgebung aufarbeiten, dann bekommen sie auch wirklich mit, was da passiert ist. Das ist ein ganz anderer Geschichtsunterricht. Und ich habe gemerkt, die Jugendlichen sind an dem Thema interessiert. Sie wollen wissen, wie konnte so etwas im Land der Dichter und Denker passieren? Wir machen das aber auch für die Menschen, die sich heute fragen, warum habe ich keine Oma oder Uroma?

Wann haben Sie den ersten Stolperstein verlegt?
Richtig los ging es für mich 1996 in Berlin, damals noch mit sehr vielen Schwierigkeiten. Wir haben das damals illegal gemacht. Eine Genehmigung hätten wir nicht bekommen. Die Gründe waren rein formal, von wegen Stolpern, das wird ja ernst genommen. Die treffende Definition hat mal ein Hauptschüler gebracht, der nach einer Verlegung von einem Reporter befragt wurde: Aber Stolpersteine sind doch gefährlich, da fällt man doch hin? Und der Schüler sagte: Nee, man fällt nicht hin, man stolpert mit dem Kopf und dem Herzen.

Wie ging es weiter, nachdem Sie 1996 in Berlin richtig mit den Stolpersteinen angefangen haben?
1997 kam ein Künstlertreffen in der Nähe von Salzburg. Da habe ich die ersten zwei Steine für ermordete Zeugen Jehovas verlegt. Dann war eine Pause und ab 2000 ist es dann richtig mit den Genehmigungen losgegangen, fast gleichzeitig in Berlin und in Köln. Inzwischen sind es in Deutschland fast 1300 Orte und 1500 in ganz Europa, an denen wir Stolpersteine verlegt haben.

Wie viele Stolpersteine haben Sie bisher insgesamt verlegt?
Bisher haben wir über 80 000 Steine in ganz Europa verlegt, insgesamt sind es 26 Länder. Die Grundidee dahinter war, überall dort, wo die dritte Wehrmacht, die SS, die Gestapo, ihr Unwesen getrieben haben, dass dort symbolisch diese Stolpersteine auch auftauchen. Der Wiedererkennungswert für die Besucher ist dabei sehr interessant. Dann fahren sie nach Rom und stellen fest, hier auch. Umgekehrt auch ein Effekt: Klassenfahrt nach Berlin, in der Hamburger Straße sehen die Schüler die Steine, kommen nach Hause und fragen, was war denn bei uns im Ort? Das sind die Effekte, die ich wichtig finde und wo ich sagen muss, deshalb muss es weitergehen. Für alle Fälle habe ich auch eine Stiftung ins Leben gerufen, damit es auf jeden Fall weitergeht.

Quelle: Dohme, A. M. (2020). ‘Ein ganz anderer Geschichtsunterricht’, Weser Kurier, 12. Oktober, https://www.weser-kurier.de/bremen/stadtteil-vegesack/gunter-demnig-verlegt-stolpersteine-fuer-opfer-der-ns-zeit-doc7e3djbofe7q15fqwqrd, letzter Zugriff: 28. Juni 2022.

Anhang III – Beispiele von Stolpersteinen

 
Der erste Stolperstein, der im Jahr 1992 vor dem historischen Rathaus in Köln gesetzt worden ist. Foto: Horsch, Willy, CC BY 3.0, Wikimedia Commons, File:Köln-Stolperstein-Rathaus-024.jpg
1. [Text: Auf Befehl des Reichsfuehrers-SS vom 16.12.42 - Tgb. No. I 2652/42 Ad./RF/V. - Zigeunermischlinge, Romazigeuner und nicht deutschblütige Angehörige von Zigeunersippen balkanischer Herkunft sollen nach bestimmten Richtlinien ausgewählt und in einer mehrwöchigen Aktion in ein Konzentrationslager geschickt werden. Dieser Personenkreis wird im Folgenden als „Zigeuner“ bezeichnet. Sie wurden familienweise in das Konzentrationslager Auschwitz (Zigeunerlager) geschickt, unabhängig vom Grad der Vermischung.]
Stolperstein für Werner Bab. Foto: OTFW, Berlin, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons, File:Stolperstein_Schönhauser_Allee_187_(Prenz)_Werner_Bab.jpg
2. [Text: Hier wohnte Werner Bab, Jahrgang 1924, deportiert Auschwitz, Mauthausen, KZ Ebensee, überlebt]

Schönhauser Allee 187, 10119 Berlin / gelegt: 20. August 2010

Werner Rab, Internatsschüler, zog nach der Reichspogromnacht 1938 zurück nach Berlin, versuchte 1942 in die Schweiz zu fliehen, wurde aber von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Er überlebte und wurde am 6. Mai 1945 von der US-Armee im KZ Ebensee befreit.
Stolpersteine für Paul Ludwig Angress. Foto: Richter, Franz, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons, File:Stolperstein_Paul_Ludwig_Angress_Bötzowstraße_20_0023.jpg
 
Stolpersteine für Selma Angress. Foto: Richter, Franz, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons, File:Stolperstein_Selma_Angress_Bötzowstraße_20_0024.jpg
3. [Text: Hier wohnte Paul Ludwig Angress, Jahrgang 1879, deportiert 1.3.1943, ermordet in Auschwitz]

[Text: Hier wohnte Selma Angress, Jahrgang 1890, deportiert 3.3.1943, ermordet in Auschwitz]


Bötzowstraße 20, 10407 Berlin / gelegt: 7. August 2014

Paul Ludwig Angress, geboren am 13. November 1879 in Peiskretscham (polnisch: Pyskowice), Sohn von Bertha Brauer und Jacob Angress; verheiratet mit Selma Mannheimer am 3. Mai 1921 in Frankfurt am Main, zwei gemeinsame Söhne (beide in Berlin geboren, Hans am 24. August 1922 und Robert am 14. März 1924); letzter Eintrag im Berliner Adressbuch von 1939 mit der Berufsbezeichnung Kaufmann; am 1. März 1943 von Berlin aus in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert.

Aus den Informationen in der zentralen Datenbank von Yad Vashem ist bekannt, dass der Sohn Shimon (ehemals Robert) Angress den Holocaust überlebt hat. Die Verlegung des Stolpersteins fand im Beisein von Nachkommen der Angress statt, die inzwischen nach Israel gezogen waren.

Selma Mannheimer, geboren am 10. Oktober 1890 in Frankfurt am Main, Tochter von Jeanette Blumenthal und Abraham Mannheimer; heiratete Paul Ludwig Angress am 3. Mai 1921 in Frankfurt am Main; Zwangsarbeit bei Osram in Berlin vom 25. Oktober 1940 bis 27. Februar 1943; deportiert am 3. März 1943 mit dem 33. Osttransport von Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Stolperstein für Heinz Behrendt. Foto: Richter, Franz, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons, File:Stolperstein_Heinz_Behrendt_Mendelssohnstra%C3%9Fe_3_0768.jpg
4. ​​​​​​​[Text: Hier wohnte Heinz Behrendt, Jahrgang 1919, deportiert 14.11.1941 Minsk, 1943 Maly Trostinec, 1944 Flossenbürg, Todesmarsch, befreit/überlebt]​​​​​​​

Mendelssohnstraße 3, 10405 Berlin / gelegt: 24. Juni 2015

Heinz Behrendt, später Chaim Baram, geboren am 5. August 1919 in Berlin, gestorben 1975 im Kibbuz Naan in Israel. Verheiratet mit Charlotte Behrendt, geb. Rotholz und später Sara Baram, geb. Holländer. Am 14. November 1941 mit dem 5. Transport nach Minsk deportiert. Von dort Konzentrationslager Maly Trostenez, Vernichtungslager Majdanek, Arbeitslager Budzyn bei Krasnik, Arbeitslager Mielec, Lager Wieliczka, Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, Konzentrationslager Flossenbürg. Von dort wurde er auf den Todesmarsch nach Dachau getrieben. Am 25. April 1945 von amerikanischen Truppen befreit, gab sich Heinz Behrendt den Namen Chaim Baram. Er ging nach Israel, heiratete erneut und bekam mit seiner zweiten Frau vier Kinder. Im Jahr 1961 sagte er im Prozess gegen SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann aus. Er hat den deutschen Boden nie wieder betreten. Heinz Behrendt ist einer der wenigen Überlebenden des Minsker Ghettos.

In der Souterrainwohnung lebten insgesamt acht weitere Familienmitglieder, für die 2017 weitere Stolpersteine verlegt wurden. Das Wohnhaus wurde Ende der 1960er Jahre abgerissen, die Straße wurde in den 1970er Jahren verändert und durch Neubaublöcke ersetzt.

Die Person, die die Stolpersteine für die Großfamilie Behrendt verlegen ließ, hat ebenfalls drei Stolpersteine in Berlin-Prenzlauer Berg (Rosa Schlagk, Herta Henschke, Hedwig Peters) und fünf Stolpersteine in Berlin-Friedrichshain (Jenni Bukofzer, Samuel Bukofzer, Luise Bendit, Leo Bendit, Aron Bendit) verlegen lassen.
Stolperstein für Hans Bloch. Foto: OTFW, CC BY-SA 3,0, Wikimedia Commons, File:Stolperstein_Stra%C3%9Fburger_Str_19_(Prenz)_Hans_Bloch.jpg
5. ​​​​​​​[Text: Hans Bloch, Jahrgang: 1904, Flucht 1939, England]

Straßburger Straße 19, 10405 Berlin / gelegt: 27. November 2018

Hans Bertold Bloch, geboren am 26. Dezember 1904 in Berlin-Wilmersdorf als Sohn von Anna und Karl Bloch; heiratete 1936 Gertrud (Gertrude) Hebel in Berlin-Schöneberg; zum Zeitpunkt der Volkszählung 1939 wohnte das Paar in der Barbarossastraße 40 in Berlin-Schöneberg; laut Berliner Adressbuch wohnte der Kaufmann dort bereits unmittelbar nach seiner Heirat. Im Juni 1939 emigrierte Hans Bloch mit seiner Frau nach Großbritannien.

Zitate
Gunter Demnig: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ 
(Quelle: Pieper, O. (2019). ‘Stolpersteine. Eine Verneigung vor den Verfolgten’, Deutsche Welle, 7. Mai, https://www.dw.com/de/stolpersteine-eine-verneigung-vor-den-verfolgten/a-48638303, letzter Zugriff: 25. Juli 22.).
Charlotte Knobloch, ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland: „Damit wird das Andenken von Menschen, die Verfolgung und Entwürdigung erleben mussten, bevor sie auf schreckliche Weise ermordet wurden, nochmals entwürdigt und sprichwörtlich mit Füßen getreten.“ 
(Quelle: ‘Wie Stolpersteine an Opfer des Nationalsozialismus erinnern’, NDR, 30. November 2022, https://www.ndr.de/geschichte/Wie-die-Stolpersteine-an-NS-Opfer-erinnern,stolpersteine123.html, letzter Zugriff: 18. Januar 2023.).
Mehr Informationen über die Stolpersteine in Berlin kann auf der Webseite ‘Stolpersteine in Berlin’ gefunden werden.

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