Liste ähnlicher Gedenkstätten

Marcus Chavasse Civil Society Forum e.V., Berlin, Deutschland

Im Folgenden finden Sie eine unvollständige Liste von europäischen Gedenkstätten des Zweiten Weltkriegs, die zusammen mit den im Abschnitt „Lernaktivitäten“ dieses Leitfadens vorgestellten Methoden verwendet werden können. Sie soll a) konkrete Beispiele für den Gebrauch in einem pädagogischen Umfeld liefern und b) als Anregung für Pädagog*innen dienen, über Gedenkstätten in ihrer eigenen Umgebung nachzudenken, die man im Rahmen des Unterrichts besuchen und/oder untersuchen könnte.

Neben grundlegenden Informationen über eine Gedenkstätte enthält dieser Anhang Tipps, wie die Gedenkstätte pädagogisch behandelt oder in eine Unterrichtsstunde integriert werden könnte.

Diese Liste von Gedenkstätten entspricht den Kategorien, nach denen sich die Lernaktivitäten ausrichten:
  1. Offizielle Denkmäler für kriegerische Auseinandersetzungen (siehe Gedenkstätte Brückenkopf Șerpeni, Rschew-Denkmal für den sowjetischen Soldaten, Pawlow-Haus und Gerhardt-Mühle)
  2. Offizielle Gedenkstätten für Opfer (siehe Konzentrations- / Vernichtungslager, Denkmal für die Opfer des Ghettos von Chișinău, Denkmal für das Massaker von Katyń)
  3. Museen, die historischen Ereignissen gewidmet sind (siehe Museum Berlin-Karlshorst)
  4. Inoffizielle Gedenkstätten und private Initiativen (siehe Stolpersteine)

Denkmal für die Frauen des Zweiten Weltkriegs

Denkmal für die Frauen des Zweiten Weltkriegs, London, England, 2014. Foto: Shiva, Andrew, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons, File:UK-2014-London-Monument_to_the_Women_of_World_War_II_(1).jpg
London, Großbritannien, 2005

An einem symbolischen Ort in der Nähe der Downing Street in London steht eines der wenigen Kriegsdenkmäler, die speziell Frauen des Vereinigten Königreichs und des gesamten Europa würdigen. Die unterschiedlichen Kleidungsstücke symbolisieren die vielen verschiedenen Berufe und Rollen, die Frauen während des Krieges ausübten, unter anderem in der Landwirtschaft, Krankenpflege, Industrie und der Royal Navy, der britischen Kriegsmarine.

Tipp für Lehrkräfte: Die wesentliche Rolle der Frauen während des Zweiten Weltkriegs in allen Ländern ist ein Thema, das im Unterricht bisher oft zu kurz kommt. Dementsprechend wird die Herstory, also Frauengeschichte im Gegensatz zum männlich dominierten Geschichtsbild, in der historischen Bildung immer prominenter thematisiert. Dieses Denkmal könnte als Ausgangspunkt für eine Diskussion über weniger bekannte Dimensionen des Zweiten Weltkriegs oder über persönliche/lokale Geschichten dienen, in denen bestimmte, den Schüler*innen bekannte Frauen im Mittelpunkt stehen.

Nationales Denkmal für den Winterkrieg

Nationales Denkmal für den Winterkrieg, Helsinki, Finnland, 2017. Foto: Kastemaa, Heikki, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons, File:Pekka_ Kauhanen_Bringer_of_Light_2017.jpg
Helsinki, Finnland, 2017

Der Erste Sowjetisch-Finnische Krieg, auch als Winterkrieg bekannt, begann nach dem sowjetischen Einmarsch in Finnland 1939. Im Inneren des Denkmals, das ein geschwächtes, aber immer noch stehendes Finnland darstellt, sind 105 Fotografien zu sehen, die verschiedene Dimensionen des 105-tägigen Kriegs abbilden, darunter die Bedeutung der internationalen Hilfe, den Beitrag der Frauen und die Auswirkungen des Konflikts auf das tägliche Leben.

Tipp für Lehrkräfte: Diese Gedenkstätte kann genutzt werden, um die anhaltende Bedeutung der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und den besonderen Erinnerungskontext, in dem wir gerade leben, zu untersuchen. Mit seiner Einweihung im Jahr 2017 ist es ein sehr junges Denkmal, das interessante Fragen für die weitere Diskussion aufwirft: Warum wurde ein solches Denkmal erst 2017 errichtet? Wie unterscheidet es sich von früheren Denkmälern? Wie erinnert diese Gedenkstätte an verschiedene Dimensionen des Krieges? Welchen Einfluss hat unsere heutige Gesellschaft und/oder Regierung auf die Entstehung eines solchen Denkmals?

Tipp für Lehrkräfte: In jedem europäischen Land gibt es eine oder mehrere staatliche Gedenkstätten für den Zweiten Weltkrieg, die ein bestimmtes nationales historisches Gedächtnis (zu einem bestimmten Zeitpunkt) veranschaulichen. Eine spannende Übung könnte darin bestehen, verschiedene nationale Denkmäler in ein und demselben Land zu vergleichen und zu erörtern, was sie über die sich verändernde einheimische Erinnerungskultur aussagen.

Denkmal für das kämpfende Frankreich

Mémorial de la France combattante, Paris, Frankreich, 2006. Foto: CaptainHaddock, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons, File:Mont-Valerien_croix_de_Lorraine.jpg
Paris, Frankreich, 1960

Dies ist die wichtigste Gedenkstätte, die Franzosen gewidmet ist, die im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben. Sie befindet sich an der Stelle einer mittelalterlichen Festung, die von den Deutschen während des Zweiten Weltkriegs zur Hinrichtungsstätte umfunktioniert wurde. 17 Personen sind hier symbolisch beigesetzt: Soldaten aus Frankreich, Senegal, Marokko, Tunesien und Französisch-Polynesien sowie Mitglieder der Résistance, der französischen Widerstandsbewegung, und Kriegsgefangene. Außerdem gibt es 16 Reliefskulpturen, die verschiedene Dimensionen und Phasen des Krieges symbolisieren.

Tipp für Lehrkräfte: Dieses Denkmal verkörpert das globale Ausmaß des Zweiten Weltkriegs und kann verwirrend wirken. Eine gezielte Fotosuche oder ein Beobachtungsbogen für das Denkmal (siehe Lernaktivität: Gedenkstätte Brückenkopf Șerpeni) ist ein geeignetes Mittel, um die Aufmerksamkeit der Schüler*innen beim Besuch eines solchen Ortes sanft zu lenken.

Tipp für Lehrkräfte: Dieses Denkmal verdeutlicht den Beitrag von Nichteuropäern während des Zweiten Weltkriegs. Auf allen Seiten kämpften Kolonialsoldaten: indische Soldaten in der britischen Armee, zentralasiatische Soldaten in der Roten Armee usw. Dies kann den Schüler*innen helfen, das Ausmaß des Krieges und auch die Bedeutung, die man ihm heute in anderen Ländern beimisst, zu verstehen.

Gedenkstätte Brester Festung

Monument „Der Mut“ in der Gedenkstätte Brester Festung, Brest, Belarus, 2014. Foto: Alexxx1979, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons, File:Brest_Brest_Fortress_Monument_Courage_9132_2150.jpg
Brest, Belarus, 1971

Im Juni 1941 griff die deutsche Wehrmacht die Festung in Brest mit ihren überraschten sowjetischen Verteidigern an. Nach einigen Tagen der Belagerung übernahmen die Nationalsozialisten die Kontrolle über die Festung, die zu einem wichtigen Symbol des Widerstands in der Sowjetunion wurde. Die weitläufige Anlage umfasst riesige Statuen, darunter das Monument „Der Mut“ (siehe Bild), eine Ewige Flamme, ein Museum und einen Obelisken in Form eines Bajonetts.

Tipp für Lehrkräfte: Diese Denkmalanlage ist groß und kann verwirrend wirken. Eine gezielte Fotosuche oder ein Beobachtungsbogen für das Denkmal (siehe Lernaktivität: Gedenkstätte Brückenkopf Șerpeni) ist ein geeignetes Mittel, um die Aufmerksamkeit der Schüler*innen beim Besuch eines solchen Ortes sanft zu lenken.

Tipp für Lehrkräfte: Da die Sowjets hier besiegt wurden, haben sowjetische Historiker und Akademiker das Thema bis vor kurzem weitgehend ignoriert. Siehe Lernaktivitäten: Denkmal für den sowjetischen Soldaten in Rschew und Denkmal für das Massaker von Katyń für ähnliche Geschichten über verschwiegene historische Ereignisse.

Tipp für Lehrkräfte: Im Jahr 2014 wurde das Monument „Der Mut“ von CNN auf die Liste der „hässlichsten Denkmäler weltweit“ gesetzt, wofür sich der Sender nach der Empörung in Russland und Belarus entschuldigte. Die Beschäftigung mit der zeitgenössischen Einstellung zu Denkmälern kann ebenso aufschlussreich sein wie die Auseinandersetzung mit der Geschichte und den Denkmälern selbst. Siehe Lernaktivität: Gedenkstätte Brückenkopf Șerpeni Memorial für Fragen zur zeitgenössischen Bedeutung von Denkmälern.

Holocaust-Gedenkstätte Babyn Jar

Denkmal für jüdische Opfer des NS-Massakers in der Gedenkstätte Babyn Jar, Kiew, Ukraine, 2015. Foto: Prymasal, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons, File:Комплекс_памяток_в_урочищі_Бабин_Яр_Київ_Дорогожицька_вул.,_вул.jpg
Kiew, Ukraine, 2016

Diese Gedenkstätte ist Teil einer größeren Anlage, die sich an der Stelle befindet, an der die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs mehrere Massaker an Juden verübten. Die Anlage ist in erster Linie dem Holocaust-Gedenken gewidmet, enthält aber auch andere Gedenkstätten für die Opfer des Holodomor, der Schlammlawine im Stadtteil Kureniwka von 1961 und (seit neulich) der russischen Invasion in der Ukraine. Im Jahr 2022 wurde das Denkmal durch russische Angriffe beschädigt.

Tipp für Lehrkräfte: Diese Denkmalanlage ist groß und kann verwirrend wirken. Eine gezielte Fotosuche oder ein Beobachtungsbogen für das Denkmal (siehe Lernaktivität: Gedenkstätte Brückenkopf Șerpeni) ist ein geeignetes Mittel, um die Aufmerksamkeit der Schüler*innen beim Besuch eines solchen Ortes zu lenken.

Tipp für Lehrkräfte: Die Gedenkstätte hat eine lange und aufschlussreiche Geschichte. Sie könnte in eine Unterrichtsstunde zum Thema Vertuschung der Geschichte eingebunden werden (siehe Lernaktivität: Denkmal für den sowjetischen Soldaten in Rschew), da in der Sowjetunion davon abgeraten wurde, die hier ermordeten Juden in den Vordergrund zu stellen.

Lokale Gedenkstätten für gefallene Soldaten (Kriegerdenkmäler)

Gedenkstätte für gefallene Soldaten des Ersten und des Zweiten Weltkriegs, Otley, England, 2017. Foto © Mike Coyle / Imperial War Museum, alle Rechte vorbehalten
Europaweit

Solche Denkmäler, die oft klein und unscheinbar sind und aus einem Kreuz und einer Namenstafel bestehen, gibt es überall in Europa: Es sind keine großen nationalen Denkmäler, die „aller“ gedenken sollen, sondern eher kleinere Gedenksteine, die den in den Weltkriegen gefallenen Soldaten einer bestimmten Stadt oder eines bestimmten Dorfes gewidmet sind. In fast jedem Ort in Europa gibt es ein solches Denkmal. Allein diese Tatsache weist auf das enorme Ausmaß und die weitreichenden Folgen des Ersten und des Zweiten Weltkriegs hin.

Tipp für Lehrkräfte: Die Beschäftigung mit solchen Denkmälern hat viele Vorteile, nicht zuletzt, dass man mehr über die lokale Geschichte erfährt und dass sie leicht zugänglich sind. Für die vertiefte Auseinandersetzung mit der lokalen Geschichte kann die Lehrkraft die Schüler*innen auffordern, a) die Errichtung und/oder Renovierung des Denkmals, die Berichterstattung darüber und eventuelle Veränderungen in der Wahrnehmung des Denkmals im Laufe der Zeit zu recherchieren oder b) die Gedenkzeremonien, die an dem Denkmal abgehalten werden, mit denen an größeren, nationalen Denkmälern zu vergleichen, um Ähnlichkeiten und Unterschiede zu festzustellen.

Rumänischer Soldatenfriedhof in Țiganca

Rumänischer Soldatenfriedhof in Țiganca, Moldawien, 2022. Foto © Kristina Smolijaninovaitė, alle Rechte vorbehalten
Țiganca, Moldawien, 2010

Auf diesem Friedhof auf dem Gebiet des heutigen Moldawiens sind rumänische Soldaten begraben. Während der Offensivoperation Jassy-Kischinew 1944 (siehe Lernaktivität: Gedenkstätte Brückenkopf Șerpeni) wechselte die rumänische Armee von den Achsenmächten zu den Alliierten. Dies führte dazu, dass die rumänischen Soldaten im historischen Gedächtnis der Nachkriegszeit von beiden Seiten weitgehend ignoriert wurden. Die Eröffnung dieses Friedhofs war ein wichtiger Schritt in der Aufarbeitung des Traumas.

Tipp für Lehrkräfte: Während des Zweiten Weltkriegs gab es zahlreiche Kriegsschauplätze und die gegnerischen Soldaten fielen in verschiedenen Gebieten. Überall in Europa gibt es Friedhöfe für feindliche Soldaten. Eine wichtige Frage ist, wer sich um diese Stätten kümmern soll. In Russland beispielsweise sind lokale Initiativen für die Pflege zuständig, während der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. für die deutschen Kriegsgräber in Europa und Nordafrika verantwortlich ist. Diese Gedenkstätte kann eine interessante Diskussion über heutige Gedenkstätten, ihre Nutzung und ihren Nutzen anstoßen.

Tipp für Lehrkräfte: Laut Historikern wurde die Operation Jassy-Kischinew, insbesondere die erste Offensive, von den sowjetischen Archiven und der Geschichtsschreibung fast vollständig ignoriert. Siehe Lernaktivität: Denkmal für den sowjetischen Soldaten in Rschew für ein weiteres Beispiel für solchen Umgang mit der Geschichte und Methoden, wie man dieses unterrichten kann.

Pinkas-Synagoge

Innenansicht der Pinkas-Synagoge, Prag, Tschechien. Foto mit freundlicher Genehmigung von World Monuments Fund.
Prag, Tschechien, 1960

Dies ist die zweitälteste noch erhaltene Synagoge in Prag. An den Wänden stehen die Namen von rund 78.000 tschechischen Jüdinnen und Juden, die während des Holocausts ums Leben kamen und es gibt eine Ausstellung von Kinderzeichnungen aus dem Ghetto Theresienstadt. Heute wird die Synagoge vom Jüdischen Museum in Prag verwaltet. Während des Krieges übernahmen die Nationalsozialisten zwar das Museum, aber viele Gegenstände galten als Kunstwerke und wurden nicht zerstört.

Tipp für Lehrkräfte: Die Nationalsozialisten planten angeblich, diese Synagoge und den dazugehörigen Friedhof als ein Denkmal für ein Volk zu erhalten, das sie vollständig ausgelöscht hatten. Die Synagoge könnte als Ausgangspunkt für eine Meta-Diskussion über Denkmäler und die Frage, was in eine Gedenkstätte umgewandelt werden könnte und sollte, dienen.

Denkmal für die Opfer des Pogroms in Iaşi

Denkmal für die Opfer des Pogroms in Iaşi, Iaşi, Rumänien, 2017. Foto © GlobetrottingViking / Tripadvisor, alle Rechte vorbehalten
Iaşi (Jassy), Rumänien, 2011

Dieses Denkmal erinnert an die im Sommer 1941 ermordeten rumänischen und bessarabischen Jüdinnen und Juden. Es war eines der schlimmsten Pogrome des Zweiten Weltkriegs, dem mehr als ein Drittel der jüdischen Bevölkerung der Stadt zum Opfer fiel. Seit 1976 stand an dieser Stelle ein Mahnmal. Im Jahr 2011 wurde es durch ein neues Denkmal mit einer neuen Inschrift ersetzt. Der bisherige Text enthielt keinen Hinweis auf die Juden, sondern sprach lediglich von den „Opfern des faschistischen Pogroms“.

Tipp für Lehrkräfte: siehe Lernaktivität: Denkmal für die Opfer des Ghettos von Chișinău für einen Überblick über die jüdische Geschichte der Region und Methoden, mit denen man zu dieser Gedenkstätte oder ähnlichen Orten arbeiten kann.

Stollensystem des Projekts Riese

Ansicht der Stollen im Projekt Riese, Walim, Polen, 2006. Foto: Przykuta, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons, File:Riese_Rzeczka_korytarz_344.jpg
Walim, Poland, 2001

Das Projekt Riese war ein groß angelegtes Bauprojekt der Nationalsozialisten in Niederschlesien in den Jahren 1943-1945. Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge aus dem nahe gelegenen Konzentrationslager Groß-Rosen mussten hier mehrere unterirdische Stollen bauen. Das Stollensystem blieb unvollendet und ihr Zweck unklar. Eine Gedenkstätte wurde angelegt, um an die Hunderte von Zwangsarbeitern zu erinnern, die beim Bau der Stollen ums Leben kamen.

Tipp für Lehrkräfte: Das Projekt Riese steht für eine weitere wenig erforschte Dimension des Krieges. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Menschen im Zweiten Weltkrieg nicht nur in den Kämpfen oder in den Konzentrations- und Vernichtungslagern umkamen, sondern auch durch Zwangsarbeit im Dritten Reich und in den besetzten Gebieten ermordet wurden.

Zentrales Kriegsgefangenenmuseum

Zentrales Kriegsgefangenenmuseum, Łambinowice, Polen, 2011. Foto: Julo, Public domain, Wikimedia Commons, File:Łambinowice,_Centralne_Muzeum_Jeńców_WojennychDział_Oświatowo-WystawienniczyDział_Zbiorów_i_Konserwacji_-_fotopolska.eu_(219114).jpg
Łambinowice (Lamsdorf), Polen, 1964

Dieses Museum gehört zu einer größeren Gedenkanlage in Łambinowice und befindet sich am Standort eines Kriegsgefangenenlagers, das seit dem Deutsch-Französischen Krieg 1870 in jedem Krieg genutzt wurde. Am bekanntesten ist wohl das berüchtigte Lager Stalag VIII B, in dem während des Zweiten Weltkriegs über 100.000 polnische Kriegsgefangene inhaftiert waren. Nach dem Krieg wurde es von der Roten Armee übernommen, die dort rund 10.000 deutsche Kriegsgefangene unterbrachte, von denen viele an Typhus und Misshandlungen starben.

Tipp für Lehrkräfte: Ein solcher Ort kann nicht nur für den Geschichtsunterricht über den Zweiten Weltkrieg nützlich sein, sondern auch für die Vermittlung gesamteuropäischer, aber auch lokaler Geschichte. Er zeigt gut, wie Gebäude und Orte von verschiedenen, oft gegensätzlichen Kräften umfunktioniert werden und welche Probleme dieses Erbe für das historische Gedächtnis einer Stadt oder eines Landes mit sich bringen kann. Dies ist eine gute Möglichkeit, Multiperspektivität in den Geschichtsunterricht einzubringen (siehe auch Lernaktivität: Museum Berlin-Karlshorst für Aktivitäten, die an solchen Orten durchgeführt werden können).

Gedenkstätte Hadamar

Gedenkstätte Hadamar. Foto © Fotosammlung Gedenkstätte Hadamar, alle Rechte vorbehalten
Hadamar, Deutschland, 1983

Dieses Museum, das sich auf dem Gelände der ehemaligen „Euthanasie“-Anstalt Hadamar befindet, erinnert an die schätzungsweise 200.000 Menschen, die im Rahmen der „Aktion T4“ von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Dabei handelte es sich meist um Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen, die die Nazis für „unerwünscht“ in der deutschen Gesellschaft erklärten. In Hadamar fanden wurden auch medizinische Experimente und Zwangssterilisationen sowie die Ermordung von Hunderten, wenn nicht Tausenden von Zwangsarbeitern aus Polen und anderen Ländern statt.

Tipp für Lehrkräfte: Diese Gedenkstätte macht deutlich, dass auch einfache Deutsche der Brutalität des NS-Regimes nicht entkommen konnten. Sie kann als Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit der Bandbreite der Opfergruppen des Nationalsozialismus dienen.

Tipp für Lehrkräfte: Die Gedenkstätte befindet sich in einem Krankenhaus, das immer noch in Betrieb ist, und bietet sich an, um die Frage zu diskutieren, was eine Gedenkstätte sein bzw. wie eine Gedenkstätte in der Gegenwart genutzt werden kann.

Nationalmuseum der Geschichte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg

Nationalmuseum der Geschichte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg, Kiew, Ukraine, 2013. Foto: Sarapulov, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons, File:Комплекс_Українського_державного_музею_Великої_Вітчизняної_війни_05.jpg
Kiew, Ukraine, 1986

Das Nationalmuseum, eines der größten Museen der Ukraine, ist Teil eines Komplexes von Gedenkstätten, die der Verteidigung der sowjetischen Grenze, den Schrecken der nationalsozialistischen Besatzung, dem Partisanenkampf, der Heimatfront und der Schlacht am Dnepr 1943 gewidmet sind. Im Jahr 2015 wurde der Name geändert, um den Begriff „Großer Vaterländischer Krieg“ im Rahmen des Verbots nationalsozialistischer und kommunistischer Propaganda zu entfernen.

Tipp für Lehrkräfte: Eine Fotosuche ist eine gute Methode zur Unterstützung der Schüler*innen bei der Orientierung auf dem weitläufigen Gelände der Gedenkanlage (siehe Lernaktivität: Gedenkstätte Brückenkopf Șerpeni).

Tipp für Lehrkräfte: Siehe Lernaktivität: Museum Berlin-Karlshorst für Methoden zur Freilegung der Vielschichtigkeit der Geschichte in einem Museum. Die Untersuchung früherer Ausstellungen kann unter Umständen viel über die Geschichte und die Entwicklung der Erinnerungskultur eines bestimmten Ortes aussagen.

Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Innenhof des Bendlerblocks, der die Gedenkstätte Deutscher Widerstand beheimatet, Berlin, Deutschland, 2006. Foto: Carr, Adam, Gemeingut, Wikimedia Commons, File:Bendlerblock.jpg
Berlin, Deutschland, 1980

Diese Gedenkstätte und das Museum befinden sich im Bendlerblock in Berlin, dem Ort, an dem Oberst Claus von Stauffenberg und die anderen Teilnehmer des Attentats auf Hitler 1944 hingerichtet wurden. Obwohl es keinen einheitlichen „deutschen Widerstand“ gab, erinnert das Museum an verschiedene Dimensionen des Widerstands unter der NS-Herrschaft, von den Sozialdemokraten und Kommunisten bis hin zur katholischen Kirche und der Gruppe „Weiße Rose“.

Tipp für Lehrkräfte: Das Museum ermöglicht es, dieser Dimension der Geschichte, dem Widerstand, wieder ein Gesicht und einen Namen zu geben: Was haben einzelne Menschen unternommen? Diese Art von Themen kann genutzt werden, um Empathie zu lehren.

Tipp für Lehrkräfte: Von Stauffenbergs Geschichte ist sehr komplex und bietet sich für eine anspruchsvolle Diskussion über das Wesen von Gehorsam und Widerstand an. Er war Angehöriger der Wehrmacht und damit an den Verbrechen des NS-Regimes mitschuldig, leistete aber auch Widerstand von innen. Ähnliche „Grauzonen“ und Kontroversen und die Frage, wie man sich ihnen nähern kann, werden auch in den Lernaktivitäten: Denkmal für den sowjetischen Soldaten in Rschew und Denkmal für das Massaker von Katyń thematisiert.

Žanis-Lipke-Gedenkstätte

Žanis-Lipke-Gedenkstätte, Riga, Lettland, 2012. Foto: Starks, Ansis, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons, File:Žaņa_Lipkes_memoriāls.jpg
Riga, Lettland, 2012

Diese Gedenkstätte wurde ausschließlich aus privaten Spenden finanziert und kostete rund 500.000 Euro. Žanis Lipke war ein lettischer Hafenarbeiter, der etwa 40 lettische Juden aus dem Ghetto von Riga rettete. Sie wurden vorübergehend in einem Bunker auf seinem Grundstück versteckt, wo sich heute die Gedenkstätte befindet. Im Jahr 2012 wurde die Gedenkstätte von den Präsidenten Lettlands und Israels offiziell eingeweiht. Lipke wurde von Yad Vashem als einer der Gerechten unter den Völkern geehrt, d.h. Nichtjuden, die während des Holocausts ihr Leben riskierten, um jüdisches Leben zu retten.

Tipp für Lehrkräfte: Diese Gedenkstätte ist im Rahmen einer Bürgerinitiative entstanden (siehe Lernaktivität: Stolpersteine). Sie kann als Beispiel dienen, um weniger bekannte Dimensionen des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten oder auch persönliche/lokale Geschichte zu beleuchten.

Letzte Adresse (Последний адрес)

„Hier wohnte Jekaterina Michailowna Schelwatych, Schreibkraft, geboren 1905, verhaftet 11.1.1938, hingerichtet 5.4.1938, rehabilitiert 1957“

Letzte-Adresse-Plakette für Jekaterina Michailowna Schelwatych, Moskau, Russland, 2014. Foto: Mlarisa, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons, File:Zhelvatych_-_memory_sign.jpg
Europaweit (überwiegend postsowjetische Länder), seit 2014

Dieses Projekt wurde von dem Journalisten Sergej Parchomenko initiiert und lehnt sich an das Projekt Stolpersteine an. Unter dem Motto „Ein Name, ein Leben, ein Zeichen“ wird jeweils einer Person an dem Ort gedacht, an dem sie zuletzt gewohnt hat, bevor sie deportiert oder während der Repression ermordet wurde. Die ersten Gedenktafeln wurden 2014 in Moskau angebracht. Inzwischen wurden in 48 Städten Russlands Plaketten installiert und ähnliche Projekte in Tschechien, Georgien, Moldawien und der Ukraine gestartet. Wie bei den Stolpersteinen in Berlin finden sich die meisten Gedenktafeln in Moskau und Sankt Petersburg.

Tipp für Lehrkräfte: Dieses Projekt kann ebenso wie die Lernaktivität: Stolpersteine in fast jedem europäischen Land im Unterricht eingesetzt werden. Hier kann man sich an den lokalen Gegebenheiten orientieren und ein Besuch einer Gedenktafel in der Nähe ist relativ leicht zu organisieren. Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie man der Geschichte wieder ein Gesicht und einen Namen geben kann: Der Fokus wird von namenlosen Statistiken auf „normale“ Menschen gelenkt.

#everynamecounts

Werbebild für #everynamecounts. Foto © Arolsen Archives, alle Rechte vorbehalten
Arolsen Archives, online, seit 2007

#everynamecounts ist ein Projekt der Arolsen Archives, eines internationalen Zentrums über NS-Verfolgung. Das Archiv enthält rund 30 Millionen Dokumente zu den Verbrechen des Nationalsozialismus, zu Konzentrationslagern, Zwangsarbeit und Displaced Persons. Das Projekt #everynamecounts hat zum Ziel, ein digitales Denkmal für die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung zu schaffen, damit sich zukünftige Generationen an die Namen und Identitäten der Opfer erinnern können. Es handelt sich um eine Crowdsourcing-Initiative, die auf die Beteiligung von Bürger*innen an der Digitalisierung des Archivs angewiesen ist.

Tipp für Lehrkräfte: Auf der Website der Arolsen Archive gibt es eine Einführung in das Projekt in verschiedenen Sprachen sowie Vorschläge und Materialien, wie #everynamecounts durch Engagement und Beteiligung in den Unterricht integriert werden kann.

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