Unterrichtsplan

Joanna Wojdon Universität Breslau, Breslau, Polen

16-19 Jahre

90 minutes

Einführung

Karte von Europa, 1938

Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:EUROPE_1929-1938_POLITICAL_MAP.svg

Karte von Europa nach dem Zweiten Weltkrieg

Quelle: http://www.diercke.com/kartenansicht.xtp?artId=978-3-14-100790-9&seite=36&id=17472&kartennr=4

Aufgabe 1

Die Karte zeigt Grenzveränderungen als Folge des Krieges. Findet und beschreibt sie.

Aufgabe 2

Stellt euch eine Person vor, die 1938 in Breslau oder Brest Litowsk lebte. Was hätte mit ihr während des Krieges und nach dem Krieg passieren können? Stellt mindestens drei Szenarien vor.

Aufgabe 3

Welche der Bilder beschreiben nicht nur die Ergebnisse, sondern auch die Konsequenzen des 2. Weltkriegs? Erläutert eure Entscheidung.

Dresden, Ausschnitt des zerstörten Stadtzentrums mit Blick über die Elbe auf die Neustadt. In der Bildmitte sind der Neumarkt und die Ruinen der Frauenkirche. 1945

Quelle: Bundesarchiv, Bild 146-1994-041-07 / UnbekannteR AutorIn / CC-BY-SA 3.0. https://bit.ly/3tnaE7P

Springbrunnen „Kinderreigen“ auf dem Bahnhofsvorplatz, Stalingrad, nach dem Ende des Gefechts, 1943

Foto: https://waralbum.ru/287859/

Ruinen in Warschau, 1945

Foto: https://www.pikrepo.com/fcqnj/ruins-of-warsaw-in-1945-in-world-war-ii

Krefeld: Demonstration im Hungerwinter, 1947

Foto: Bundesarchiv, Bild 183-B0527-0001-753 / CC-BY-SA 3.0. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-B0527-0001-753,_Krefeld,_Hungerwinter,_Demonstration.jpg

Minsk nach der Bombardierung, 1941

Foto: Bundesarchiv, Bild 141-2020 / CC-BY-SA 3.0. https://en.wikipedia.org/wiki/Bombing_of_Minsk_in_World_War_II#/media/File:Bundesarchiv_Bild_141-2020,_Weißrussland,_Minsk,_Zerstörungen.jpg

Breslau nach dem Gefecht, 1945

Foto: Lizenzfrei, https://waralbum.ru/45255/

Gruppe A

Karten der Migration

Bei der Diskussion der Vorkriegsbiografien der Einwohner von Breslau und Brest hat man wahrscheinlich darüber nachgedacht, dass sie an andere Orte innerhalb der neuen Grenzen ihres Heimatlandes gezogen sind: in dem Fall Deutschland oder Polen. Nachfahren einer Familie aus Breslau leben vielleicht jetzt in Köln; Nachfahren einer Familie aus Brest leben vielleicht jetzt in Wrocław (vor dem Krieg: Breslau). Es gab auch andere Vorgänge, die zu Nachkriegs-Migrationen führten: politische Entscheidungen der Großen Drei (Roosevelt, Churchill und Stalin), der Nachkriegsregierungen, von Einzelpersonen, die diesen Entscheidungen nicht entsprechen wollten, usw.

Analysiert die Karten, die die Migrationsbewegungen nach dem Krieg zeigen.

Flucht und Vertreibung nach Deutschland nach dem Krieg

Quelle: Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland https://www.hdg.de/lemo/kapitel/nachkriegsjahre/alltag/flucht-und-vertreibung.html

Magazin „Life“, Mai 1945. 9.000.000 vertriebe Ausländer*innen verlassen Deutschland

Quelle: demons.swallowthesky.org https://www.pinterest.cl/pin/482729653788619745/

In die USA:

In Polen:

Quelle: mit Genehmigung des Nowa Era Publishing House, Warschau, Polen, www.nowaera.pl
  • Wer hat die jeweilige Quelle erstellt? Wessen Perspektive stellt sie dar? Woran kann man das erkennen?
  • Wie sind die Migrationsbewegungen auf der Karte dargestellt? Welche Aspekte der Migration sind sichtbar? Welche nicht? Oder: Was würdet ihr aus anderen Quellen wissen wollen, um die Karten vollumfänglich zu verstehen?
  • Was erzählt uns jede einzelne Quelle, neben den statistischen Daten?
 

-> Stellt drei Argumente zusammen, die die Behauptung stützen, dass ein Verlust an ethnischer Diversität zu den Folgen des Zweiten Weltkriegs in Europa gehörte.

-> Führt ein Brainstorming über andere langfristige Folgen der Migrationsbewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg durch. Stellt mindestens drei dieser Folgen zusammen und begründet eure Aussagen.

Gruppe B

Bevölkerung: Demographische Statistiken

Eine Bevölkerungspyramide ist eine Darstellungsform der Bevölkerung in einem bes- timmten Land (oder in einem bestimmten Gebiet) nach Alter und Geschlecht zu einem bestimmten Zeitpunkt. Eine „natürliche“ Pyramide ist an der Grundlinie am breitesten, mit einer fast symmetrischen Verteilung von Männern und Frauen (Jungen und Mädchen zwischen 0 und 10 Jahren) und wird mit zunehmendem Alter immer schmaler. Aus biologischen Gründen gibt es oft mehr Jungen als Mädchen und mehr ältere Frauen als Männer. Bei historischen Ereignissen, wie Kriege, Migrationen, Epidemien und anderen, werden jedoch bestimmte Bevölkerungsgruppen nach Alter oder Geschlecht „entfernt“ (oder manchmal „hinzugefügt“).

Es wird geschätzt, dass etwa 75 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg starben, darunter auch etwa 20 Millionen Soldaten.

Erläutert, wie sich diese Zahl in Bevölkerungspyramiden in bestimmten Ländern in den folgenden Jahren widerspiegelt: 1950, 1960 und 1980.

-> Stellt drei Argumente zusammen, die die Aussage stützen, dass, auch wenn die Mehrzahl der Opfer des Zweiten Weltkriegs Zivilisten waren, der Anteil der militärischen Opfer deutlich in der Bevölkerungspyramide sichtbar ist.

-> Verfolgt die Generation der „Baby-Boomer“ in der Nachkriegszeit in den Pyramiden. Wie können wir solche Pyramiden als Beweis nutzen, dass die Generation der „Baby- Boomer“ eine Folge des Zweiten Weltkriegs ist?

-> Findet je zwei andere kurz- und langfristige Folgen des Zweiten Weltkriegs für die Bevölkerung des entsprechenden Landes.

Gruppe C

Wirtschaft: Statistiken des BIP

Quelle: Statistiken aus dem Madison-Projekt, https://www.rug.nl/ggdc/historicaldevelopment/maddison/?lang=en
Daten für andere Länder können problemlos generiert werden.

Das Bruttoinlandsprodukt [BIP] fasst die Kosten aller in einem bestimmten Land in einer bestimmten Zeitspanne hergestellten Produkte und gekauften Dienstleistungen (oft in einem bestimmten Jahr) zusammen.

Das BIP pro Kopf wird berechnet aus dem BIP geteilt durch die Anzahl der Einwohner des entsprechenden Gebiets. So können wir die materielle Situation von Menschen in kleineren und größeren Ländern vergleichen (mit einigen Einschränkungen).

Die Grafik zeigt die Veränderungen des BIP pro Kopf in bestimmten Ländern vor, wäh- rend und nach dem Zweiten Weltkrieg. Beachtet bitte, dass einige Daten aus den Kriegsjahren fehlen.

  1. Wann spürte die deutsche Bevölkerung die wirtschaftliche Not des Kriegs?
  2. Wann hat der Wiederaufbau nach dem Krieg in Deutschland, Italien und den Niederlanden begonnen?
  3. Wie lange dauerte es, dass die Niederlande den materiellen Status der Bürgerinnen und Bürger wiederherstellte?
  4. Und in Deutschland?
  5. Inwiefern war die Situation in den USA und im Vereinigten Königreich anders?
  6. Wie wird der Eiserne Vorhang und die Teilung Europas in Ost und West in dieser Grafik repräsentiert?
  7. Stellt drei Argumente zusammen, die die Aussage stützen, dass die wirtschaftlichen Folgen des Zweiten Weltkriegs in Osteuropa gravierender waren als im Westen.

Zusammenfassung

Präsentation der Ergebnisse von jeder Gruppe, Fokus auf den markierten Punkten aus den Aufgaben jeder Gruppe.

Zusatzaufgabe. Mit Hilfe der Quellen, die von den Gruppen A-C analysiert wurden, können diese Fragen beantwortet werden:

  1. Warum haben sich viele Vertriebene aus Osteuropa dazu entschlossen, sich nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA niederzulassen?
  2. Sollten wir den Indikator BIP pro Kopf verwenden, obwohl dabei die Grenzveränderun- gen und Migrationen nicht berücksichtigt werden?

Geschichten von Menschen hinter der Statistik

Die Erfahrungen und Folgen des Krieges haben Schriftsteller und Gedichte aus verschie- denen Ländern inspiriert. Ordnet die Auszüge aus Nachkriegsgedichten einem der Themen zu, die in einer der in dieser Lektion analysierten Quellengruppen behandelt werden:

 
  • Fotografien: Ruinen
  • Karten: Grenzveränderungen
  • Karten und Diagramme: Migrationsbewegungen
  • Diagramme: Bevölkerungspyramiden
  • Grafik: BIP pro Kopf
 
  1. Nikolai Mayorov - Nicht vergönnt (Übersetzung aus dem Englischen)

    Es ist uns nicht vergönnt unter Grabsteinen zu verwesen -
    Ausgestreckt zu liegen, - in halb-geöffneten Gräbern,
    Wir hören Gewehrsalven vom Schlachtfeld
    Das Heulen der Regimente
    Von den Straßen, die einst unsere waren.
    Wir kennen alle Kriegstheorien auswendig.
    Was ist der Krieg für uns? Wir sind höher hier als der Tod.
    In unseren Gräbern liegen wir aufgereiht,
    Warte auf ein Zeichen, um in die Schlacht zu ziehn
    Und lass alle wissen, dass uns die Toten hören
    Die Nachkommen reden von ihnen und ihrer Vergangenheit.

    1942

    Quelle der englischen Übersetzung: https://www.poetryloverspage.com/yevgeny/miscellaneous/mayorov/we_are_not_blessed.html

  2. Hilde Domin (1909-2006) - Ziehende Landschaft

    Man muss weggehen können
    und doch sein wie ein Baum:
    als bliebe die Wurzel im Boden,
    als zöge die Landschaft und wir ständen fest.
    Man muss den Atem anhalten,
    bis der Wind nachlässt
    und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt,
    bis das Spiel von Licht und Schatten,
    von Grün und Blau,
    die alten Muster zeigt
    und wir zuhause sind,
    wo es auch sei,
    und niedersitzen können und uns anlehnen,
    als sei es an das Grab
    unserer Mütter.

    Quelle: https://www.deutschelyrik.de/ziehende-landschaft.html

  3. Gyula Illyés (1902–1983), Horror (Ausschnitt, Übersetzung aus dem Englischen)

    Wie Moses Dornbusch brennend,
    jede Hülse mit einem kurzen Kreischen,
    Bersten, Schreien –
    Gott oder das Schicksal versuchte zu sprechen.

    Im eisigen Schnee der Straße
    sah ich ein menschliches Haupt,
    ein flach getrampeltes Basrelief
    von einem unmenschlichen Tritt.

    Ich sah ein Baby, immer noch blind,
    neben seiner toten Mutter:
    kein Milch zu trinken, sondern Blut,
    Blut, keine Wolle zum Schutz.

    Das Baby hob sein blutiges Gesicht
    und schrie zur Toten.
    Seine Mutter war – an diesem Ort;
    Er selbst – den Jahren voraus.

    1945

    Quelle der englischen Übersetzung: Classic Hungarian Poems of the Second World War - Hungarian Review, https://hungarianreview.com/article/20150114_classic_hungarian_poems_of_the_second_world_war/?fb

  4. Maja Trochimczyk – Das Brot schneiden (Übersetzung aus dem Englischen)

    Ihre Mutter hat Hunger. Ein großer Topf heißes Wasser
    mit geschnittenem Kraut -komesa, lebioda–
    sie lehrte sie, die Kräuter zu erkennen,
    nur für den Fall – und einen Löffel Mehl
    für den Geschmack. Essen für zwanzig Personen
    zusammen gepfercht in einem zwei-Zimmer-Haus.

    Der Frühling war das schlimmste – Blumen, Vogelgesang,
    und nichts zu essen. Du musstest warten
    auf den Roggen und die Kartoffel. Die Vorratskammer
    war leer. Sie hatte Hunger. Immer Hunger.
    Manchmal aß sie rohen Weizen. Zu grün,
    Die Kerne, die sie kaute – noch milchig – machten sie krank.

    Dreißig Jahre nach dem Krieg, versteckte ihre Mutter Papiertüten mit getrockneten Brotscheiben
    auf den oberen Regalbrettern ihrer Warschauer Küche.
    Zwanzig, dreißig Tüten... genug Essen für einen Monat.
    Wirf niemals Brot weg, sagte ihre Mutter.
    Erinnere dich, Krieg ist Hunger. [...]

    2014

    Quelle der englischsprachigen Fassung: Writing the Polish Diaspora: SLICING THE BREAD by Maja Trochimczyk, http://writingpolishdiaspora.blogspot.com/2014/07/slicing-bread-by-maja-trochimczyk.html

Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg

1950

1960

1980

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