2. Lernaktivitäten im Klassenzimmer und beim Gedenkstättenbesuch
Wenn ein Besuch vor Ort möglich ist, kann er den Unterricht über Gedenkstätten im Klassenzimmer auf verschiedene Weise bereichern.
Vor dem Besuch
Die oben genannten didaktischen Blickwinkel gelten auch hier. Im Allgemeinen sind die Schüler*innen mehr gespannt auf den Besuch einer Gedenkstätte, wenn sie sich darauf gründlich vorbereitet haben. Bekommen die Schüler*innen im Vorfeld des Besuchs Aufgaben, z.B. Präsentationen zu erstellen, die sie während des Besuchs zeigen sollen, und genug Zeit, diese im Unterricht vorzubereiten, dürften sie in der Vorbereitungsphase ein höheres Maß an Motivation aufweisen. Ein Beispiel für eine solche Präsentationsaufgabe wäre: 1. Beschreiben Sie die physischen Eigenschaften der Gedenkstätte; 2. Nutzen Sie Ihr Wissen aus dem Lehrbuch, um zu erklären, warum diese Gedenkstätte eine wichtige Quelle für uns ist; 3. Lesen Sie die Inschrift auf dem Denkmal laut vor und nehmen Sie Stellung dazu, ob die Inschrift für Jugendliche noch bedeutsam ist. Hier bietet sich die Gruppenarbeit als Strategie an, vor allem für eine große Klasse, wenn die Lehrkraft möchte, dass mehrere Schülerpräsentationen beim Besuch stattfinden. Die Gruppenmitglieder können verschiedene Aufgaben bekommen, um die Präsentation vorzubereiten, dabei sind Rollen zu verteilen und zu beschreiben, die Vorbereitungszeit muss geplant und für die Rückmeldung zu den Beiträgen der Gruppenmitglieder gesorgt werden. Aufgaben wie diese können die Fähigkeiten der Schüler zum selbstständigen Lernen, Kooperationsfähigkeit und Verantwortlichkeit fördern.
Während des Besuchs
Schülerpräsentationen beim Besuch einer Gedenkstätte unterscheiden sich unter Umständen stark von Präsentationen im Klassenzimmer, ebenso wie die Lernergebnisse.
Erstens findet die Präsentation in einem öffentlichen Bereich statt, oft unter freiem Himmel. Damit die Kommunikation mit den Mitschüler*innen gelingt, muss der/die Vortragende die Gruppe an einem abgelegenen Ort versammeln sowie klar und deutlich sprechen, um sicherzustellen, dass der Inhalt tatsächlich aufgenommen wird. Zweitens bietet die Physikalität gerade bei Denkmälern zusätzlich die Möglichkeit, sich um sie herum zu bewegen und aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, sodass man künstlerische und kulturelle Interpretationen hervorheben und gleichzeitig den historischen Inhalt vermitteln kann. Das bedeutet aber, dass die Schüler*innen ihren Vortrag so planen müssen, dass die Informationen mit den jeweiligen Perspektiven auf den Ort interagieren können. Zu den angestrebten Lernergebnissen des Besuchs vor Ort gehören Kompetenzen wie Wissen und kritisches Verständnis von Sprache und Kommunikation sowie Zuhören und Beobachten.
Nach dem Besuch
Zurück im Klassenzimmer wird Zeit für die Bewertung/Reflexion der Lernaktivität in der Klasse benötigt, damit klar wird, inwieweit der angestrebte Kompetenzerwerb erreicht wurde. Die Lehrkraft kann die Reflexionseinheit so gestalten, dass die Schüler*innen zunächst und vor allem zu Wort kommen, entweder in Gruppenarbeit oder im Plenum. Sie können Stellung nehmen und diskutieren, ob und wie der Unterricht vor dem Besuch zum Erfolg der Aktivitäten vor Ort beigetragen hat und was für einen zukünftigen Besuch noch verbessert werden könnte. Die Schüler*innen sollten ermutigt werden, ihre jeweiligen mündlichen Präsentationen und eventuell auch die Qualität ihrer persönlichen Beiträge zu bewerten. Die Lernaktivität zur Gedenkstätte Brückenkopf Șerpeni in Moldawien enthält beispielsweise mehrere Arbeitsblätter, die die Schüler*innen zur Beschreibung des Denkmals anleiten, außerdem eine Fotosuche und Fragen zum Nachdenken.
Eine Unterrichtseinheit im Anschluss an den Besuch ist auch wichtig, um über die Gedenkstätte als historische Quelle, die heute über die Vergangenheit erzählt, zu reflektieren. Wie gut hat sie als zusätzliche Quelle für die Schüler*innen, die sich mit dem Thema befassen, funktioniert? Wie könnte es von künftigen Generationen von Schüler*innen oder Besucher*innen im Allgemeinen interpretiert werden? Ein schriftliches Feedback wäre hier auch möglich.