Informationen für die Lehrkraft

Joanna Wojdon Universität Breslau, Breslau, Polen

13-16 Jahre

45 minutes

Einführung

Die Einführung dient der Bekanntmachung der SuS mit den Kriegsfolgen: Sie sollen in die durch die Fotografien Nachkriegssituation eintauchen, sich Gedanken zur Arbeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg Gedanken machen. Das Brainstorming am Anfang von Hauptteil der Unterrichtseinheit soll ebenfalls vorbereitet werden. Gleichzeitig werden die SuS dazu ermutigt, die Fotografien aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen, nicht nur als „objektive“ Dokumente der Realität zu einem bestimmten Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort, sondern auch als Träger von Argumenten und bestimmten Botschaften und als Instrumente in der Entwicklung von bestimmten Ideen.

Antworten auf Einführungsaufgabe: 1) 1942   2) 1945   3) 1948   4) 1955

Hauptteil

Während des Brainstormings werden die SuS gebeten, ihre Gedanken frei zu äußern. Alle Ideen werden dabei berücksichtigt. Es gibt keine „richtigen“ und „falschen“ Beiträge. Die Lehrkraft notiert alle genannten Ideen (ohne Kommentierung, Selektierung oder Beurteilung) vorzugsweise an der Tafel, damit sie jeder sehen kann. Jede Idee darf weiterentwickelt, aber keine wiederholt werden.

Für das Brainstorming sollte eine Zeitbegrenzung festgelegt sein.

Im ersten Teil dieser Einheit wird jede Schülerin und jeder Schüler nach einer Idee befragt. Für diesen Teil gibt es eine Zeitbegrenzung. Hier werden keine Erklärungen abgegeben: Die Ideen werden lediglich an die Tafel oder an ein Brett geschrieben. Dieser Teil endet, wenn es keine Ideen mehr gibt oder die Zeit abgelaufen ist.

Im nächsten Teil der Einheit können die SuS nach Erläuterungen zu den einzelnen Ideen fragen. Hier gibt es auch eine Zeitbegrenzung. Die Ideen werden einzeln erläutert, und die ideenstiftende Person bekommt einen kurzen, abgesteckten Zeitrahmen zur Erläuterung.

Sobald alle Gedanken ausreichend erläutert wurden, werden die SuS dazu aufgefordert, die besten Gedanken zu bestimmen. Es gibt dabei verschiedene Herangehensweisen: Eine Schülerin oder ein Schüler wählt eine Idee und schreibt ihre Nummer auf ein Blatt Papier. Die SuS werden der Reihe nach befragt, für welche Idee sie sich entschieden haben. So werden die Gedanken bewertet. [In diesem Teil sollen die SuS vorrangig untereinander agieren; das Formulieren und Erklären von Gedanken sind wichtiger.]

Achtung: Die Gesamtzeit der verschiedenen Teile darf nicht die anfangs festgelegte Gesamtzeit für den Hauptteil überschreiten.

Anzeigen

Anzeigen: (zusätzliche Information zu den Anzeigen, chronologisch aufgelistet)

  1. Lwiw wurde von 1939 bis 1941 von der Sowjetunion besetzt, dann bis 1944 von Deutschland, als es wieder in sowjetische Hände fiel. Zusatzfrage: Was könnte mit dem Kind passiert sein?
  2. Diese Anzeige stammt aus dem Zeitraum, in dem die Deutschen aus der Region Wrocław umgesiedelt wurden (Wrocław wurde nach dem Krieg ein Teil Polens, und die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben).
  3. Menschen wollten Kinder „kaufen“, um sich um sie zu kümmern. Andere wollten ihre Kinder zur Pflege oder Adoption „spenden“. Es war damals (und davor) nicht un- gewöhnlich, dass, wenn die Eltern nicht genügend Zeit oder Geld für ihre Kinder hatten (oder wenn sie zu viele hatten), Kinder von entfernteren Familienmitgliedern (Tanten, Onkel) oder von Freunden oder anderen Leuten erzogen wurden. Diese Kinder be- suchten ihre Eltern nur sehr selten. Offenbar haben sich die Umstände dahingehend verändert.
  4. Die Menschen suchten nicht nur zur Zusammenführung nach ihren EhepartnerInnen, sondern auch, um ein neues Leben zu beginnen, mit neuen PartnerInnen, da sich ihre Lebensumstände verändert haben, und um mit der Vergangenheit abzuschließen.
  5. Als Heimkehrende galten Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus Gebieten auswanderten, die vor dem Krieg zu Polen und nach dem Krieg zur Sowjetunion ge- hörten, und auch aus anderen Teilen der UdSSR. Es gab zwei Zeiträume, in denen die größten Migrationsbewegungen stattfanden: 1945-49 und 1957-59.

Anzeige in der „Volkszeitung“, dem Organ der Kommunistis- chen Partei Deutschlands, Sachsen

Georg Wörtge (22.11.1888 – 7.12.1977) war seit 1919 einer der beliebtesten Volksschauspieler und Sänger an verschiedenen Dresdner Operettentheatern. Im Januar 1933 bricht der Berliner Theaterkonzern der jüdischen Gebrüder Rotter zusammen, zu dem in Dresden das Central-und das Residenz- Theater gehören. Wörtge und sein Künstlerkollege Sukfüll übernehmen beide Theater als Direktoren. Am 1. Dezember 1936 wird das „Theater des Volkes“ am Albertplatz mit Unterstützung der „Deutschen Arbeitsfront“ und des Reichspropagandaministeriums als nationalsozialistisch aus- gerichtetes Stadttheater Dresdens eröffnet. Wörtge wird Oberspielleiter der Operette und tritt am 1. Mai 1937 in die NSDAP ein. Am 15. Mai 1944 erhält er von der Reichstheaterkammer seine Zulassung als Bühnenlehrer mit einer Geltungsdauer bis 1947. Nach dem 8. Mai 1945 arbeitet er als Bühnenlehrer weiter und spielt an Privattheatern. Im Frühling 1946 holte ihn seine Vergangenheit ein und er wurde einer Überprüfung unterzogen. Doch der Künstler, der sich wohl selbst für unpolitisch hielt, hatte Glück. Das an demokratischer Dekoration sehr interessierte System der SED brauchte volksnahe Künstler wie ihn, um Menschen aller Schichten für sich zu gewinnen. Georg Wörtge konnte 1947 seine Karriere zuerst in der Volksbühne und später an der Staatsoperette Dresden bis 1973 fortsetzen.

Gustav Agunte (1900 – 1976) war ab ca. 1924 Musiker und später Orchesterleiter bei der Mitteldeutschen Rundfunk AG Leipzig (MIRAG), die von den Nazis 1934 in den Reichssender Leipzig umgewandelt wurde. Seine jüdische Frau Erna wurde ins KZ deportiert, ihr Schicksal ist unbekannt. Beider Tochter Anneliese war bis 1933 Tänzerin an der Staatsoper Dresden und dann als Halbjüdin mit Berufsverbot belegt. Nach dem 8. Mai 1945 wirkte sie als Ballettmeisterin an verschiedenen Dresdner Theatern. Gustav und sein Sohn Rolf-Günther Agunte gründeten 1945 das Große Dresdner Rundfunkorchester und das Dresdner Rundfunk-Tanzorchester.

Kurt Striegler (7.1.1886 Dresden – 4.8.1958 Wildthurn/Landau) war Musiker und Komponist, seit 1912 Kapellmeister an der Hof – und späteren Staatsoper Dresden. Am 7. März 1933 verhinderten uniformierte Nazi-Störenfriede den Beginn einer Aufführung von Rigoletto in der Staatsoper. Die Aufführung sollte unter der Leitung des Generalmusikdirektors Fritz Busch stattfinden, einem weltoffenen Mann, der jüdischen Künstlern gegenüber aufgeschlossen war. Busch wurde aus dem Haus 11 Die Folgen des Zweiten Weltkriegs Unterrichtseinheit 45 Minuten gejagt. Musikdirektor Kurt Striegler übernahm die Leitung der Aufführung. Striegler trat daraufhin in die NSDAP ein und wurde Staatskapellmeister und Direktor des Dresdner Konservatoriums. Nach Kriegsende im Mai 1945 arbeitete er weiter in Dresden, das im Februar 1945 durch alliierte Bomben stark zerstört worden war. Da er jedoch früher Mitglied der NSDAP gewesen war, verließ er 1950 die DDR, wo nach dem Krieg große Anstrengungen zur “Entnazifizierung” unternommen wurden, und lebte in München. Kurt Striegler starb 1958 in Bayern, wurde aber auf dem alten katholischen Friedhof in seiner Heimatstadt Dresden beigesetzt.

Zusammenfassung

Hängt von den Ergebnissen des ersten Brainstormings und neuen Ideen der SuS ab.

Hausaufgaben

Du kannst das folgende Schema von Chauncey Monte-Sano von der University of Michigan verwenden:

  1. Lege fest, was für dich wichtig ist. Das wird deine These (oder Position).
  2. Rechtfertige deine These. Warum hast du recht?
    • Lege Beweise vor (welche Informationen aus den Quellen bestätigen deine These).
    • Erkläre, wie deine Beweise deine These unterstützen.
    • Erkläre, warum deine Beweise belastbar sind.
  3. Fasse deine Überlegungen zusammen.

Alternative Methode und Zusatzmaterial. Das Ziel dieser Einheit ist eine Diskussion darüber, ob der Folgen des Krieges gedacht oder ob sie beseitigt werden sollten (Beispiel: Hätten die Ruinen der Dresdner Frauenkirche als Ruinen bestehen bleiben sollen? Was sprach für die Rekonstruktion des Gebäudes? Hätte ein freier Raum geschaffen werden sollen?).

  1. Den SuS wird eine Anzeigensammlung gegeben. Sie werden darum gebeten, die Anzeigen herauszusuchen, die Menschen zeigt, die zurück ins normale Leben und damit die Kriegsfolgen hinter sich lassen wollen.
  2. Die Geschichte der Dresdner Frauenkirche auf Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Dresden_Frauenkirche

    Es wäre hilfreich, mehrere fremdsprachige Versionen der Seite anzuschauen. Besonders Seiten mit kyrillischem Alphabet (Russisch, Belarussisch) sollten mit den englischen, deutschen und polnischen Versionen verglichen werden, die viel länger sind. Achten Sie darauf, dass Wikipedia-Artikel jederzeit verändert werden können. Die SuS sollten daran erinnert werden, dass die Inhalte der Artikel regelmäßig überprüft werden müssen.

  3. Der Essay als letzter Schritt: Sollten wir des Zweiten Weltkriegs und seiner Folgen gedenken, oder sollten wir daran arbeiten, diese Folgen zu überwinden? Welche Option würdest du unterstützen: Hätte die Dresdner Frauenkirche wiederaufgebaut werden sollen oder hätte die Ruine bestehen bleiben sollen? Begründe deine Entscheidung.

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