Unterrichtsplan

Rainer Buitkamp Georg-Büchner-Gymnasium, Seelze, Deutschland / Paweł Dudek Oberschulkomplex Nr. 1, Radomsko, Polen / Lada Polunina Schule Nr. 16, Perm, Russland / Elena Ushakova Gymnasium Nr. 3, Minsk, Belarus / Lesia Volokh Oberschule Nr. 1, Tschornobaj, Ukraine

13-16 Jahre

45 minutes

Zusammenfassung

In dieser Stunde erfahren SuS über die Umsiedlung der Zivilbevölkerung während des Zweiten Weltkrieges, die Charakteristika der Zwangsarbeit (s. Anlage II: Glossar) und die Ausbeutung junger Menschen. Die SuS analysieren historische Dokumente, Karten und Statistiken. Durch die künstlerische Verarbeitung des Themas in einem Filmausschnitt sehen sie, wie schwer das Leben Jugendlicher unter Kriegsbedingungen war. Bei der Diskussion sind die SuS in der Lage, alle diese Informationen zu verstehen, kritisch zu bewerten und zu interpretieren.

Hinweise für die Lehrkraft

-> Während der Stunde müssen die SuS verschiedene Arten von Quellen analysieren. In dieser Phase müssen sie nicht nur Textquellen, sondern auch Statistiken, Karten und Bildmaterial analysieren und aufgrund dessen schlussfolgern können.
-> Die Lehrkraft muss ein angemessenes Unterrichtstempo einhalten, ohne dass sich einzelne Phasen in die Länge ziehen.

Schlüsselfrage

Worin bestand der Unterschied zwischen der Propaganda und der Lebenswirklichkeit junger Menschen, die zur Zwangsarbeit nach Deutschland gebracht wurden?

Ziel

Die Schwierigkeiten zeigen, von denen das Leben der Menschen geprägt war, die zur Zwangsarbeit in die Ferne verschleppt worden waren. Klarmachen, aus welchen Gründen Menschen zur Zwangsarbeiter*innen wurden.

Aufgaben

-> Quellen analysieren
-> Einen gegenwärtigen Spielfilm interpretieren

Methoden

Gruppenarbeit, Brainstorming, Debatte/Diskussion

Material

Videoprojektor, Laptop, Klebezettel, Arbeitsblätter mit Fragen für die Gruppenarbeit.

Unterrichtsverlauf und Zeitplanung

Phase 1 Phase 2 Phase 3 Phase 4
Einleitung / Information zum Thema Gruppenarbeit mit Quellen Auswertung Einzelreflexion / Hausaufgabe (optional)
5 Minuten 30 Minuten 5 Minuten 5 Minuten

Phase 1: Einleitung / Information zum Thema

5 Minuten

Zu Beginn der Stunde wird eine kurze Aufgabe mit dem Ziel erteilt, das Selbstvertrauen der SuS zu steigern.

Die Lehrkraft verweist auf das an der Tafel stehende Thema „Verschleppung junger Menschen zur Zwangsarbeit nach Deutschland während des Zweiten Weltkriegs“ und fragt die SuS: Um was für Menschen wird heute die Rede sein? Der Zweck dieser Aufgabe ist zu thematisieren, dass es um Jugendliche, also ihre Gleichaltrigen gehen wird, die gewaltsam in den Krieg hineingezogen wurden.

Die Lehrkraft fragt: Was wisst ihr über die Zwangsarbeit? Unter welchen Bedingungen konnten Menschen während des Zweiten Weltkrieges zum Arbeitseinsatz gezwungen werden? Die SuS melden sich, wenn sie diese Fragen beantworten wollen.

Kommentar der Lehrkraft:

Zwangsarbeit ist Arbeit unter Androhung einer evtl. harten Strafe. Im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in Berlin-Schöneweide liegen Daten vor, dass mindestens 26 Millionen Menschen aus den besetzten Ländern zum Arbeitseinsatz nach Deutschland kamen – entweder durch Propaganda angeworben oder gewaltsam verschleppt.

Phase 2: Gruppenarbeit mit Quellen

30 Minuten

Kommentar der Lehrkraft für die ganze Klasse:

Während des Kriegs fehlten dem Hitler-Deutschland Arbeitskräfte. Millionen Deutsche wurden in die Wehrmacht eingezogen und das Land spürte einen akuten Mangel an Arbeiter*innen. Die Nationalsozialisten lösten das Problem durch den Einsatz von Sklaven- und Zwangsarbeit. Die Bevölkerung der von Deutschland besetzten europäischen Länder wurde als ein Reservoir an kostenlosen Arbeitskräften betrachtet. Im besetzten Gebiet gab es massive Propaganda, die Menschen nahelegte, dass sie mit der Arbeit für die Besatzer ihr Leben verbessern könnten.

Die Lehrkraft fragt die SuS: Was glaubt ihr, welche Fragen haben sich wohl junge Menschen gestellt, die nach Deutschland gingen? Nach einem kurzen Austausch teilt die Lehrkraft die Klasse in drei Gruppen ein. Gruppe 1 bekommt dabei die einfachste, Gruppe 3 die schwierigste Aufgabe.

I: Gruppenarbeit mit Bildquellen

Alle Gruppen bearbeiten dasselbe Set aus drei Bildern. Die Lehrkraft teilt den SuS mit, dass diese Fotos zu Propagandazwecken aufgenommen wurden.

Fragen:

  • Was seht ihr auf den Bildern?
  • Was haben diese Fotos gemeinsam?
  • Wozu wurden diese Fotos eurer Meinung nach gemacht?
  • Könnte jemand sie glaubwürdig finden?

Deutsche Propagandabilder, die die Verschickung von Ostarbeiter*innen nach Deutschland dokumentieren

Bilder: Fotograf unbekannt. Lizenzfrei: Instytut Zachodni, Posen, Archiv des Zweiten Weltkrieges, I.Z. Dok. IV-52.

Die Gruppen diskutieren die Fragen und stellen anschließend die Ergebnisse im Plenum vor. Die Lehrkraft fordert einleitend die SuS auf, den Antworten anderer aufmerksam zuzuhören und das bereits Gesagte nach Möglichkeit nicht zu wiederholen.

Kommentar der Lehrkraft für die ganze Klasse:

Unterschiedliche Umstände konnten junge Menschen zur Entscheidung bewegen, sich zum Arbeitseinsatz nach Deutschland zu begeben. Einige waren von den Besatzungsbehörden eingeschüchtert, andere glaubten schlichtweg die Propaganda und dritte wollten mal was riskieren. Viele wurden aber mit Gewalt nach Deutschland verschleppt. In den ersten anderthalb Jahren wurden sowjetische Zivilist*innen systematisch abtransportiert, während in den Jahren 1943-1944 Menschen vielmehr bei Massenrazzien aufgegriffen wurden, insbesondere in den Gebieten des Partisanenkriegs.

II: Gruppenarbeit mit Karten

Alle drei Gruppen arbeiten mit der Karte. Sie haben gleich viel Zeit für die Bearbeitung der Aufgabe, aber verschiedene Fragen. Gruppe 1 bekommt dabei die einfachsten, Gruppe 3 die schwierigsten Fragen.

Karte, die die Quellen ausländischer Arbeitskräfte für Deutschland während des Zweiten Weltkrieges darstellt.

Verfasser: unbekannt. Lizenzfrei: Zwangsarbeit-Archiv / Freie Universität Berlin.

Gruppe 1
Nennt die Länder und die Anzahl der jeweils nach Deutschland deportierten Zwangsarbeiter*innen (s. Anlage II: Glossar)

Gruppe 2
Vergleicht die Richtungen der Transporte (aus dem Norden, Süden, Westen und Osten) und zieht Schlüsse daraus.

Gruppe 3
Welche Fragen beantwortet diese Karte nicht?

Nach der Gruppendiskussion stellen die SuS mündlich ihre Ergebnisse im Plenum vor.

Kommentar der Lehrkraft für die ganze Klasse (optional, soweit die Zeit erlaubt):

Der Generalplan Ost (s. Anlage II: Glossar), der vom Nazi-Deutschland im Vorfeld des Überfalls auf die Sowjetunion erarbeitet wurde, war ungeheuerlich in seiner Unmenschlichkeit. Dieses Dokument schrieb die Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen vor. Der Plan legte die rechtlichen, wirtschaftlichen und territorialen Grundlagen für die Umgestaltung von Osteuropa fest. Die Nationalsozialisten wollten im Laufe von 30 Jahren ungefähr 31 Millionen Menschen aus Polen und dem Westen der Sowjetunion (Westukraine, Belarus, Litauen, Lettland und Estland) aussiedeln. Geplant war auch, den „Lebensraum“ für Deutsche im Osten zu befreien und zu kolonisieren, indem unmenschliche Methoden zur Verminderung der Einwohnerzahl angewandt werden sollten. Ganze ethnische Gruppen wurden deportiert oder mussten in die Ferne umsiedeln.

Osteuropäer*innen, die zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt wurden, waren als Ostarbeiter*innen bekannt. Die Hauptzielgruppe waren Jugendliche im Alter von etwa 16 Jahren. Menschen aus älteren Jahrgängen waren seltener betroffen, aber sie kamen oft, durch zermürbende Arbeit erschöpft und gebrochen, in Vernichtungs- oder Konzentrationslager. 30 Prozent von Ostarbeiter*innen waren 12 bis 14 Jahre alt. Zum November 1943 wurde die untere Altersgrenze für den Einsatz als Ostarbeiter auf 10 Jahre abgesenkt.

Quelle: The Borgen Project, ‘10 Facts about Nazi’s Germany Generalplan Ost’, https://bit.ly/3z0OwCx (englisch) und das Magazin Zvezda, ‘Ostarbajtery’, https://bit.ly/3qvRACI (russisch), letzter Zugriff: 27.12.2021

III: Gruppenarbeit mit einem Filmausschnitt

Die Lehrkraft zeigt einen Ausschnitt aus dem Film über Walerian Wróbel, einen 16-jährigen polnischen Jungen, der auf einem Bauernhof bei Bremen arbeiten musste (seinen Lebenslauf s. Anlage II: Glossar). Die Gruppen beantworten Fragen zum Film.

Das Heimweh des Walerjan Wróbel (1991), Regie: Rolf Schübel

Fragen zum Film für die Gruppenarbeit:

Gruppe 1

  1. Was passiert in diesem Ausschnitt?
  2. Wo findet die Handlung statt?

Gruppe 2

  1. Beschreibt die Figuren im Film.
  2. Wie ist der emotionale Zustand von Walerian? Beschreibt sein Verhalten und macht Vermutungen, woran er denken könnte.

Gruppe 3

  1. Beobachtet genau die Kleidung des Protagonisten, Zeichen an seiner Kleidung, die Innenausstattung der Räume, die Platzierung von Gegenständen im Haus. Schlussfolgert aufgrund dessen über den sozialen Status von Walerian Wróbel. Beachtet insbesondere die Emotionen von Menschen im Film.
  2. Was glaubt ihr, warum haben die Filmemacher beschlossen, einen Film über Walerian zu machen?

Die SuS schauen sich den Filmausschnitt an, diskutieren die Fragen in Gruppen und stellen anschließend die Ergebnisse im Plenum vor.

IV: Gruppenarbeit mit einer schriftlichen Quelle

(Optional, soweit die Zeit erlaubt. Diese Aufgabe kann in angepasster Form auch als Hausaufgabe angeboten werden).

Die Lehrkraft zeigt das Schriftstück auf dem Bildschirm und verteilt die Transkription (s. Anlage V) an alle drei Gruppen. Die SuS lesen das Dokument. Die Lehrkraft weist darauf hin, dass sich dieses Dokument auf den Jungen bezieht, von dem der Film handelt. Einige Begriffe aus dem Dokument sind erläuterungsbedürftig, insbesondere der NS-Ausdruck Volksschädling sowie der Gerechtigkeit freien Lauf zu lassen.

Schreiben mit der Ablehnung des Gnadengesuches von Walerian Wróbel, unterzeichnet von Roland Freisler am 15. August 1942, beglaubigte Abschrift

Autor: Reichsminister der Justiz. Lizenzfrei: Wikimedia

Die Lehrkraft stellt die Frage: Was kann man aus diesem Dokument schlussfolgern?

Phase 3: Auswertung

5 Minuten

Die Lehrkraft fasst die Ergebnisse der Stunde zusammen:

Die Zwangsarbeit gibt es immer noch. Wenn wir die Vergangenheit verstehen, so können wir die Probleme der Gegenwart lösen und weitere Probleme in der Zukunft vermeiden. Die Schicksale junger Menschen, die zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt wurden, waren tragisch. Sie wurden sowohl von den Nationalsozialisten als auch später in ihren eigenen Ländern verfolgt. Viele Opfer der deutschen Zwangsarbeit berichteten, dass sie nach der Rückkehr in die Heimat gedemütigt und mit Vorwürfen konfrontiert wurden, dass sie sich angeblich während des Krieges für das schöne Leben im „Dritten Reich“ entschieden hätten.

Die Lehrkraft stellt die Frage: Welche Schlüsse können wir für uns selbst aus den Informationen ziehen, die wir heute diskutiert haben? Darauf folgt ein kurzer Austausch.

Schlusswort der Lehrkraft:

Unabhängig von ihrem Geburts-, Wohn- oder Arbeitsort sowie ihrer Nationalität müssen alle Kinder, alle Jugendlichen und Erwachsenen, die zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt wurden, als Opfer des Zweiten Weltkrieges anerkannt werden.

Phase 4: Einzelreflexion / Hausaufgabe (optional)

5 Minuten

Die Lehrkraft stellt die Frage: Inwieweit haben sich eure Erwartungen von dieser Stunde erfüllt? Wie zufrieden seid ihr mit der eigenen Arbeit im Unterricht und mit der Arbeit eurer Gruppe? Die SuS reflektieren über ihre Arbeit in der Stunde.

Optionale Hausaufgabe: Motivierte oder interessierte SuS können sich Videointerviews mit Zwangsarbeiter*innen aus verschiedenen Ländern anschauen und auf dieser Grundlage einen Kurzbericht zum Thema „Wie war das Leben eines/r jungen Zwangsarbeiters/in während des Zweiten Weltkrieges“ vorbereiten.

Link zum digitalen Interview-Archiv: www.zwangsarbeit-archiv.de

Anlage I: Arbeit mit Videos und Bildern

Arbeit mit Videos und Bildern

I. Didaktische Hinweise zur Arbeit mit dem Filmausschnitt:

Filmausschnitte sind eine Ressource, die das Interesse der Zuschauer*innen weckt und sie auf historische Realien aufmerksam macht. SuS entwickeln ihre Analyse- und Interpretationskompetenzen, lernen das Zuhören und das Fragen. Die Lehrkraft kann:

  1. die SuS auf die erzählte Geschichte, die Figuren, ihre Kleidung, den/die Protagonisten/ in, Zeichen an der Kleidung, die Innenausstattung der Räume, die Platzierung von Gegenständen im Haus aufmerksam machen;
  2. die SuS motivieren, die Emotionen von Menschen im Film aufmerksam zu beobachten und die Handlungen des/r Protagonisten/in mit ihren positiven und negativen Folgen zu bewerten;
  3. die SuS auffordern, die Zeit zu bestimmen, in der die Handlung des Films spielt;
  4. die SuS zum Nachdenken darüber auffordern, wie realitätsnah die im Film dargestellten Ereignisse sind;
  5. die SuS zum Nachdenken darüber auffordern, wie die Musik ihre Wahrnehmung der im Film dargestellten Ereignisse beeinflusst.

II. Didaktische Hinweise zur Arbeit mit Bildern:

Das Ziel des Einsatzes fotografischer Bilder im Unterricht ist, dass die SuS Bilder analysieren lernen. Dabei empfiehlt es sich, folgende Prinzipien zu befolgen:

  1. Von einfachen Bildern zu komplizierteren übergehen;
  2. Auf dem Bild dargestellte Gegenstände und Personen beschreiben;
  3. Aufschriften und Zeichen auf den Bildern sowie die Sprache, in der sie gemacht sind, beachten;
  4. Darüber nachdenken, wer die Fotos hätte machen können und zu welchem Zweck;
  5. Auffällige Gegenstände auf dem Bild identifizieren;
  6. Darüber nachdenken, was außerhalb des Bildes geblieben ist.

III. Schlüsselfragen für die Bildanalyse:

  1. Was ist auf dem Foto abgebildet? Beachtet die Unterschrift.
  2. Was für Menschen sind auf dem Foto abgebildet? Wie sind ihre Beziehungen untereinander?
  3. Wann wurde das Foto aufgenommen?
  4. Wozu kann dieses Foto dienen? (z. B. Berichterstattung, Erinnerungen)?

Anlage II: Glossar

  1. Zwangsarbeit im „Dritten Reich“: Leistung von Arbeit unter Androhung einer (eventuell harten) Strafe im NS-Deutschland.
  2. Deportieren, Deportierte, Deportation: Zwangsumsiedlung einer Person oder einer Personengruppe in einen anderen Ort oder ein anderes Land, in der Regel unter Bewachung.
  3. Generalplan Ost (GPO): umfassendes Programm zur Festigung der Herrschaft des NS-Deutschland in Osteuropa, das die Zwangsumsiedlung von bis zu 75—85 Prozent der Bevölkerung aus Polen und den besetzten sowjetischen Gebieten in den Nordkaukasus, nach Westsibirien und Südamerika vorsah.

    Dieser Kolonisierungs- und Germanisierungsplan für die Ostgebiete wurde auf der Grundlage der Rassenlehre und des Konzepts des „Lebensraums“ unter Schirmherrschaft des Reichsführers SS Heinrich Himmler erarbeitet, der als Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums (RKFDV) seit Herbst 1939 auch für Fragen der Aus-, Um- und Ansiedlung im Osten zuständig war. Der Plan war für 30 Jahre ausgelegt. Die Umsetzung sollte nach dem deutschen Sieg über die Sowjetunion in Angriff genommen werden. Aber bereits 1943 wurde auf die weitere Planausarbeitung endgültig verzichtet.

    Quelle: Wikipedia, Generalplan Ost, https://bit.ly/3ExB6zd, letzter Zugriff: 27.12.2021

  4. Walerian Wróbel (in den Urkunden der NS-Zeit: Walerjan Wrobel; geboren am 2. April 1925 in Fałków, hingerichtet am 25. August 1942 in Hamburg) war ein polnischer Ostarbeiter, der im Alter von 17 Jahren von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. Er war das älteste von drei Kindern in der Familie und wuchs auf einem Bauernhof im polnischen Fałków (in der heutigen Woiwodschaft Heiligkreuz) auf. Kurz nach seinem 16. Geburtstag im April 1941 wurde der Junge von den deutschen Besatzern festgenommen und als „landwirtschaftlicher Hilfsarbeiter“ zur Zwangsarbeit nach Bremen geschickt.

    Am 19. April wurde er einem Bauernhof im Dorf Lesumbrok zugeordnet. In der Hoffnung, als Strafe in seine Heimat zurückgeschickt zu werden, entzündete Walerian am 29. April das Heulager in der Scheune. Das Feuer wurde rechtzeitig entdeckt und richtete keinen Schaden an. Dennoch brachte man den Vorfall bei der Polizei zur Anzeige. Nach einer Vernehmung verhaftete ihn die Gestapo am 2. Mai. Am 28. Juni wurde er ins Konzentrationslager Neuengamme eingewiesen, wo er als Mitglied des so genannten „Kommando Elbe“ in den folgenden neun Monaten Schwerstarbeit beim Bau eines 600 Meter langen Kanals vom Lager zur Doven Elbe (Nebenfluss der Elbe) verrichten musste. Die Häftlinge arbeiteten 12 Stunden am Tag unter extrem schwierigen Bedingungen, manchmal bis zu den Hüften im Schlamm. Viele konnten es nicht ertragen und starben. Dort freundete sich Walerian mit dem zwei Jahre älteren Michał Piotrowski an. Nach Kriegsende erinnerte sich Michał: „Walerek war sehr jung, sehr naiv. Erfahrung hatte der auch keine. So naiv: Wenn du ihm sagst: Das und das ist wahr oder so und so ist das im KZ – der glaubt das sofort. Der glaubt alles. Für solche ist das schwer im KZ, sehr schwer. Da musst du brutal sein, aber nicht naiv und Walerek war immer naiv, sehr naiv. Von den Eltern hat er immer erzählt, von der Schwester, von der Schule.“

    Quelle: Wikipedia, Walerian Wróbel, https://bit.ly/3qrdveu, letzter Zugriff: 27.12.2021

Anlage III: Arbeitsmaterial für SuS 1

Anlage IV: Arbeitsmaterial für SuS 2

Anlage V: Arbeitsmaterial für SuS 3

Transkription:

Beglaubigte Abschrift
In der Strafsache gegen den vom Sondergericht Bremen am 8. Juli 1942 als Volksschädling wegen Brandstiftung zum Tode verurteilten.
Walerjan Wrobel
Habe ich mit Ermächtigung des Führers beschlossen, von dem Begnadigungsrecht keinen Gebrauch zu machen, sondern der Gerechtigkeit freien Lauf zu lassen.
Berlin, den 15. August 1942 Der Reichsminister der Justiz. In Vertretung gez. Dr. Freisler

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