Gedenkstätten des Zweiten Weltkriegs aus der Perspektive der Gedenkstätte Șerpeni Brückenkopf

Victoria Pila Prometeu-Prim Lyceum, Kischinau, Republik Moldau / Alexandru Seu Mihai Eminescu Lyceum, Edineţ, Republik Moldawien

15+ Jahre

45 Minuten Vorbereitung + 180-240 Minuten Besuch (Reisezeit nicht mit inbegriffen)

Zusammenfassung: In dieser Unterrichtseinheit geht es darum, eine der wichtigsten Schlachten in Moldawien kennenzulernen: die Operation Jassy-Kischinew. Kischinew ist die Stadt, die heute als Chișinău oder Kischinau bekannt ist; die offizielle deutsche Bezeichnung für die Militäroperation lautet „Jassy-Kischinew-Operation“, und diese offizielle Bezeichnung wird im Folgenden durchgängig verwendet, wenn von der Operation die Rede ist. Die Schüler*innen nehmen an einer Exkursion teil und führen Aktivitäten durch, um die lokale Geschichte zu entdecken und zu verstehen, wie geografische Faktoren historische Ereignisse beeinflussen können. Während des Besuchs erhalten die Schüler*innen Aufgaben, die sie in kleinen Gruppen bearbeiten sollen. Sie füllen einen Beobachtungsbogen aus, um die Bedeutung geografischer Faktoren für den Verlauf der Kämpfe bei der Operation Jassy-Kischinew zu verstehen. Die Schüler*innen identifizieren außerdem verschiedene Arten von Denkmälern und erklären ihre Bedeutung, wobei sie wahrscheinlich feststellen, dass hier Soldaten aus Kasachstan, Russland und der Ukraine ihr Leben verloren haben. Schließlich denken sie über die Bedeutung historischer Denkmäler für das kollektive Gedächtnis eines Volkes und einer Nation nach.

Fragestellung: Warum wird ein Denkmal für den Zweiten Weltkrieg 60-70 Jahre nach dem Krieg errichtet?

Kompetenzerwerb

Die Schüler*innen werden
  • die Bedeutung der Jassy-Kischinew-Operation während des Zweiten Weltkriegs kennenlernen.
  • verschiedene Arten von historischen Denkmälern in einem Komplex wie dem Șerpeni Brückenkopf identifizieren und deren Bedeutung beschreiben.
  • die Bedeutung lokaler geografischer Faktoren für historische Ereignisse kennenlernen.
  • ihr Verständnis für historische Konzepte wie Kontinuität und Wandel, Ursache und Folge durch das Studium historischer Denkmäler schulen.

Pädagogische Empfehlungen

Die Lehrkraft sollte bedenken, dass diese Lektion als Teil des Lehrplans für den Zweiten Weltkrieg konzipiert ist, und zwar für den Zeitabschnitt zwischen der radikalen Wende und dem Vormarsch der sowjetischen Streitkräfte in Südosteuropa im August 1944. Die Lehrkraft sollte relevante Informationen zu diesem Thema einbeziehen. Es ist wichtig zu erwähnen, dass Menschen aus dem Gebiet der Republik Moldau auf beiden Seiten kämpften: auf der Seite der Sowjetarmee und auf der Seite der Achsenmächte.

Die Busfahrt zum Zielort wird von der Lehrkraft genutzt, um Einzelheiten der Truppenbewegung zu erklären und um Schüler*innen in Arbeitsgruppen vor Ort einzuteilen. Während des Besuchs erhalten sie Aufgaben, um verschiedene Denkmäler und deren Bedeutung zu entdecken und über die Bedeutung historischer Stätten nachzudenken. Die Schüler*innen füllen einen Beobachtungsbogen für Denkmäler aus, arbeiten dann in kleinen Gruppen an einer Fotosuchaufgabe und beantworten anschließend einige Fragen.

Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Denkmäler erst kürzlich errichtet worden sind. Die Schüler*innen müssen also verstehen, dass Geschichte auch heute noch durch Forschung entsteht, so wurden beispielsweise in jüngster Zeit nicht identifizierte Überreste von Soldaten gefunden.

Vorbereitende Aktivitäten

Phase 1: Kennenlernen der Operation Jassy-Kischinew. 15 Minuten
Die Schüler*innen lesen den Text über die Jassy-Kischinew-Offensive und studieren die Karte (siehe Anhang I). Anhand der Informationen, die sie erhalten haben, sollen sie das Stern-Diagramm ausfüllen. Die Lehrkraft kann die Karte entweder projizieren oder sie selbst an die Tafel zeichnen.
Starburst-Diagramm. Elmansy, R. (2021). ‘Starbursting Technique: Evaluating New Ideas’, Designorate, 19. März, letzter Zugriff: 11. Juli 2022.
Phase 2: Vergleich der Antworten. 10 Minuten
In 3er-Gruppen vergleichen die Schüler*innen die Antworten mit dem Stern und versuchen, die Unterschiede zu verstehen.

Phase 3: Die Gedänkstätte. 15 Minuten
Die Schüler*innen lesen die Beschreibung und schauen sich die Fotos der Gedenkstätte an (siehe Anhang II) und versuchen, folgende Fragen in 5er-Gruppen zu beantworten.
  1. Warum wurde der Komplex deiner Meinung nach erst im Jahr 2004 eröffnet?
  2. Warum glaubst du, dass Menschen aus verschiedenen Ländern dieses Projekt finanziell unterstützt haben?
  3. Warum wurde Șerpeni von der Sowjetarmee als "strategischer Brückenkopf" betrachtet?
Phase 4: Vorbereitung des Besuchs. 10 Minuten
Am Ende der Vorbereitungszeit sollte die Lehrkraft Anweisungen geben, was während des Besuchs passieren wird und wie sich die Schüler*innen verhalten sollen.

Besuchsbezogene Aktivitäten vor Ort

Phase 5: Erkundung und Beobachtung. 75 Minuten    
An der Gedenkstätte können die Schüler*innen frei herumlaufen und die Anlage erkunden. Jede*r Schüler*in füllt während des Besuchs einen Beobachtungsbogen zum Denkmal aus (siehe Anhang III). Als Gruppe sollten die Schüler*innen das Gelände der Gedenkstätte erkunden und eine Fotosuche durchführen (siehe Anhang IV). Die Lehrkraft sollte dabei anwesend sein, um die Fragen der Schüler*innen zu beantworten. Wenn möglich, sollte ein Tourguide eine kurze Führung geben.

Phase 6: Reflexion. 15 Minuten
Der Reflexionsbogen sollte von jeder Schülerin und jedem Schüler nach dem Ausflug ausgefüllt werden (siehe Anhang V). In 3er-Gruppen sollten die Schüler*innen ihre Antworten auf dem Reflexionsbogen vergleichen und diskutieren, entweder bevor sie mit dem Bus nach Hause fahren oder in einer der folgenden Unterrichtsstunden im Klassenzimmer. Die während des Besuchs aufgenommenen Fotos können auf der offiziellen Website der Schule oder in einer anschließenden Unterrichtsstunde verwendet werden.

Glossar

Brückenkopf - ein strategisch wichtiges Gebiet um das Ende einer Brücke oder eines anderen möglichen Übergangs über ein Gewässer

Achsenmächte - die von Deutschland, Italien und Japan angeführte Koalition während des Zweiten Weltkriegs. Sie stellten sich gegen die alliierten Mächte, die hauptsächlich aus Großbritannien, Frankreich, den Vereinigten Staaten, der Sowjetunion und China bestanden.

Stalins zehn Schläge - die zehn erfolgreichen strategischen Offensiven der Roten Armee im Jahr 1944 während des Zweiten Weltkriegs.

Rote Armee - auch Sowjetarmee genannt, war die Armee und Luftwaffe der Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs.

Anhang I - Informationen über die Operation Jassy-Kischinew

Die Operation Jassy-Kischinew war Teil der sowjetischen Offensive an der Ostfront im Jahr 1944, die auch als „Schlacht um Rumänien“ bezeichnet wurde und vom sowjetischen Führer J. Stalin seine „zehn Schläge“ aufgenommen wurde.

Die erste Offensive in der Region war Teil von Stalins Strategie, zwischen April und Juni 1944 die sowjetische Militärmacht und den politischen Einfluss auf den Balkan auszuweiten.

Die zweite Offensive im August, benannt nach den beiden Großstädten Jassy (Rumänien) und Kischinew (Republik Moldau), war eine sowjetische Offensive gegen die Achsenmächte. Eine Reihe von schweren Kämpfen im Rahmen der Operation fand auf dem heutigen Gebiet der Republik Moldau statt. Die Offensive führte zur Einkreisung und Vernichtung der deutschen Streitkräfte, so dass die Sowjetarmee ihren strategischen Vorstoß nach Osteuropa wieder aufnehmen konnte. Für die Deutschen war dies eine schwere Niederlage, vergleichbar mit der Niederlage in Stalingrad. Ein weiteres Ergebnis dieser Schlacht war das Ausscheiden Rumäniens (23. August) aus dem Krieg und sein Beitritt zu den Alliierten sowie die Wiederaneignung des Gebiets zwischen den Flüssen Dnjestr und Prut durch die Sowjetunion für weitere 47 Jahre.

Am 23. August 1969, dem 25. Jahrestag der Jassy-Kischinew-Offensive, wurde in der Akademie der Wissenschaften der Republik Moldau ein Befreiungsdenkmal eingeweiht. Es wurde seither dreimal renoviert, 1975, 2014 und 2019. Ein zweites Denkmal im Dorf Chitcani wurde am 9. Mai 1972 eingeweiht und ist heute das Denkmal eines Massenfriedhofs, auf dem 1.495 Soldaten begraben sind, die während der Operation gefallen sind.

Der Brückenkopf von Șerpeni wurde 2004 eingeweiht. Der Komplex wurde anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung der Republik Moldau von der faschistischen Herrschaft zum Gedenken an die sowjetischen Soldaten errichtet, die während der Operation Jassy-Kischinew gefallen sind. Zwei Jahre später, am 9. Mai 2006, wurde die Gedenkstätte Eternity Memorial Complex in Kischinau nach ihrer Restaurierung als wichtigste sowjetische Kriegsgedenkstätte in Moldawien wiedereröffnet.

Quelle: In Anlehnung an ‘Second Jassy–Kishinev Offensive’, Wikipedia, letzter Zugriff: 11. Juli 2022.
 
Karte der Jassy-Kischinew Operation. Bild © 2018 Robert Citino, alle Rechte vorbehalten.
 

Anhang II - Die Șerpeni Brückenkopf Gedenkstätte

Standort: Șerpeni, Bezirk Anenii Noi, Republik Moldau

Beschreibung: 70 km östlich von Kischinau, am rechten Ufer des Dnjestr, befindet sich eine besondere Gedenkstätte von historischer und nationaler Bedeutung, die zum Gedenken an die Helden*innen errichtet wurde, die während der Operation Jassy-Kischinew im Jahr 1944 fielen, um Kischinau von der faschistischen Besatzung zu befreien. Die Schlacht von Șerpeni war eine der grausamsten im Zweiten Weltkrieg, auch wenn sie nur eine kleine Episode des Krieges darstellte.

Die Gedenkstätte wurde an einem strategisch wichtigen Brückenkopf auf dem rechten Hochufer des Dnjestr errichtet, der von Truppen der 2. und 3. ukrainischen Front der Sowjetarmee befreit wurde. Im Jahr 1985 wurde laut Zeugenaussagen im Dorf Șerpeni ein Massengrab sowjetischer Soldaten gefunden. Im Oktober 1985 beschlossen die Behörden der Republik Moldau, eine Gedenkstätte für den militärischen Ruhm zu errichten, um die sterblichen Überreste der sowjetischen Soldaten aus diesem Grab zu bestatten.

Den Wettbewerb für den Entwurf der Gedenkstätte gewann der Architekt Leonid Grigorashchenko. Der Bau des Gedenkstättenkomplexes wurde in den Jahren 1995-2003 durchgeführt. Dutzende von Menschen aus Russland und der Ukraine haben den Bau in den Jahren 2003-2004 maßgeblich unterstützt. Am 22. August 2004 wurde die Gedenkstätte von dem Architekten S. Shoikhet und dem Bildhauer S. Ganenko eröffnet. An der offiziellen Einweihungsfeier nahmen Veteranen aus der Republik Moldau, der Ukraine, Russland, Usbekistan, Kasachstan, Belarus und anderen Ländern teil. Ein Jahr später hielt ein Veteran in der Einrichtung eine Rede, in der er sie mit dem Mamajew-Kurgan in Wolgograd und der Festung Brest in Belarus verglich.
 
Die Șerpeni Brückenkopf Gedenkstätte, 2009. Foto: VargaA, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons, File:Serpeni_II_World_War_Memorial_0151.jpg
Die Șerpeni Brückenkopf Gedenkstätte, 2022. Fotos © Marcus Chavasse, alle Rechte vorbehalten.
Die Șerpeni Brückenkopf Gedenkstätte, 2022. Fotos © Marcus Chavasse, alle Rechte vorbehalten.
Die Șerpeni Brückenkopf Gedenkstätte, 2022. Fotos © Marcus Chavasse, alle Rechte vorbehalten.

Anhang III - Arbeitsblatt zur Beobachtung von Denkmälern

Analysekriterien Notizen                                                     
Geografischer/physikalischer Kontext:

Informationen zum Standort des Ortes. Beschreibe die Umgebung und den geografischen Kontext, Orientierungspunkte und/oder topografische Informationen.
 
 
Beschreibung des Standortes:

Informationen über die Größe des Standorts, die allgemeine Anordnung der Merkmale, die allgemeine räumliche Organisation, usw.
 
 
Beschreibung (Außen- oder Oberflächenmerkmale):

Gib Informationen zur Struktur, Form, Stil, Materialien usw. an.
 
 
Spezifische Details:

Füge einige spezifische Angaben, Fotos, Referenzen aus dem Internet hinzu.
 
 

Anhang IV - Fotosuche

Geh durch den Gedenkstättenkomplex. Finde die folgenden Teile und mach Fotos davon. Beschreibe sie ausführlich und erkläre, was sie zur Gedenkstätte beitragen.

Bogen des Ruhmes
Beschreibung:




Mausoleum mit Ewiger Flamme
Beschreibung:



Kapelle der Schmerzen
Beschreibung:



Grabmal des Unbekannten Soldaten
Beschreibung:



Ein bestimmtes Kreuz auf dem Friedhof (deine Wahl)
Beschreibung:

 

Anhang V - Fragen zum Nachdenken

Welche Ziele habe ich mir für diesen Besuch gesetzt?

 
                                                                                     
Wie war das Erleben der Gedenkstätte im Vergleich zum Lernen im Unterricht?  
Wie habe ich mich während des Besuchs gefühlt?  
Welche Ziele verfolgten die Entscheidungsträger mit dem Bau dieses Denkmals?  
Ist diese Gedenkstätte für mich als junge*n Bürger*in der Republik Moldau relevant?  
Sind Denkmäler heute ein wichtiger Bestandteil der Geschichte?  

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