8/9 Mai 1945

Beatrice Paetzold Brücke/Most-Stiftung, Dresden, Deutschland

16-19 Jahre

90 minutes

Allgemeine Information

Am 8. Mai 1945 endet der zweite Weltkrieg. Als die Waffen endlich schwiegen, waren mehr als 60 Millionen Menschen tot. Dieser Artikel bietet einen Überblick über das Kriegsende.

Deutschland 1945 – Das “tausendjährige” Nazi-Reich1 versank in einem Meer aus Blut und Tränen. Als am 8. Mai die Waffen endlich schwiegen, waren mehr als 60 Millionen Menschen tot. Gefallen an der Front, ermordet in Konzentrationslagern, verbrannt in Bombennächten, gestorben an Hunger, Kälte und Gewalt auf der großen Flucht. Als die Welt erfuhr, was in deutschem Namen - nicht nur in den Lagern des Regimes - geschehen war, kehrte sich der Zorn der Völker gegen Hitlers ganzes Volk.

Der Krieg ist Anfang April 1945 eigentlich entschieden. In Jalta beraten die USA, Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion Anfang Februar schon über eine Nachkriegsordnung. Aber statt aufzugeben, werfen die Nazis immer noch alles, was verfügbar ist, in die letzte Schlacht. Alte Männer werden zum „Volkssturm“2 eingezogen, Kinder der Hitlerjugend3 werden mit Panzerfäusten auf die Straßen geschickt. An vielen Orten im ganzen Reich werden zahlreiche Menschen noch als “Verräter” hingerichtet. Bis zum Schluss fällten Standgerichte von Wehrmacht4 und SS5 tausende Todesurteile gegen deutsche Soldaten und Zivilisten. Am 21. April erreicht die Sowjetarmee die Stadtgrenze von Berlin, am Abend des 29. April 1945 stehen sie am Brandenburger Tor. Erst am 2. Mai ist der Kampf um Berlin zu Ende.

Während Berlin im Straßenkampf unterging und zehntausende Menschen den Kampf bis zum bitteren Ende mit ihrem Leben bezahlten, entzog sich Reichskanzler Adolf Hitler am 30. April 1945 der Verantwortung durch Selbstmord - wie er angekündigt hatte. Zu seinem Nachfolger bestimmte er Großadmiral Karl Dönitz6. Dönitz beauftragte Generaloberst Alfred Jodl7, der Verantwortliche für die Kriegführung von Norwegen bis Nordafrika, die Kapitulationsverhandlungen im amerikanischen Hauptquartier in Reims8 zu führen. Jodl versuchte noch, die Kapitulation gegenüber der roten Armee hinauszuzögern, um den Deutschen in den Ostgebieten die Flucht nach Westen zu ermöglichen, allerdings ohne Erfolg.

Generaloberst Jodl unterzeichnete am 7. Mai 1945 in Reims im Hauptquartier von General Dwight D. Eisenhower9 , Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa, die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Sie trat am 8. Mai 1945 um 23 Uhr in Kraft. Der sowjetische Diktator Josef Stalin drängte auf eine Wiederholung der Zeremonie im sowjetischen Machtbereich. In der Nacht zum 9. Mai unterschrieb Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel10, Chef des Oberkommandos der deutschen Wehrmacht, die Kapitulationsurkunde im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst. Nach mehr als fünf Jahren Krieg schwiegen in Europa endlich die Waffen.

Am 5. Juni 1945 unterzeichneten die vier Siegermächte die Berliner Deklaration. Darin heißt es: “Die Regierungen des Vereinigten Königreichs, der Vereinigten Staaten von Amerika, der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken und die Provisorische Regierung der Französischen Republik übernehmen hiermit die oberste Regierungsgewalt in Deutschland, einschließlich aller Befugnisse der deutschen Regierung, des Oberkommandos der Wehrmacht und der Regierungen, Verwaltungen oder Behörden der Länder, Städte und Gemeinden.”

Deutschland wurde in vier Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren aufgeteilt. Jede Siegermacht bestimmt in seiner Zone beziehungsweise seinem Sektor die wirtschaftliche und politische Entwicklung nach seinem Ermessen.

Der Krieg im Pazifik, der am 7. Dezember 1941 mit dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor begonnen hatte, dauerte noch bis August 1945 und erreichte mit den Atombombenabwürfen auf die Städte Hiroshima und Nagasaki seinen traurigen Höhepunkt. Am 2. September 1945 endete mit der Kapitulation Japans der Zweite Weltkrieg auch im pazifischen Raum.

Die Bilanz des Zweiten Weltkrieges ist erschütternd: Über 60 Millionen Menschen starben, mehr als sechs Millionen europäische Juden wurden ermordet. Tausende Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, politisch Andersdenkende und Homosexuelle wurden verfolgt und getötet. 17 Millionen Menschen waren verschollen. Weite Teile Europas waren zerstört.

Dieser Krieg schuf neue Gesellschaften, er war Voraussetzung für einen anderen, den Kalten Krieg. Der Holocaust, die systematische Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen, konnte nur unter den Bedingungen des Zweiten Weltkrieges vollstreckt werden.

Nach dem Ende der Kämpfe begann die Rache der Sieger - Rache für millionenfaches Leid, das von Deutschen und ihren Helfern angerichtet worden war. 14 Millionen Deutsche wurden vertrieben. Es waren vor allem die Frauen, die für Hitlers Krieg bezahlen mussten: Vergewaltigungen, Plünderungen und Morde waren an der Tagesordnung.

Mehr als die Hälfte der rund 5,7 Millionen Soldaten der Roten Armee, die im Zweiten Weltkrieg in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten, überlebten die desaströsen Bedingungen nicht.

Nach Zwangsarbeit, Hunger und Krankheit kehrten nur knapp zwei Millionen der 3,2 Millionen deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion nach Deutschland zurück, die letzten im Januar 1956. Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes ist das Schicksal von 1,3 Millionen deutschen Militärangehörigen bis heute ungeklärt.

Das Ende des Krieges war nicht die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit. Die Ursache liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte. Der 8. Mai 1945 darf nicht vom 30. Januar 1933 - dem Tag der Machtübergabe an Hitler - getrennt werden.

797 Wörter
Quelle: Zweiter Weltkrieg: Kriegsende am 8. Mai 1945, https://www.lpb-bw.de/kriegsende, zuletzt aufgerufen: 16.08.2021

Begriffserklärung

1 Der Begriff “Drittes Reich”, der offiziell und in der heutigen Geschichtsschreibung häufig für den NS-Staat verwendet wird, wurde nicht von Hitler und den Nationalsozialisten erfunden. Dennoch war es Hitler, der am 1. September 1933 offiziell verkündete, der von ihm geführte Staat sei ein Drittes Reich, das “tausend Jahre” dauern werde.

2 In der Endphase des Zweiten Weltkriegs wurden alle waffenfähigen Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren zur Verteidigung des “Heimatbodens” des Deutschen Reiches eingezogen. Der Aufgabenbereich des Volkssturms umfasste vor allem Bauarbeiten, Sicherungsaufgaben und die Verteidigung von Dörfern, meist in unmittelbarer Umgebung des eigenen Wohnorts. Ziel des Aufrufs war es, die Truppen der Wehrmacht zu verstärken.

3 Die Hauptaufgabe der Hitlerjugend (HJ), einer Jugendorganisation der NSDAP, bestand darin, junge Menschen im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie zu erziehen und so die Herrschaft des Nationalsozialismus langfristig zu sichern. Gleichzeitig wurden die Mitglieder der HJ durch körperliches Training und militärische Übungen auf den Krieg vorbereitet.

4 Die Wehrmacht ist der Oberbegriff für die deutschen Streitkräfte im nationalsozialistischen Deutschland. Die Wehrmacht gliederte sich in das Heer, die Marine und die Luftwaffe.

5 Die Schutzstaffel (SS) war eine nationalsozialistische Organisation während der Weimarer Republik (1918 - 1933) und der Zeit des Nationalsozialismus (1933 - 1945), die der NSDAP (NS-Partei von 1920 - 1945) und Adolf Hitler als Herrschafts- und Unterdrückungsinstrument diente. Zu ihren Aufgaben gehörte ab 1934 die Verwaltung der Konzentrationslager und ab 1941 der Vernichtungslager. Die SS war vor allem an der Planung und Durchführung des Holocausts und anderer Völkermorde beteiligt.

6 Großadmiral Karl Dönitz (1891 - 1980) war ein deutscher Marineoffizier. Beim Nürnberger Prozess gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher 1946 war Dönitz einer der 24 Angeklagten. Er wurde der Kriegsverbrechen für schuldig befunden und zu zehn Jahren Haft verurteilt.

7 Generaloberst Alfred Jodl (1890 - 1946) war ein deutscher Armeeoffizier, der im Zweiten Weltkrieg im Oberkommando der Wehrmacht eine führende Rolle bei der Planung der deutschen Militäroperationen spielte. Beim Nürnberger Prozess gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher 1946 war Jodl einer der 24 Angeklagten. Er wurde in allen vier Anklagepunkten für schuldig befunden, zum Tode verurteilt und in Nürnberg hingerichtet.

8 Reims ist eine Stadt im Nordosten von Frankreich, ca. 130 Kilometer von Paris entfernt.

9 General Dwight D. Eisenhower (1890 - 1969) war ein General der US-Armee und Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte in Europa während des Zweiten Weltkriegs. Als Politiker der Republikanischen Partei war Eisenhower der 34. Präsident der Vereinigten Staaten von 1953 bis 1961.

10 Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel (1882 - 1946) war ein deutscher Armeeoffizier und von 1938 bis 1945 Chef des Oberkommandos der Wehrmacht. Er war einer der 24 Angeklagten in den Nürnberger Prozessen von 1946. Er wurde in allen vier Anklagepunkten für schuldig befunden, zum Tode verurteilt und in Nürnberg hingerichtet.

Erinnerungen aus Polen / Belarus

Erinnerungen von Kriegszeug*innen aus Polen/ Belarus zum Kriegsende im Mai 1945

Jacob Shepetinski geboren 1920 in Slonim (früher Polen, heute Belarus), jüdischer Partisan, nahm am deutsch-sowjetischen Krieg teil, Gefangener des Slonim Ghettos während der deutschen Besatzung. Nach dem 2. Weltkrieg war er im Gulag.

Slonim: von 1915 bis 1919 war Slonim unter deutscher Besatzung. Am 18. März 1921 fiel es unter polnische Verwaltung. Nachdem die Wehrmacht am 18. September 1939 in Polen einmarschiert war, kamen die Truppen der Roten Armee in Slonim an und die Stadt wurde in die Belarussische sozialistsche Sowjetrepublik (Sowjetunion) eingegliedert. Von Juni 1941 bis 10. Juli 1944 war Slonim von der Wehrmacht besetzt. Heute ist Slonim eine der ältesten Städte in Belarus.

... Auf der Straße entlang der Oder sind alle deutschen Städte und Dörfer leer. Wir durchqueren und greifen am 14. April 1945 Stadt Eberswalde an. Mein Hass auf den Feind und mein Verlangen nach Rache werden immer stärker. Ich habe mich entschlossen: Bei der nächsten Gelegenheit bringe ich ausnahmslos alle in den Keller, und ich habe mich mit Panzerabwehrgranaten eingedeckt...

Wir überqueren die Oder. Trotz Widerstand nähern wir uns der Stadt. Wir eröffnen das schwere Maschinengewehrfeuer entlang der Straßen und warten auf Gegenfeuer. Nichts. Plötzlich sieht man von allen Fenstern und Balkonen aus, dass alles, was im Haus weiß ist, im Wind flattert. Die Stadt hat kapituliert. Doch wir haben aus der Erfahrung gelernt: Wir bewegen uns vorsichtig und langsam vorwärts. Und wir sehen ein unvergessliches Bild: Kinder und Erwachsene stehen in der Nähe ihrer Häuser, viele mit Armbanduhren in der Hand. Ich erinnere mich an mein Versprechen und will sie alle in den Keller treiben ... aber die Kinder schauen mir direkt in die Augen und haben Angst. Nein, ich kann nicht, ich kann nicht. So bleiben meine beiden Granaten für den Rest des Krieges unbenutzt. Wir haben die Stadt eingenommen, und jetzt geht es nach Berlin. ...

Die Kolonnen der Gefangenen gehen gehorsam unter dem Kommando ihrer Offiziere. Ich hatte einem toten Deutschen eine Kamera abgenommen, aber ich benutzte sie nicht. Ich wusste nicht, wie ich sie benutzen sollte. Einer der Gefangenen erklärte mir, wie ich das Objektiv herausziehen musste usw.

Alle bewegen sich in Richtung Westen, und auf den Straßen sind Polizistinnen unterwegs. So kommen wir und unsere Kolonne von “Studebakers” nach Berlin, und wir müssen nach Norden fahren. Berlin ist fast gefallen, der Reichstag ist zerstört, das Brandenburger Tor liegt vor uns. Ich bitte den Kapitän, kurz anzuhalten; ich möchte ein Foto vom Tor machen. Dann bitte ich ihn, ein Foto von mir zu machen, und zeige ihm, wie es geht. Er war ungeduldig, machte aber trotzdem das Foto, und dann mussten wir zurück auf die Straße. Die Fotos kamen heraus, aber ich konnte den Kapitän nicht finden, um sie ihm weiterzugeben. Der Film enthielt auch Familienfotos des toten Deutschen.

Anfang Mai gibt es immer noch einige Widerstandsnester. Viele der Zufahrtsstraßen waren vermint, und - so ein Glück hab nur ich - eine ging hoch und ich wurde erneut am Bein verwundet. Ich hatte Splitter im Arm, und einer davon ist immer noch da. Ich wurde in das zentrale Heereskrankenhaus bei Brandenburg evakuiert. 9. Mai - Tag des Sieges - ich feiere diesen Tag im Krankenhaus. Alle sind glücklich, feiern, umarmen und küssen sich. Der Krieg ist zu Ende. Sie gehen nach Hause zu ihren Familien und Lieben, aber ich drücke mein Gesicht in mein Kissen. Ich weine. Ich habe kein Zuhause, keine Familie, keine Verwandten, keine Freunde. Ich bin allein. Inmitten dieses allgemeinen Triumphs der Freude, des wohlverdienten Glücks und der Hoffnung bin ich zerbrochen und erkenne plötzlich die Tiefe meiner eigenen Tragödie und der Tragödie des gesamten jüdischen Volkes. ...

Im Juli 1945, bevor ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, besuchte mich Major Hachalin und schlug mir vor, meinen Dienst bei den Besatzungstruppen in Neuruppin in Ostdeutschland als Dolmetscher fortzusetzen. Ich stimmte zu. Er stellte einen Antrag für mich, und ich wurde aus dem Krankenhaus entlassen, um meinen Militärdienst fortzusetzen. Meine Lebens- und Arbeitsbedingungen hatten sich völlig verändert. Ich war immer noch Soldat, aber auch eine Art Zivilist. Ich wurde auf eigenen Wunsch und auf Empfehlung des Majors beurlaubt. Ich fand meine Schwester, die ebenfalls die ganze Zeit nach mir gesucht hatte. Sie zog bei mir ein, und ich warte auf das Datum meiner Entlassung - den 20. August 1946. ...

aus dem Buch “Jacob’s Ladder, Memories of a Holocaust and Gulag Survivor”, Minsk, 2014, S. 101-106

Maja Isaakowna Krapina 1935 (Minsk) - 2018 (Minsk). Gefangene im Minsker Ghetto. Bewohner*innen des Dorfs Porechye im Partisanengebiet retteten ihr Leben und das von 39 jüdischen Kindern aus dem Minsker Ghetto.

Das Ende des Krieges

...Eines Tages wurde das sonst so ruhige Dorf Porechye plötzlich lebendig. Die Menschen rannten aus ihren Häusern auf die Straße. Alle Kinder rannten zum Fluss. Meine Nastja und ihre Mutter und ihr Vater standen schweigend da und wischten sich die Tränen ab. Ich verstand nicht, warum sie weinten. Schließlich waren keine Deutschen im Dorf, niemand rief das schreckliche Wort “Marathon*”, was so viel heißt wie “Rette sich, wer kann”, niemand rannte in den Wald, um vor den deutschen Henkern zu fliehen. Nastja, die meine Verwirrung sah, drückte mich fest an sich, streichelte meinen Kopf und flüsterte: “Wir haben auf die Unsrigen gewartet, und das Warten hat ein Ende!” Ein neues Wort war zu hören: “Sieg!” Die allgemeine Aufregung erfasste auch mich. Ich rannte den anderen Kindern hinterher. Es stellte sich heraus, dass eine Aufklärungseinheit der Roten Armee im Dorf angekommen war, gefolgt von Panzern mit roten Sternen. Sie hatten am Fluss angehalten, und die Soldaten wuschen sich Hände und Gesicht. Sie bespritzten sich mit Wasser, so wie wir Kinder gespielt haben. Alle lachten, alle waren von der Freude überwältigt. Die Mutigeren unter unseren Jungen schlossen sofort Freundschaft mit ihnen. Einige der Jungen hatten sogar das Glück, eine Mütze oder einen Helm aufzusetzen. Die Soldaten fragten uns, wer wir seien und woher wir kämen. Sie waren überrascht, dass es so viele von uns gab. Und wir waren wirklich ziemlich viele: mehr als vierzig Kinder, wenn man die Einheimischen und die aus dem Minsker Ghetto stammenden mitzählt. Wir alle zusammen müssen einen ungewöhnlichen Anblick geboten haben. Die Panzer blieben nicht lange im Dorf. Ihre Reise ging nach Minsk. Einige der Fahrer nahmen die Jungen mit auf ihre Panzer, und sie fuhren zurück in ihre Heimatstadt. Mischa Pekker, Mischa Nowodworski und Schenja Masches fuhren mit ihnen... Viele der Mädchen verließen das Dorf. Ich war das einzige Mädchen aus Minsk, das im Dorf blieb. ...

* Die Bezeichnungen für bewaffnete Operationen gegen Partisanen wurden von Partisanen und der lokalen Bevölkerung genutzt. Bei diesem Signal musste das ganze Dorf in den Wald rennen und sich im Sumpf verstecken.

aus ihrem Buch “Thrice Born: Memoirs of a Former Prisoner of the Minsk Ghetto”, Minsk, 2008, S. 36

Erinnerungen aus Russland

Erinnerungen von einer Kriegszeugin aus Russland (früher Teil der Sowjetunion) zum Kriegsende im Mai 1945

Jewgenija Wadimowna Schawrowa 1928 – 1991. Tochter des Flugzeugbauers und Konstrukteurs der “fliegenden Boote” Wadim Schawrow. Sie führte Tagebuch, als sie noch Schülerin in Leningrad war. Sie überlebte die Leningrader Blockade.

9. Mai

Heute hatten wir keinen Unterricht. Wir kamen in der Schule an und gingen geordnet zum Bildungsministerium am Newskij Prospekt, von wo aus die Prozession begann. Alle, Freunde und Fremde, tauschten gute Wünsche aus. Antonina Iwanowna, unsere Schulleiterin, weinte die ganze Zeit (ihr Mann war gestorben), aber sie hat es trotzdem gut überstanden. Unsere Schule ist in guten Händen. Am Abend herrschte auf dem Schlossplatz ein fröhliches Treiben. Scheinwerfer beleuchten die Mauern der Gebäude von allen Seiten. Der Film “Die Befreiung Frankreichs”, der gerade in die Kinos gekommen war, wurde gezeigt. Auf der Bühne am Fuße der Alexandersäule traten wieder einmal Tänzer auf, die bei allen wichtigen Ereignissen im Leben unserer Stadt nicht fehlen dürfen. Trotz der großen Menschenansammlung herrschte auf dem Platz absolute Ordnung. Wir kehrten spät zurück und spazierten noch lange durch die ruhigen Straßen - aber so richtig ruhig wurde es an diesem Tag wohl erst am Morgen...

Erinnerungen aus Deutschland

Erinnerungen von Hermann Lohmann (*1925) aus Deutschland

Hermann Lohmann wurde 1925 in Deutsch Evern geboren, was bedeutete, dass seine Jugendjahre von 13 bis 19 Jahren in die Zeit des Zweiten Weltkriegs fielen. Als am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg begann, hätte er als 13-Jähriger nie gedacht, dass er einmal selbst in den Krieg ziehen müsste. Im Mai 1943 wurde er zum Reichsarbeitsdienst (RAD) und dann zur Wehrmacht einberufen.

Seine Erinnerungen an diese Zeit schrieb er im Februar 2010 auf.

Das Kriegsende in Sachsen

Nach schweren Kämpfen in Ostpreußen und der Rettung über die Ostsee wurden wir [...] zwecks Neuaufstellung im Raum Dresden am 17.4.1945 zunächst mit der Eisenbahn über Berlin nach Jüterbog gebracht. Ich kann mich daran erinnern, dass wir in Berlin im Stettiner Bahnhof ausgestiegen sind. Wir sind dann dort über die umher liegenden Trümmer, die von Bombenangriffen herrührten, durch irgendwelche Unterführungen gestolpert, um dann den Zug nach Jüterbog zu erreichen. [...]

Bis Ende April gelangten wir in den Raum von Wehlen an der Elbe in der Nähe des Elbsandsteingebirges. Dort wurden wir zwei Wochen vor Kriegsende völlig neu ausgerüstet. Wir haben uns gewundert, dass noch soviel Material vorhanden war. Für uns Soldaten gab es alles neu: Unterwäsche, neue feste Lederschuhe, fabrikneue feldgraue Uniform mit Luftwaffenadler [...] sowie einen neuen Luftwaffenrucksack, Kochgeschirr, Gasmaske, Gasplane und Brotbeutel mit Feldflasche usw. [...]

Am 2. Mai 1945 kapitulierte Berlin. In den nächsten Tagen [...] fuhren wir durch das im Februar 1945 total zerstörte Dresden nach Pirna südlich der Elbe. Oberhalb der Stadt Pirna auf dem Sonnenstein, nahe des dortigen Kleingartengeländes, richteten wir unsere Artillerie-Beobachtungsgestelle ein. Als ich mich in diesen Tagen durch das Gelände bewegte und die russischen Schlachtflieger fliegen und schießen sah, dachte ich bei mir: “Der Krieg muss doch nun bald vorbei sein. Hoffentlich kriegst du jetzt nicht noch eine verpasst.” Außer russischen Flugzeugen war am Himmel kaum ein deutsches Flugzeug zu sehen. [...]

Etwa am 6. Mai 1945 [...] sahen wir bereits die russischen Infanteriespitzen beiderseitig unter den Bäumen an den Straßenrändern auf uns zukommen. Darauf zu schießen, wäre sinnlos gewesen. [...] Die Russen waren dabei, Pirna zu besetzen. [...]

Am 7.5.1945 bekamen wir den Befehl, uns in Richtung Tschechien zurückzuziehen. Wir sollten uns bei Außig zum Amerikaner durchschlagen. [...]

Am 8.5.1945 kam der Befehl zur Kapitulation, welche am 9.5.1945 um 0.01 Uhr in Kraft trat.

Dieser Befehl hat uns, unterwegs in der Tschechei, direkt überhaupt nicht erreicht. Aber es sprach sich unter den Soldaten herum, dass Deutschland kapituliert habe und damit der Krieg vorbei sei. Wir waren zwar froh, dass das Kämpfen und Sterben nun endlich vorbei war, aber frei und glücklich fühlten wir uns nicht. Wir wussten nicht, welches Schicksal uns erwarten würde. [...]

Im Osterzgebirge zogen wir uns in die Bergwälder zurück, um erst mal vor dem Zugriff der russischen Truppen in Sicherheit zu sein und unsere Lage in Ruhe klären zu können. Wir zogen in den Bergwäldern westwärts bis wir an ein Bergdorf kamen. Dort sahen wir, dass Frauen dabei waren, Bettlaken zu zerreißen, um weiße Armbinden für die Soldaten daraus zu machen. Wir sahen auch, dass am Ende des bergab führenden Weges ein russischer Soldat stand. Er ließ alle deutschen Soldaten, die eine weiße Armbinde hatten, nach kurzer Kontrolle unbehelligt weitergehen. Daraufhin fassten die meisten von uns und so auch ich den Mut, zu dem russischen Kommissar hinunterzugehen. Ich baute meine Maschinenpistole auseinander und warf die Einzelteile in verschiedene Richtungen in die Büsche. Von den Frauen erhielt ich auch eine weiße Armbinde und ging mit gemischten Gefühlen hinunter zu dem Russen. Der fragte in bestem Deutsch: “Du noch Waffen, Munition?” Ich sagte “nein”. “Dann alle nach Hause nach Mutter”. [...]

Sobald wir konnten, verließen wir die Hauptstraße und zogen auf Nebenstraßen durch die Berge. Unterwegs hatten wir immer wieder in den Straßengräben viele Tote liegen sehen. [...]

An der Ausrüstung der nach Süden ziehenden russischen Truppen konnte man erkennen, dass auch sie am Ende waren. Es waren wenig Motorfahrzeuge zu sehen. Vorwiegend zogen Pferdefuhrwerke, vor allem Panjewagen, mit vielen wohl erbeuteten Pferden und Massen von russischen und asiatischen Soldaten in erdbraunen Uniformen die Straßen entlang.

Am Ende dieses Tages gegen Abend verfolgten uns plötzlich russische Soldaten und riefen uns etwas zu. Wir begriffen nicht, was wir tun sollten, denn es war uns doch gesagt worden, wir könnten alle “nach Hause nach Mutter” gehen. Es wurde aber ernst. Die Russen schlugen uns mit Gewehrkolben ins Kreuz und riefen dabei: “Dawai, dawai”. Sie trieben uns auf eine große Wiese, wo schon sehr viele Menschen lagerten. Im ersten Moment dachte ich noch, es seien alles befreite Gefangene. Nein, dann erkannte ich, dass es wohl an die tausend oder noch mehr deutsche Soldaten waren, die zusammengetrieben worden waren und dort auf der Erde saßen. Wir waren in russischer Kriegsgefangenschaft!

792 Wörter
Quelle: Lohmann, Hermann: Das Kriegsende in Sachsen, in LeMO-Zeitzeugen, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, https://www.dhm.de/lemo/zeitzeugen/hermann-lohmann-das-kriegsende-in-sachsen-1945.html, zuletzt abgerufen: 16.08.2021

Originalquellen (Polen)

Zycie Warszawy [Das Warschauer Leben]: Warschau, Mittwoch, 9. Mai 1945

Deutschland hat kapituliert!

Nach 2.077 Tagen des blutigsten Krieges der Weltgeschichte. Gestern um 23.01 Uhr erging der Befehl, die militärischen Operationen in Europa zu Wasser, zu Land und in der Luft einzustellen.

Dziennik Zachodni [Täglich im Westen]
Katowice, Mittwoch, 9. Mai 1945

Das Ende des Krieges

Die Feindseligkeiten endeten am Dienstag, 8. Mai um 23.59 Uhr.

Nach fünf Jahren, acht Monaten und sieben Tagen ist der GROßE TAG endlich gekommen. Der Kriegsbrand, der von Afrika bis zum Nordpol, von Frankreich bis zur Wolga und über alle Weltmeere hinweg entfacht worden war, ist in Europa beendet worden. Die historische Katastrophe, die so viele Menschenleben gekostet hat, ist vorbei. Die Jahre der Konzentrationslager sind zu Ende, der Terror der Gestapo ist zu Ende, die Herrschaft der “Übermenschen” ist zu Ende.

Am 7. Mai 1945 um 2.41 Uhr mitteleuropäischer Zeit wurde in einem kleinen Schulgebäude in Reims die Kapitulationsurkunde unterzeichnet, mit der sich Deutschland der UdSSR, England, Amerika und Frankreich unterwarf.

 

 

Tag des Sieges

Der 8. Mai 1945 - der Tag des Sieges der Gerechtigkeit, der Tag des Sieges aller friedliebenden Völker, die eine bessere Zukunft in unserer vom Krieg zerrissenen Welt wollen, der Tag der endgültigen und totalen Niederlage der wahnsinnigen, verbrecherischen Doktrin der Nationalsozialisten.

Heute schweigen die Kanonen an der Front, die Tritte der Aggressionspanzer stehen still, das Gemetzel an den besten Söhnen der Alliierten im Kampf für die Freiheit der Welt ist vorbei.

Heute ist ein Tag, um sich vor Freude zu betrinken. Eine Freude, die nicht einmal der lauteste Schrei angemessen ausdrücken kann, eine Freude, die kein Wort angemessen beschreiben und keine Feder angemessen festhalten kann.

Der Krieg ist zu Ende. Denken wir an diese einfachen Worte, hinter denen sich die ganze Unermesslichkeit des vergangenen Leids und die ganze Unermesslichkeit der schönsten Hoffnungen für die Zukunft verbergen.

Heute beginnt die Arbeit des Friedens. Sie beginnt unter schwierigen Bedingungen, in den Trümmern Europas. Aber selbst in seinen Trümmern ist Europa noch lebendig. Es hat der Invasion der modernen Hunnen siegreich widerstanden; es hat genug Lebenskraft, um im Frieden ebenso siegreich zu sein wie im Krieg.

[...] Es gab viele schwarze Tage, Tage des Schreckens, als Polen trotz des Heldentums unserer Soldaten (die ohne Führung waren) von deutschen Panzern zerschlagen wurde, als Frankreich fiel und deutsche Soldaten unter dem Triumphbogen auf dem Place de l’Etoile in Paris marschierten, als deutsche Truppen, Tod und Katastrophe mit sich tragend, sich Moskau und Stalingrad näherten, als die Klänge der verfluchten Hymne “Deutschland über alles” in ganz Europa vom Mittelmeer bis zur Nordsee ertönten, als Warschau in Trümmer fiel.

Diese schwarzen Tage liegen bereits hinter uns. Heute scheint die Sonne auf uns und wir blicken klar in die Zukunft unserer Freiheit. Heute aber, am Tag des Sieges, müssen wir derer gedenken, denen wir diesen Sieg für immer verdanken werden:

Dem polnischen Soldaten, der als erster sein Blut und sein Leben in der Schlacht opferte und bis zum endgültigen Fall der Westerplatte kämpfte. [...]

Die Völker der Sowjetunion, die [...] in diesem Krieg die größten menschlichen Verluste erlitten haben. Dank ihrer enormen Anstrengungen und der hervorragenden und unnachgiebigen Führung von Marschall Stalin schlugen sie zunächst die deutsche Invasion in Stalingrad zurück und bedrängten dann die Deutschen, bis sie ihre Fahne in den Ruinen von Berlin aufstellten.

England, das trotz seines Leidens nicht zusammenbrach und unter der Führung der unermüdlichen Energie von Premierminister Churchill eine mächtige Streitmacht aufbauen konnte.

Die Vereinigten Staaten mit ihrem großen Verfechter der Demokratie, Präsident Roosevelt, haben Europa mit ihrem Reichtum, ihrer Macht und ihren Menschen geholfen.

Sie alle sind Liebhaber des Friedens und der Demokratie, und sie haben in einem großen Bündnis so viel wie möglich zum gemeinsamen Werk des Sieges beigetragen.

Heute feiern alle diese Völker den Tag ihres Sieges, den Tag des Sieges der Gerechtig- keit, den Tag des Sieges der Freiheit und der Demokratie.

Gemeinsam werden sie auch den Sieg des Friedens erringen.

653 Wörter

Originalquellen (Russland / Belarus)

BEFEHL
des Obersten Befehlshabers
AN DIE TRUPPEN DER ROTEN ARMEE UND DER KRIEGSMARINE

Am 8. Mai 1945 wurde in Berlin von Vertretern des deutschen Oberkommandos die Urkunde über die bedingungslose Kapitulation der deutschen Streitkräfte unterzeichnet.

Der Große Vaterländische Krieg, den das Sowjetvolk gegen die faschistischen deutschen Okkupanten führte, ist siegreich beendet, Deutschland ist restlos geschlagen.

Genossen Rotarmisten und Matrosen der Roten Flotte, Sergeanten und Obermaate, Offiziere der Armee und Flotte, Generale, Admirale und Marschälle, ich beglückwünsche euch zur siegreichen Beendigung des Großen Vaterländischen Krieges.

In Würdigung des vollen Sieges über Deutschland salutiert heute, den 9. Mai, am Tage des Sieges, um 22 Uhr die Hauptstadt unserer Heimat, Moskau, im Namen der Heimat den heldenmütigen Truppen der Roten Armee, den Schiffen und Formationen der Kriegsmarine, die diesen glänzenden Sieg errungen haben, mit dreißig Artilleriesalven aus tausend Geschützen.

Ewiger Ruhm den Helden, die in den Kämpfen für die Freiheit und Unabhängigkeit unserer Heimat gefallen sind!

Es lebe die siegreiche Rote Armee und die siegreiche Kriegsmarine!

Der Oberste Befehlshaber

Marshall der Sowjetunion J. Stalin

9. Mai 1945. Nr. 369.

Anmerkung: Der Text entstammt der Zeitung “Prawda” vom 10. Mai 1945, Seite 2.

Gestern feierte unsere große Nation, unser siegreiches Volk, den Tag, an dem seine gerechte Sache vollständig triumphierte.

Es lebe der große Organisator und Inspirator des historischen Sieges des Sowjetvolkes über den deutschen Imperialismus - unser geliebter Führer und Lehrer, Genosse Stalin!

ANSPRACHE DES GENOSSEN J. W. STALIN AN DAS VOLK

Genossen! Mitbürger und Mitbürgerinnen!

Der große Tag des Sieges über Deutschland ist gekommen. Von der Roten Armee und den Truppen unserer Verbündeten auf die Knie gezwungen, hat sich das faschistische Deutschland für besiegt erklärt und bedingungslos kapituliert.

Am 7. Mai wurde in Reims ein vorläufiges Kapitulationsprotokoll unterzeichnet. Am 8. Mai haben in Berlin Vertreter des deutschen Oberkommandos im Beisein von Vertretern des Obersten Kommandos der verbündeten Truppen und des Obersten Kommandos der Sowjettruppen die endgültige Kapitulationsurkunde unterzeichnet, mit deren Verwirklichung am 8. Mai um 24 Uhr begonnen wurde.

Da wir die Wolfsnatur der deutschen Machthaber kennen, die Verträge und Abkommen als einen bloßen Fetzen Papier betrachten, haben wir keinen Grund, ihnen aufs Wort zu glauben.

Seit heute morgen jedoch haben deutsche Truppen in Verwirklichung der Kapitulationsurkunde begonnen, in Massen die Waffen zu strecken und sich unseren Truppen gefangen zugeben. Das ist schon kein bloßer Papierfetzen mehr. Das ist die tatsächliche Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Allerdings sucht im Räume der Tschechoslowakei eine deutsche Heeresgruppe immer noch, sich der Kapitulation zu entziehen. Aber ich hoffe, dass es der Roten Armee gelingen wird, sie zur Besinnung zu bringen.

Jetzt haben wir vollen Grund zu erklären, dass der historische Tag der endgültigen Niederwerfung Deutschlands, der Tag des großen Sieges unseres Volkes über den deutschen Imperialismus gekommen ist.

Die großen Opfer, die wir für die Freiheit und Unabhängigkeit unseres Heimatlandes gebracht haben, die unermesslichen Entbehrungen und Leiden, die unser Volk während des Krieges zu erdulden hatte, die auf dem Altar des Vaterlandes dargebrachte angespannte Arbeit im Hinterland und an der Front sind nicht vergeblich gewesen, sondern durch den vollen Sieg über den Feind gekrönt worden. Der jahrhundertelange Kampf der slawischen Völker um ihre Existenz und Unabhängigkeit hat mit dem Sieg über die deutschen Okkupanten und die deutsche Tyrannei geendet.

Von nun an wird das große Banner der Völkerfreiheit und des Völkerfriedens über Europa

wehen. Vor drei Jahren verkündete Hitler vor aller Welt, dass die Zerstückelung der Sowjetunion, die Losreißung des Kaukasus, der Ukraine, Belarus, der baltischen Länder und anderer

Sowjetgebiete zu seiner Aufgabe gehört. Er erklärte unumwunden: „Wir werden Russland vernichten, dass es sich niemals mehr erheben kann.“ Das war vor drei Jahren. Die wahnwitzigen Ideen Hitlers sollten jedoch nicht in Erfüllung gehen - im Verlaufe des Krieges sind sie wie Spreu im Winde verweht. Was in Wirklichkeit herauskam, ist das gerade Gegenteil dessen, wovon die Hitlerleute faselten. Deutschland ist aufs Haupt geschlagen. Die deutschen Truppen kapitulieren. Die Sowjetunion feiert den Sieg, wenn sie sich auch nicht anschickt, Deutschland zu zerstückeln oder zu vernichten.

Genossen! Der Große Vaterländische Krieg hat mit unserem vollen Sieg geendet. Die Periode des Krieges in Europa ist zu Ende. Die Periode der friedlichen Entwicklung hat begonnen.

Ich beglückwünsche euch zum Siege, meine lieben Mitbürger und Mitbürgerinnen!

Ruhm und Ehre unserer heldenhaften Roten Armee, die die Unabhängigkeit unserer Heimat behauptete und den Sieg über den Feind errungen hat!

Ruhm und Ehre unserem großen Volke, dem Siegervolk!

Ewiger Ruhm den in den Kämpfen gegen den Feind gefallenen Helden, die ihr Leben hingaben für die Freiheit und das Glück unseres Volkes!

Anmerkung: Der Text entstammt der Zeitung “Prawda” vom 10. Mai 1945, Seite 2.

Gestern in Moskau

I. RJABOW

Die ersten Regenfälle des Monats Mai ergossen sich über Moskau. Drei Tage lang kamen sie, wie ein Geschenk der Natur, wie die Erfüllung des Wunsches eines Gärtners - und Moskau freute sich mit ihm über das Gold, das vom Himmel fiel, und mehr als ein Moskauer, der morgens zur Arbeit eilte, blieb kurz auf dem Boulevard stehen, um zu sehen, dass die Linde am Puschkin-Denkmal ihre ersten neuen Triebe angesetzt hatte. Natürlich hatten wir das Gefühl, dass dieser Frühling siegreich sein würde, dass viele Krieger von den Schlachtfeldern bald zur friedlichen Arbeit zurückkehren würden. Wir haben diese Freude erwartet, und doch ist sie so heftig, so groß; sie lässt unsere Stimmung hochschnellen und erschüttert uns bis ins Innerste. Etwas Neues und Großes ist in diesen letzten Tagen in unser Leben getreten und hat es mit Wärme, Licht und Sonne erfüllt.

Und unsere russische Natur - wie falsch es war, sie gleichgültig zu nennen! - teilt ihre Freude mit den Menschen in Moskau. Am Abend zuvor war der Himmel noch in Gewitterwolken gehüllt, aber am Morgen leuchtete die Sonne am blauen Himmel und überflutete großzügig die Straßen und Plätze Moskaus für den ganzen langen Maitag, und in der Sonne leuchteten die roten Fahnen an den Gebäuden der Stadt.

Moskau feierte den Tag des Sieges.

[...] Die Bewohner Moskaus warteten auf die Rede des Genossen Stalin.

Um neun Uhr abends ertönte seine Stimme, Stalins Stimme, die den Moskauern so vertraut war. Auf den Straßen und Plätzen hörten sie ihm zu, in ihren Wohnungen und Klubs. Stalin sprach zu seinen Landsleuten. Er sprach einfach und ruhig. [...] The people of Moscow waited for Comrade Stalin’s speech.

[...] Zum Gedenken an unseren vollständigen Sieg über Deutschland hat Moskau heute, am 9. Mai, dem Tag des Sieges, um 22 Uhr im Namen des Vaterlandes mit dreißig Artilleriegeschossen aus tausend Kanonen die tapferen Truppen der Roten Armee, die Schiffe und Einheiten der Marine begrüßt, die diesen glorreichen Sieg errungen haben.

[...] In dieser historischen Nacht waren weit über die Grenzen Moskaus hinaus die Lichter Moskaus zu sehen, und es schien, als ob alle Länder und Völker in dieser Nacht auf Moskau blickten und es als Bollwerk des Friedens in der Welt sahen.

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Quelle: https://oldgazette.ru/pravda/10051945/index1.html, zuletzt abgerufen: 16.08.2021

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