Ziel
Beschäftigung mit der Erinnerungskultur von Ereignissen des Zweiten Weltkriegs in Belarus, Deutschland, Polen und Russland.
Beschäftigung mit der Erinnerungskultur von Ereignissen des Zweiten Weltkriegs in Belarus, Deutschland, Polen und Russland.
-> Definition der Konzepte „Erinnerung“, „Erinnerungskultur“, „Memorialisierung“, „Gedenken“;
-> Analyse der Bedeutung der Kriegserinnerung in verschiedenen Ländern durch die Analyse von Schulbüchern;
-> Verständnis über die Bedeutung von paneuropäischer Erinnerung (aktive Erinnerungsformen), um eine gemeinsame Lösung der aktuellen Probleme durch eine Beschäftigung mit Europas gemeinsamer Vergangenheit zu erreichen.
Einzel-, Partner-, Gruppenarbeit, Leitung durch Lehrkraft.
Konversation, Kurzvortrag, INSERT, Fallmethode, problemorientierte Methode, multisensorische Analyse, Diskussion.
Ein Projektor, Flipchart mit Papier, Textmarker, internetfähige Geräte (eventuell durch Mitbringen eigener Geräte), Kopien.
Wiederholung der Thematik „Zweiter Weltkrieg“ in den Geschichtsbüchern.
Materialauswahl, je nach Fähigkeit der SuS und der verfügbaren Zeit:
Thema | Lernmethode | Arbeitsmethode | Dauer |
Was ist Erinnerung? | Konversation | Leitung durch Lehrkraft | 5 Minuten |
Erinnerungskultur | Kurzvortrag | Leitung durch Lehrkraft | 5 Minuten |
Thema | Lernmethode | Arbeitsmethode | Dauer |
Inhaltsanalyse von Geschichts- büchern durch die Ausstellung „Unterschiedliche Kriege“ | INSERT | Partnerarbeit | 10 Minuten |
Memorialisierung als Reflektionsform der Erinnerungskultur | Fallmethode | Gruppenarbeit | 10 Minuten |
Eine paneuropäische Erinnerung | Problemorientierte Methode, multisensorische Analyse | Gruppe, Leitung durch Lehrkraft | 10 Minuten |
Thema | Lernmethode | Arbeitsmethode | Dauer |
Was passiert mit der Erinnerung mit der Zeit? | Diskussion | Einzelarbeit | 5 minutes |
Was ist Erinnerung?
5 Minuten
Bitten Sie die SuS, folgende Fragen zu beantworten:
Erwartung: SuS kommen zur Schlussfolgerung, dass Erinnerungen nicht nur aus Gedanken bestehen. Es ist eine Konstruktion, die von vielen Faktoren abhängt. Eine entscheidende Rolle in unserer Wahrnehmung ist nicht nur die Vergangenheit (was vor langer Zeit oder erst kürzlich passierte), sondern auch die Gegenwart.
Erinnerungskultur
5 Minuten
Die Lehrkraft hält einen Kurzvortrag über das Thema „Historische Erinnerung und Erinnerungskultur“. Das Hauptziel ist das Bekanntmachen mit den Schlüsselkonzepten, mit denen wir die Erinnerungskultur in unterschiedlichen Ländern analysieren können. Mithilfe der Informationen des Kurzvortrags erstellen die SuS ein Diagramm auf dem Flipchart, indem sie Indikatoren zur Analyse der Erinnerung im eigenen oder einem anderen Land beschreiben. Zu diesen Indikatoren gehören eventuell Denkmäler und Gedenkstätten, Schulbücher und wissenschaftliche Veröffentlichungen, Gedenk- und Feiertage, Gedenkveranstaltungen, öffentliche Diskussionen usw.
Inhaltsanalyse von Geschichtsbüchern durch die Ausstellung „Unterschiedliche Kriege“
10 Minuten
Die SuS
-> machen sich mit dem Material der Ausstellung „Unterschiedliche Kriege“ vertraut (Poster zur „Erinnerung“);
-> füllen eine komparative Tabelle mit der Methode „INSERT“ aus, die Informationen markieren sie mit Zeichen:
V Das weiß ich schon;
+ Das ist neu für mich;
– Das überrascht mich; ich hätte das Gegenteil erwartet;
? Das verstehe ich nicht, ich brauche eine Erklärung oder Erläuterung von der Lehrkraft.
Parameter | Belarus | Russland | Polen | Deutschland |
An wen und woran erinnern sie? (Beispiele) | ||||
Wie erinnern sie sich und aus welchem Grund? Reflektieren die Menschen kritisch? | ||||
Zusätzliche Frage. Welche Ereignisse der staatshistorischen Entwicklung beeinflussten die Erinnerungskultur in der Zeit von 1945 bis 2020? | ||||
Zusätzliche Frage. Welche Phasen in der Entwicklung der Erinnerungskultur gab es? | ||||
Zusätzliche Frage. Wie beeinflusst eine Erinnerungskultur die Weltanschauung und die Bildung eines Wertesystems junger Menschen? | ||||
Schlussfolgerung: |
Memorialisierung als Reflektionsform der Erinnerungskultur
10 Minuten
Fotografien von Denkmälern aus vier Ländern werden gezeigt:
Die SuS sollen herausfinden:
Eine paneuropäische Erinnerung
10 Minuten
Die SuS werden in drei Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe erhält ein Foto eines Denkmals (Hinweis: die SuS erfahren nicht die Städte, in denen die Denkmäler stehen).
Aufgaben für die SuS:
Die SuS führen eine multisensorische Analyse der Denkmäler durch, indem sie folgende Sätze vervollständigen:
Im Foto sehe ich ... Was frage ich mich, wenn ich das Bild anschaue? (Möbel, ein kaputter Tisch, ein umgefallener Stuhl, viele leere Stühle auf einem Platz, Objekte ohne Menschen. Warum sind diese Objekte kaputt oder weit voneinander auf dem Platz entfernt?).
Ich rieche ... (selbstgekochtes Essen oder vielleicht Staub).
Ich höre ... (nichts als Stille, weil niemand mehr in dem Haus lebt, in dem diese Dinge waren. Vielleicht aber auch Schüsse, Stiefelschritte, laute Befehle, Frauengeschrei, Kinderweinen, Möbelgeräusche - alles, was an dem Tag hier passierte, und das Haus und familiäre Zentrum wurden alleingelassen.)
Ich spüre ... (einerseits Gefahr, Angst, Unglück, menschliches Leid, Hoffnung auf Rettung. Ich mache mir Sorgen, was hier passiert ist oder noch passieren wird. Andererseits spüre ich durch mein Vorwissen den Schmerz der Menschen, die aus diesen Häusern vertrieben und in den Tod geschickt wurden. Ich trauere um die unschuldigen Opfer und die Verbitterung, dass Familien getrennt wurden und Menschen ihre Liebsten verloren haben).
Ich habe Angst, dass ... (Ereignisse sich wiederholen könnten, eine ähnliche Tragödie jeder Familie passieren kann usw.).
Ich hoffe, dass ... (zumindest ein Familienmitglied, das im Krieg gelitten hat, überlebt und zurückkehren kann. Die Erinnerung der Verstorbenen wird in der Familie/Stadt erhalten bleiben, damit die Menschen nicht einfach starben und vergessen werden. Der Holocaust und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit des Zweiten Weltkriegs nie wieder wiederholt werden).
Nach der Präsentation der Ergebnisse aus der Gruppenarbeit vor der ganzen Klasse arbeiten die SuS an den folgenden Aufgaben in Form einer Diskussionsrunde:
Nach dieser Aufgabe fragt die Lehrkraft die SuS, an welchen Orten in Europa die gemeinsame Erinnerung an die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs stattfinden könnte; wo sich Vertreter von unterschiedlichen Ländern treffen könnten und wie man in einen Dialog tritt, um die aktuellen Probleme zu lösen, bei dem man die Erinnerung an die Vergangenheit bewahrt.
Zusatz- oder Hausaufgabe: Stelle ein Projekt vor, wie ein paneuropäisches Denkmal zur Erhaltung der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg aussehen könnte. Wem würde man es widmen? Wie könnte es aussehen (verbale Beschreibung oder Zeichnung durch SuS)? Aus welchen Materialien wäre es? Wo könnte es stehen? Wann würden sich die Vertreter aus unterschiedlichen Ländern dort einfinden? Zu welchem Zweck würden diese Treffen abgehalten werden? Welche Worte würden darauf stehen, die sowohl Augenzeugen des Krieges als auch aktuelle Generationen ansprechen? In welcher Sprache wäre der Text geschrieben?
5 Minuten
Die SuS kehren zurück zum Diagramm vom Unterrichtsbeginn und vervollständigen es. Dabei berücksichtigen sie die neuen Informationen aus dem Unterricht und die Reflektion darüber.
Für die Reflektion schlägt die Lehrkraft vor, dass die SuS die folgenden „Erinnerungszitate“ einer Familie in die richtige Reihenfolge bringen und analysieren, was mit der Erinnerung einer Gesellschaft über die Jahre passiert.
In welchem Land lebte diese Familie / könnte diese Familie gelebt haben?
Die SuS verstehen, dass die Zitate von Vertretern unterschiedlicher Generationen einer Familie sind: 2 ist ein Augenzeuge der Kriegsereignisse und ein Augenzeuge des Zweiten Weltkriegs (erste Generation); 4 ist das Kind des Augenzeugen (zweite Generation); 1 ist das Enkelkind des Augenzeugen (dritte Generation); 3 ist das Ur-ur-Enkelkind des Augenzeugen (vierte Generation).
Diese Familie hätte quasi in jedem Land in Europa leben können: Städte in Polen und der Sowjetunion wurden in den ersten Kriegstagen und deutsche Städte in der Endphase des Krieges stark bombardiert. Deshalb verloren zahlreiche Menschen ihr Zuhause, und Familien verloren ihre Liebsten. Dadurch verstehen die SuS, dass, obwohl die Kriegsgeschichte in jedem Land andere Akteure, andere Eckdaten und Schlüsselereignisse hat, die Erinnerungen an den Krieg von allen geteilt werden. Nach der Sortierung der „Erinnerungszitate“ in die richtige chronologische Reihenfolge sieht man ganz deutlich, je weiter man von den beschriebenen Ereignissen entfernt ist, desto mehr schwindet das Wissen oder die Erinnerung. Mit der Zeit verliert man diese Erinnerung sowohl in der Familie als auch in der Weltgemeinschaft insgesamt. Eine paneuropäische Erinnerung der Ereignisse des Zweiten Weltkriegs ist eine Plattform für internationalen Dialog und eine friedliche Lösung von Konflikten in der modernen Welt. Eine Auslöschung oder ein Verlust der Erinnerung könnte zu einer zukünftigen Menschheitskatastrophe durch Krieg beitragen.
Die SuS bringen ihre Klebezettel neben der Aussage „Erinnerungsbewahrung in der Gegenwart = Keine Wiederholung der Vergangenheit („Nie wieder“)“ an (stimme zu – weißer Klebezettel, stimme nicht zu – blauer Klebezettel). Die SuS sollten auf die Klebezettel schreiben, was sie aus dieser Unterrichtseinheit gelernt haben.
Die Ausstellung „Unterschiedliche Kriege“
Fotografien von Denkmälern aus vier Ländern:
Denkmäler