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- Lernaktivität
- Kompetenzerwerb
- Pädagogische Empfehlungen
- Aktivitäten
- Bewertung
- Glossar
- Anhänge
- Anhang I – Hausaufgaben Handzettel für Schüler*innen
- Anhang II – Memoiren des sowjetischen Offiziers Pjotr Mikhin über die Schlacht von Rschew
- Anhang III - Statistische Daten der Schlachten des Zweiten Weltkriegs: Verluste der Streitkräfte der UdSSR
- Anhang IV - Auszug aus einem Interview mit der Historikerin Svetlana Gerasimova
- Leitfaden herunterladen
Anhand des des Rschew-Denkmals über die Vertuschung von Geschichte lernen
Anna Cherepova , Moskau, Russland
15+ Jahre
90 Minuten
Schlüsselfrage: Wie und warum werden historische Ereignisse vertuscht, wer ist dafür verantwortlich und kann man dies in Zukunft vermeiden?
Kompetenzerwerb
Die Schüler*innen werden- die Bedeutung der Verfälschung und Verschleierung von historischen Ereignissen kennenlernen.
- ihre analytische und kritische Denkfähigkeit trainieren.
- verstehen, warum es wichtig ist, sich an bestimmte historische Ereignisse zu erinnern und darüber zu diskutieren, die für eine Nation oder ein Land unangenehm sein können.
- Empathie aufbringen, um zu erfahren, wer unter dem Verschweigen von Tatsachen leidet.
- ihre Meinungen über die Bedeutung der Eröffnung von Gedenkstätten in der Zukunft diskutieren.
Pädagogische Empfehlungen
Studium von historischen Quellen, Gruppenarbeit und Diskussion.Die Schüler*innen sollten Erfahrung im Umgang mit historischen Quellen haben und wissen, wie sie diese untersuchen können. Es ist wichtig, den Schülern*innen zu erklären, dass es nicht nur notwendig ist, den Text selbst zu lesen, sondern auch den Autor/die Autorin der Quellen, seinen/ihren Hintergrund und seine/ihre Ziele sowie den Zeitpunkt, zu dem die Quelle erstellt wurde, im Auge zu behalten. Die Schüler*innen sollten in der Lage sein, die im Text dargestellten Fakten und Meinungen kritisch zu bewerten.
Aktivitäten
Vor der Lektion erhalten die Schüler*innen einen Handzettel, der die Geschichte der Erinnerung an die Schlacht von Rschew beschreibt. Der Text gibt einen kurzen Überblick über einige historische Memoiren zu dieser Schlacht (siehe Anhang I). Phase 1: Einführung. 10 MinutenDie Lektion beginnt mit einer Diskussion über die Gedenkstätte. Die Schüler*innen beschreiben ihr Aussehen und Symbolismus (siehe Bild oben). Die Lehrkraft informiert sie darüber, dass dieses Denkmal der Schlacht von Rschew gewidmet ist. Es wurde erst im Jahr 2020 auf Bitten der Veteranen errichtet. Die Lehrkraft leitet eine Diskussion darüber an, warum einige Gedenkstätten zu Sowjetzeiten vom Staat selbst errichtet wurden und andere erst jetzt. Die Schüler*innen schlagen ihre eigenen Optionen vor. Dann gibt die Lehrkraft das Thema der Stunde bekannt - das Verschweigen von Fakten in der Geschichte.
Phase 2: Gruppenarbeit mit Quellen. 20 Minuten
Die Schüler*innen werden in 3 Gruppen aufgeteilt und arbeiten mit historischen Quellen (siehe Anhang II). Jede Gruppe befasst sich mit einem anderen Thema über die Schlacht von Rschew. Der erste Teil der Arbeit besteht aus dem Studium der Memoiren eines sowjetischen Offiziers, der an der Schlacht von Rschew teilgenommen hat. Jede Gruppe erhält einen anderen Auszug aus derselben Quelle (Quelle 1, siehe unten). Nach dem Studium der einzelnen Abschnitte des Dokuments stellen die Gruppen einander ihre Ergebnisse vor. Die Schüler*innen sollten auf einem Blatt Papier Stichwörter notieren, damit jede Gruppe die Antworten der anderen Gruppen visuell vor Augen hat. Diese Stichworte können an die Tafel geschrieben werden, so dass alle Gruppen, die mit anderen Passagen dieser Quelle arbeiten, eine allgemeine Vorstellung von den Gründen für das Schweigen über die Schlacht von Rschew haben. Danach ziehen die Schüler*innen Schlussfolgerungen über das Ausmaß der Schlacht, um besser verstehen zu können, weswegen die sowjetische Regierung es vorzog, ihre Ergebnisse zu verschweigen.
Phase 3: Vergleich der statistischen Daten. 15 Minuten
Die Berechnung der genauen Anzahl der Verluste nicht nur in der Schlacht von Rschew, sondern im gesamten Zweiten Weltkrieg ist eine sehr schwierige Aufgabe. In Zweiergruppen sollen sich die Schüler*innen vorstellen, welche Schwierigkeiten Forscher bei der Berechnung von Verlusten haben können, die Statistiken über menschliche Verluste in den größten Schlachten des Zweiten Weltkriegs vergleichen und zu dem Schluss kommen, welchen Platz Rschew in der Geschichte des Krieges einnimmt (siehe Anhang III).
Phase 4: Studium eines Interviews über die Gedenkstätte. 25 Minuten
Die Schüler*innen lesen Auszüge aus einem Interview mit der Historikerin Swetlana Gerasimowa über das Rschew-Denkmal (siehe Anhang IV). Während sie das Interview lesen, sollten sie über die folgenden Fragen nachdenken:
- Was waren laut Gerasimova die Ziele der Rzhev-Operationen? Vergleicht diese mit den Zielen aus Quelle 1.
- Wurden diese Ziele erreicht?
- Was sind die Gründe für das von Gerasimova erwähnte absichtliche Schweigen über diese Schlacht?
Besprecht in der Klasse die folgenden Fragen:
- Warum können einige historische Ereignisse auf unterschiedliche Weise bewertet werden?
- Weswegen werden gewisse Tatsachen verzerrt oder verschwiegen?
- Wer leidet darunter?
Optionale Hausaufgaben:
- Die Schüler*innen können aufgefordert werden, zu recherchieren und in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs nach anderen Beispielen für die Vertuschung von Fakten zu suchen. Als Aufgabe für die Recherche kann die Lehrkraft die Schüler*innen auffordern, herauszufinden, wer davon profitiert hat, weswegen und wer darunter gelitten hat. Die Lehrkraft kann die Schüler*innen und auch auffordern, darüber zu diskutieren, wie man das Vertuschen von Ereignissen in Zukunft verhindern kann.
- Fortgeschrittenes Niveau: Die Schüler*innen werden aufgefordert, die historische Erinnerung an die Kriege ihres Landes zu erforschen. Die Aufgabe besteht darin, ein Geschichtsbuch über einen beliebigen Krieg zu lesen und festzustellen, wie die Informationen über diesen Krieg in der nationalen Erzählung dargestellt werden - als tragisches, beschämendes oder heroisches Ereignis? Warum befasst sich das nationale historische Gedächtnis hauptsächlich mit der heroischen Seite der Geschichte und nicht mit der hässlichen Seite?
Bewertung
Da die Aktivitäten im Klassenzimmer die aktive Beteiligung der Schüler*innen an der Durchführung der Aufgaben voraussetzen, kann die Lehrkraft die Beteiligung der Schüler*innen, die Genauigkeit der in den Dokumenten gefundenen Antworten und die Zuverlässigkeit der Zitate bewerten.Die Lehrkraft kann die Hausaufgaben nach den folgenden Kriterien bewerten:
- die Richtigkeit der angegebenen Fakten.
- die Vielfalt der historischen Dokumente, die die Schüler*innen verwenden.
- die Angemessenheit und Gültigkeit der Schlussfolgerungen, die die Schüler*innen bei ihren Recherchen ziehen.
Glossar
Brückenkopf - ein strategisch wichtiger Bereich um das Ende einer Brücke oder einer anderen Stelle, an der ein Gewässer überquert werden kannFrontbogen - ein Merkmal des Schlachtfelds, das in das feindliche Gebiet hineinragt, auch als Frontausbuchtung bezeichnet. Da der Vorposten von mehreren Seiten vom Feind umgeben ist, sind die Besatzungstruppen verwundbar. Das nachstehende Bild der Schlacht von Kursk ist ein anschauliches Beispiel für einen Frontbogen. Heeresgruppe Mitte - eine von zwei verschiedenen deutschen strategischen Truppen, die im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront kämpften.
Offensivoperation - eine militärische Operation, die durch einen aggressiven Einsatz von Streitkräften versucht, ein Gebiet zu besetzen, ein Gebiet zu erobern oder ein größeres strategisches, operatives oder taktisches Ziel zu erreichen. Ein anderer Begriff für eine Offensive, der in den Medien häufig verwendet wird, ist „Invasion“ oder der allgemeinere Begriff „Angriff“.
Oberstes Kommando - ist die oberste Führungsebene der Streitkräfte eines Staates (oder einer Staatenkoalition), in der Regel in Kriegszeiten und manchmal auch in Friedenszeiten. In der UdSSR war während des Zweiten Weltkriegs Josef Stalin der Chef des Oberkommandos.
Anhang I – Hausaufgaben Handzettel für Schüler*innen
Bitte lese den folgenden Text über die Schlacht von Rschew und die kollektive Erinnerung daran. Bitte denke beim Lesen über die folgenden Fragen nach:- Wie hat sich die Haltung russischer Beamter und Historiker gegenüber der Schlacht von Rschew im Laufe der Zeit verändert?
- Welche Folgen kann deiner Meinung nach das Verschweigen von Niederlagen und Misserfolgen nach sich ziehen?
- Glaubst du, dass die Bürger*innen einer Gesellschaft Einfluss darauf nehmen können, dass Ereignisse in der Geschichte nicht von den offiziellen Stellen totgeschwiegen und verzerrt werden?
In der sowjetischen Geschichtsschreibung wurden die Ereignisse der Jahre 1942-1943 auf dem Rschew-Frontbogen nicht als Ganzes betrachtet und erst recht nicht als Schlacht bezeichnet. In der „Sowjetischen Militäretenzyklopädie“, in der sechsbändigen „Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges“ und in anderen offiziellen Publikationen der Sowjetzeit fand sich keine einzige Darstellung der Schlacht.
In der russischen Neuzeit wurde der Begriff „Schlacht von Rschew“ von den unabhängigen russischen Historikern S. A. Gerasimova, O. A. Kondratiev und anderen in die Geschichtsschreibung eingeführt. Im Laufe der Zeit wurde die Gültigkeit einer solchen Schlussfolgerung (dass die Aktivitäten rund um den Frontbogen als „Schlacht von Rschew“ anerkannt werden sollten) auch auf offizieller Ebene anerkannt, so dass in der „Großen Russischen Enzyklopädie“ die Schlachten um Rschew 1942-1943 als eine Reihe von zusammenhängenden sowjetischen Offensivoperationen betrachtet werden. Ein direkter Appell wurde bereits in der offiziellen Zeitschrift Russian Military Review veröffentlicht: „Die Wiederherstellung der historischen Wahrheit erfordert die Einführung des Konzepts der Schlacht von Rschew in den wissenschaftlichen Gebrauch, indem sie auf eine Stufe mit solch schicksalhaften Schlachten des Großen Vaterländischen Krieges wie der Schlacht um Moskau, der Schlacht um Leningrad und der Schlacht um den Kaukasus gestellt wird.“
Der Krieg im Gebiet des Brückenkopfes Rschew-Wjasma war kein Ruhmesblatt für die sowjetische Seite: Lange Zeit gab es einen Brückenkopf einer großen deutschen Gruppe in der Nähe der Hauptstadt des Staates. Alle Versuche des Obersten Kommandos, ihn trotz schwerer Verluste zu vernichten, scheiterten, wofür der Kommandeur der Westfront, I.S. Konew, seines Amtes enthoben wurde. Nach dem Krieg versuchte die Führung des Landes, diese Ereignisse zu „vergessen“.
Quelle: In Anlehnung an ‘Battles of Rzhev’, Wikipedia, letzter Zugriff: 14. November 2022.
Anhang II – Memoiren des sowjetischen Offiziers Pjotr Mikhin über die Schlacht von Rschew
Gruppe 1. Lest den folgenden Auszug aus den Memoiren von Pjotr Milchin, einem sowjetischen Offizier, der an der Schlacht von Rschew teilnahm. Wie charakterisiert der Autor diese Schlacht? Unterstreicht die Schlüsselwörter, die eure Antwort stützen.Mehr als sechzig Jahre sind seit dem Ende der Schlacht von Rschew vergangen. Doch trotz der Tragweite, die den Schlachten von Stalingrad oder Kursk in nichts nachsteht, wissen nur wenige Menschen davon. Nur ein Veteran, der in diesem Fleischwolf war, wird sie nie vergessen.“
Gruppe 2. Lest den folgenden Auszug aus den Memoiren von Pjotr Milkhin, einem sowjetischen Offizier, der an der Schlacht von Rschew teilnahm und erklärt die Bedeutung der Schlacht. Unterstützt eure Antwort mit Zitaten und Begriffen aus dem Text.
Die Kämpfe bei Rschew wurden von herausragenden militärischen Führern auf unserer Seite geleitet: Marschälle Stalin, Schukow, Konew, Wassilewski, Sokolowski.
Aber Rschew wurde nie eingenommen.
Die Deutschen bezeichneten Rschew auf unterschiedliche Weise: „Der Schlüssel zu Moskau“, „eine Pistole, die auf die Brust Moskaus gerichtet ist“, „ein Sprungbrett für den Sprung nach Moskau“. Sie kämpften erbittert, um ihn einzunehmen.“
Gruppe 3. Lest den folgenden Auszug aus den Memoiren von Pjotr Milkhin, einem sowjetischen Offizier, der an der Schlacht von Rschew teilnahm. Wie erklärt der Autor, dass Informationen über die Schlacht von Rschew totgeschwiegen wurden? Stützt eure Antwort mit Zitaten aus dem Text.
Die Schlacht um Rschew ist die tragischste, blutigste und erfolgloseste aller von unserer Armee geführten Schlachten. Wir schreiben normalerweise nicht über Misserfolge, aber ein langer Krieg kann ja nicht nur aus Siegen bestehen. Ist die Tragödie von Millionen nicht wichtiger als die zweifelhafte Ehre selbst der wichtigsten Uniform?! Die patriotische Erziehung wird nicht unter der Darstellung des Heldentums und der Tragödie von Soldaten leiden, die um des Sieges willen in gescheiterten Militäroperationen ihr Leben ließen.“
Quelle: Mikhin, P. A. (2006). Артиллеристы, Сталин дал приказ! [Kanoniere, Stalin hat es befohlen!], Yauza: Moskau.
Anhang III - Statistische Daten der Schlachten des Zweiten Weltkriegs: Verluste der Streitkräfte der UdSSR
Truppenstärke zu Beginn der Operation |
Verluste bei der Operation | |||
Unheilbare Verluste |
Medizinische Verluste |
Verluste insgesamt |
Tägliche Verluste |
|
1,058,200 | 272,320 | 504,569 | 776,889 | 7, 543 |
Truppenstärke zu Beginn der Operation |
Verluste bei der Operation | |||
Unheilbare Verluste |
Medizinische Verluste |
Verluste insgesamt |
Tägliche Verluste |
|
1,143,500 | 154,885 | 330,892 | 485,777 | 6,392 |
Truppenstärke zu Beginn der Operation |
Verluste bei der Operation | |||
Unheilbare Verluste |
Medizinische Verluste |
Verluste insgesamt |
Tägliche Verluste |
|
1,272,700 | 70,330 | 107,517 | 177,847 | 9,360 |
Truppenstärke zu Beginn der Operation |
Verluste bei der Operation | |||
Unheilbare Verluste |
Medizinische Verluste |
Verluste insgesamt |
Tägliche Verluste |
|
1,287,600 | 112,529 | 317,361 | 429,890 | 11,313 |
Quelle: Krivosheev, G. F. (ed.) (1993). Потери Вооруженных Сил Ссср В Войнах, Боевых Действиях И Военных Конфликтах [Verluste der Streitkräfte der UdSSR in Kriegen, Feindseligkeiten und militärischen Konflikten], Военное Издательство: Moskau, S. 176.
Anhang IV - Auszug aus einem Interview mit der Historikerin Svetlana Gerasimova
Zu Sowjetzeiten wurden die Ereignisse im Gebiet des Rschew-Wjasma-Frontbogens teilweise vertuscht. In der heutigen Zeit stellt die offizielle militärhistorische Wissenschaft die militärischen Operationen im zentralen Sektor der sowjetisch-deutschen Front von Januar 1942 bis März 1943 nur bruchstückhaft dar. Dies erklärt sich aus der Tatsache, dass die Operationen der sowjetischen Truppen trotz der hohen Verluste an Arbeitskräften ihre Ziele nicht vollständig erreichten. Es war nicht möglich, die Truppen der Heeresgruppe Mitte am Brückenkopf Rschew-Wjasma endgültig zu besiegen, so dass die sowjetische Führung diese Operationen als erfolglos betrachtete. Ja, die Deutschen verließen das Gebiet selbst, beziehungsweise wurden von der Wehrmachtsführung zurückgezogen. Es ist auch anzunehmen, dass die Unterlassung dieser Operationen auch dadurch erklärt wird, dass die Truppen in diesen Operationen von den berühmtesten Kommandeuren des Großen Vaterländischen Krieges - Schukow und Konew - befehligt wurden.“
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